Embolisation: Spezialisten & Behandlungsinfos

Als Embolisation wird der gezielte Verschluss von Blutgefäßen durch das Einbringen von gefäßblockierenden Wirkstoffen bezeichnet. Damit lassen sich Blutungen stoppen und so etwa auch die Blutzufuhr zu einem Tumor unterbinden. Die Embolisation kommt daher in verschiedenen Bereichen zum Einsatz. Der Gefäßverschluss kann vorübergehend oder dauerhaft sein.

Mehr über die verschiedenen Verfahren und Anwendungsbereiche erfahren Sie weiter unten.

Empfohlene Ärzte für eine Embolisation

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Embolisation - Weitere Informationen

Was versteht man unter Embolisation?

Bei einer Embolisation werden besondere Wirkstoffe (medizinisch Embolisate) in Blutgefäße injiziert und diese dadurch von innen verschlossen. Durch die Embolisation können ohne operativen Eingriff Blutungen gestillt und Tumore verkleinert werden.

Konkret dienen

  • aushärtende Flüssigkeiten (u.a. Ethibloc, Histoacryl, Ethylen-Vinylalkohol-Copolymer),
  • kleine Metallspiralen (Coils) oder
  • Kunststoff-Partikel (Gelfoam, Polyvinylalkohol, Gelatine)

als Embolisat. Bei der Verwendung alkoholhaltiger Flüssigkeiten spricht man auch von Chemoembolisation.

Das injizierte Embolisat wird mit dem Blutstrom verschleppt und bleibt dann hängen. Dadurch werden diese Gefäße (meist Schlagadern) verschlossen bzw. verklebt und eine Blutung gestillt.

Die Embolisation kann auch dazu verwendet werden, die Durchblutung von krankem Gewebe (z.B. Tumoren) zu stoppen. Damit stirbt das Gewebe ab. 

Darüber hinaus kann die Embolisation den Blutverlust während der chirurgischen Entfernung eines gut durchbluteten Tumors verringern. Dazu müssen die zuführenden Blutgefäße schon im Vorfeld verschlossen werden.

Bei welchen Erkrankungen kann eine Embolisation angewendet werden?

Eine Embolisation kann bei folgenden Erkrankungen angewendet werden:

  • Blutungen
  • unfallbedingten Rissen in einer Gefäßwand (Gefäßrupturen) 
  • angeborenen oder erworbenen Fehlbildungen (Angiomen)
  • Erweiterungen der Gefäßwand (Aneurysmen)
  • unnatürlichen Verbindungen zwischen zwei Blutgefäßen (Fisteln) oder bei
  • Krebsgeschwulsten 

Die Krebsbehandlung mittels Embolisation

Mittels Embolisation lassen sich Fisteln und gutartige Gebärmuttertumoren (Uterus-Myome) heilen. Hier stellt die Embolisation eine eigenständige Behandlungsmaßnahme dar.

Bei den meisten Krebserkrankungen und Gefäßfehlbildungen ist die Embolisation ein Baustein innerhalb eines umfassenden Behandlungskonzeptes. Hier wird eine Embolisation in aller Regel angewandt, um

  • die Bedingungen für eine Operation oder Strahlentherapie zu verbessern bzw.
  • die Anzahl der krankhaft veränderten Gefäße zu minimieren.

Ähnlich wie normales Gewebe benötigen auch Krebsgeschwulste Nährstoffe und Sauerstoff. Sie werden über die Blutgefäße damit versorgt. Da Krebszellen sich besonders schnell teilen, sind sie auf eine sehr gute Blutversorgung angewiesen. Durch die Blockade der versorgenden Gefäße mittels Embolisation wird die Geschwulst von der Blut- und somit Nährstoffzufuhr abgeschnitten.

Die Krebszellen werden auf diese Weise „ausgehungert“. Es kommt zu einem Wachstumsstillstand und gegebenenfalls zu einer deutlichen Verkleinerung der Krebsgeschwulst. Beschwerden, die durch die Ausbreitung der Geschwulst verursacht wurden, nehmen ab.

