Trigeminusneuralgie: Informationen & Trigeminusneuralgie-Spezialisten

06.10.2022
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
Leading Medicine Guide Redaktion

Als Trigeminusneuralgie bezeichnet man starke Gesichtsschmerzen, die vom 5. Hirnnerv (Nervus trigeminus) verursacht werden. Die Schmerzen treten in extremen, kurzzeitigen Anfällen auf.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Trigeminusneuralgie-Spezialisten und Zentren.

ICD-Codes für diese Krankheit: G50

Empfohlene Spezialisten für Trigeminusneuralgie

Artikelübersicht

Was ist eine Trigeminusneuralgie?

Der Nervus trigeminus übermittelt Sinnesreize vom Gesicht an das Gehirn. Eine weitere Aufgabe des Nervs ist die Steuerung der Kau- und Schläfenmuskeln.

Irritiert, reizt oder schädigt man den Nervus trigeminus, kommt es zu starken Schmerzen. Das geschieht beispielsweise durch Einklemmung des Nervs. Häufige Ursachen sind in der Nähe befindliche Blutgefäße, die Druck auf den Hirnnerv ausüben. Auch eine Gesichtsverletzung kann eine der Nervenverästelungen einklemmen.

Die damit einhergehenden Beschwerden können den Patienten in seinem Tagesablauf stark beeinträchtigen. Der Verlauf des Gesichtsschmerzes ist nicht im Voraus einschätzbar: Manche Patienten sind Wochen und Monate beschwerdefrei. Andere wiederum klagen darüber, dass sich die Schmerzattacken im weiteren Krankheitsverlauf häufen.

Mit zunehmendem Lebensalter erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, an der sehr schmerzhaften Trigeminusneuralgie zu erkranken. Dennoch tritt diese Form des Gesichtsschmerzes verhältnismäßig selten auf: Pro Jahr erkranken etwa 4 von 100.000 Personen an einer Trigeminusneuralgie.

Trigeminusneuralgie
Verästelungen des Trigeminus-Nerven im Gesicht © Henrie | AdobeStock

Welche Symptome treten bei einer Trigeminusneuralgie auf?

Die Trigeminusneuralgie tritt in Anfällen auf: Es kommt zu plötzlichen, sehr starken und stechenden Schmerzen, die oft auf eine Gesichtshälfte beschränkt sind. Der Anfall dauert einige Sekunden bis höchstens zwei Minuten. Sogar die Zähne und die Nasolabialfalten können davon betroffen sein. Die Nasaobialfalten verlaufen von der von der Nase zum Mund.

Solche Anfälle können mehrmals täglich auftreten. Die Zeit zwischen den Attacken des Gesichtsschmerzes verläuft bei den meisten Patienten ohne Beschwerden. Manche klagen jedoch über einen Dauerschmerz im Gesichtsbereich.

Die Schmerzen gehen manchmal auch mit reflexartigen Muskelkrämpfen in der betroffenen Gesichtshälfte einher. Daher bezeichnet man die belastende Erkrankung auch als Tic douloureux.

Da die Schmerzattacken sehr heftig und seelisch belastend sind, leiden viele Patienten zusätzlich an Depressionen. Aus Furcht vor dem nächsten Anfall verzichten viele von ihnen sogar auf tägliche Mahlzeiten und verlieren an Gewicht.

Betroffene mit dieser Symptomatik wenden sich am besten sofort an ihren behandelnden Arzt.

Was sind die Ursachen einer Trigeminusneuralgie?

Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft (IHS) unterscheidet bei der sehr seltenen Erkrankung zwischen der klassischen und der symptomatischen Trigeminusneuralgie.

Die genaue Ursache der klassischen Form konnte bisher medizinisch noch nicht geklärt werden. Als Auslöser kommen beispielsweise

  • ein einfacher Luftzug,
  • Kaubewegungen,
  • Sprechen,
  • Zähneputzen oder
  • psychischer Stress

infrage.

Die symptomatische Trigeminusneuralgie tritt als Symptom einer Grunderkrankung auf. Das ist beispielsweise:

Mit symptomatischem Gesichtsschmerz haben die Patienten keine schmerzfreien Episoden. Die Schmerzen treten dann immer beidseitig auf.

Wie wird eine Trigeminusneuralgie diagnostiziert?

Die Diagnose stellt der Hausarzt, da der Patient meist ihn als erstes konsultiert. Der Neurologe (Arzt für Nervenerkrankungen) untersucht den Kranken dann auf eine eventuell vorhandene Grunderkrankung.

In der Regel lässt er eine Computer-Tomographie (CT) oder eine Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) durchführen. Diese bildgebenden Verfahren dienen der Feststellung auffälliger Befunde wie beispielsweise eines Hirntumors.

Verdächtigt der Arzt eine multiple Sklerose als Verursacher des stechenden Gesichtsschmerzes, macht er eine Lumbalpunktion: Er entnimmt ein geringe Menge Nervenwasser (Liquor) aus dem Rückenmarkskanal und lässt es im Labor untersuchen. Außerdem führt er zur Abklärung anderer Verdachtsdiagnosen Bluttests durch.

Mithilfe der MR-Angiografie kann der Facharzt ein detailliertes Bild der Blutgefäße erstellen. So kann er etwa kontrollieren, ob missgebildete Blutgefäße vorliegen.

Ist ein operativer Eingriff notwendig, erkennt der Neurochirurg auf den Bildern den genauen Verlauf der Blutgefäße im Operationsgebiet.

Wie wird eine Trigeminusneuralgie behandelt?

Behandlung der klassischen Trigmeniusneuralgie

Bei der klasischen Form der Trigeminusneuralgie ohne Grunderkrankung verschreibt der Arzt meistens Medikamente. Es handelt sich nicht um schmerzhemmende Mittel, die akut gar nicht wirken können. Stattdessen behandelt man die Erkrankung mit Medikamenten gegen Epilepsie. Sie blockieren schon im Vorfeld die Reizleitung der Nerven.

Der Facharzt verschreibt oft Medikamente mit dem Wirkstoff Carbamazepin. Der Patient nimmt sie in immer höherer Dosis, bis eine Linderung eintritt. Alternativ kommen Oxcarbazepin und Baclofen zum Einsatz. Dadurch wird die Übererregbarkeit des fünften Hirnnervs verringert.

Sind die Schmerzen zu stark, muss der Kranke beide Mittel gleichzeitig einnehmen. Im Krankenhaus verabreicht man bei der Therapie das Epilepsie-Medikament Phenytoin.

Ein operativer Eingriff ist bei der Erkrankung nur dann Mittel der Wahl, wenn

  • die Arzneimittel nicht wirksam sind,
  • zu starke Nebenwirkungen haben oder
  • beim Patienten beispielsweise ein Tumor vorhanden ist.

Der Neurochirurg wendet dann eines von drei Operationsverfahren an.

Er blockiert die Aktivität der Nervenknoten mittels Strahlenchirurgie. Bei diesem Eingriff wird eine hohe Dosis Strahlen präzise auf das Operationsgebiet gerichtet (Cyberknife-Verfahren). Die Strahlen zerstören die Nervenfasern nahe dem Hirnstamm. Die meisten Patienten sind schon einen Tag nach der Behandlung beschwerdefrei.

In manchen Fällen dauert es allerdings zwei Wochen bis maximal zwei Monate, bis der Kranke von seinem Gesichtsschmerz befreit ist.

Außerdem kann er die Thermokoagulation anwenden. Bei dieser Methode zerstört extreme Hitze die Nervenfasern.

Drückt ein Gefäß auf den Nervus trigeminus, gibt es eine weitere Behandlungsmethode. Der Arzt setzt dabei ein Schwämmchen zwischen Blutgefäß und Nerv ein.

Behandlung der symptomatischen Trigeminusneuralgie

Von der symptomatischen Trigeminusneuralgie sind überwiegend jüngere Personen betroffen. Die Behandlung richtet sich nach der verursachenden Erkrankung.

Kommt es infolge der intensiven Schmerzen zu Depressionen, benötigen die Kranken noch zusätzlich psychologische Hilfe.

Risiken bei der Trigeminus-OP

Die heutigen operativen Methoden sind ausgereift und es kommt Hochleistungstechnologie zum Einsatz. Darüber hinaus sind Neurochirurgen hochqualifiziert und erfahren. Dennoch können operative Eingriffe am Trigeminus-Nerv bleibende gesundheitliche Schäden hinterlassen.

Dazu gehören beispielsweise

  • Hörprobleme,
  • Sensibilitätsstörungen im Gesicht (Taubheitsgefühle der Gesichtshaut) sowie
  • Sehstörungen.

Außerdem kann es trotz Operation grundsätzlich immer wieder zu Rückfällen kommen.

Qualifikation und Ausbildung von Trigeminusneuralgie-Spezialisten

Bei starken Nervenschmerzen ist der Neurologe der richtige Ansprechpartner. Ein Neurologe ist Experte für Erkrankungen des Nervensystems.

Fachärzte für Neurologie sind Mediziner, die nach dem Studium eine 60-monatige Weiterbildung im Bereich der Neurologie und Psychiatrie absolvieren.

Auch ein Neurochirurg kann Experte für die Trigeminusneuralgie sein. Zu seinem Fachgebiet gehören operative Eingriffe im Bereich des Nervensystems.

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print