Nicht jeder Tumor ist einer Embolisation zugänglich. Eine Embolisation kann vor allem bei den folgenden Krebsarten durchgeführt werden:

Daneben zeigt eine Embolisation vielversprechende Ergebnisse bei bestimmten Formen der gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie). Die Behandlung ist dabei allerdings noch experimentell eingestuft und wird nur im Rahmen von Studien empfohlen.

Wie funktioniert die Embolisation bei Gefäßaussackungen und Blutungen?

Aneurysmen sind Erweiterungen bzw. Aussackungen in Gefäßwänden. Sie können platzen und dann eine lebensbedrohliche Blutung (z.B. im Gehirn) verursachen. Aneurysmen der Hirnarterien (sogenannte zerebrale Aneurysmen) haben zudem ein hohes Operationsrisiko.

Mediziner behandeln zunehmend auch Aneurysmen mit Metallspiralen im Rahmen einer Embolisation. Gerade bei Hirnaneurysmen, die sich nur schwierig chirurgisch behandeln lassen, hat sich die Embolisation bewährt.

Gefäßverschließende Maßnahmen können auch bei akuten Blutungen im Nasen-Rachen-Raum infolge

  • schwerer Unfälle,
  • nach chirurgischen Eingriffen oder
  • bei schwerem Nasenbluten (Epistaxis) ohne feststellbare Ursache

erforderlich sein, um vorübergehend oder gegebenenfalls auch endgültig die Blutung zu stillen.

Wie läuft eine Embolisation ab?

Die Embolisation wird

  • unter Einsatz eines Katheters (dünner Schlauch) oder
  • per direkter Punktion (gezieltes Einstechen einer Nadel) durch die Haut (perkutan)

durchgeführt. Bei der Katheterembolisation punktiert man unter örtlicher Betäubung die Leistenarterie mit einer Kanüle. Anschließend werden unter Röntgenkontrolle zunächst ein Führungsdraht und dann ein Katheter eingeführt und zu dem Blutgefäß vorgeschoben, das verschlossen werden soll.

Durch den Katheter wird schließlich das Embolisat eingebracht, das den Blutstrom zeitweise oder endgültig blockieren soll. Abschließend wird eine Kontrollaufnahme angefertigt und im Anschluss der Katheter entfernt.

Bei der direkten Punktion wird das zu blockierende Gefäß direkt mit einer Hohlnadel punktiert. Die blockierenden Substanzen oder Partikel injiziert der Mediziner dann direkt über die Hohlnadel.

Was genau ist eine Chemoembolisation?

Eine besondere Form der Embolisation stellt die sogenannte transarterielle Chemoembolisation (TACE) dar. Sie wird bei bei Leberkrebs und Lebermetastasen angewandt. Bei diesem Verfahren wird die Blutzufuhr zur Krebsgeschwulst blockiert, nachdem diese einer örtlichen Chemotherapie ausgesetzt wurde.

Bei einer konventionellen Chemotherapie wird das Krebsmedikament (sogenanntes Zytostatikum) oral oder über eine Armvene verabreicht. Im Anschluss verteilt es sich im gesamten Körper.

Bei der Chemoembolisation injiziert man das Medikament direkt in den Bereich der Krebsgeschwulst. Wegen der Trennung der Geschwulst vom restlichen Blutkreislauf kann das Medikament länger auf die Krebszellen einwirken. Es wird nicht über das Blutkreislaufsystem weggespült. Dadurch sammelt es sich in den Krebszellen an und tötet diese effektiv ab.

Transarterielle Chemoembolisation (TACE)
Mittels Embolisation lässt sich der Wirkstoff einer Chemotherapie in einem bestimmten Teil des Blutgefäßsystems halten, wie hier im Bereich der Leber © samunella | AdobeStock

Welche Risiken und Nebenwirkungen hat die Embolisation?

Wie bei allen invasiven Behandlungsmaßnahmen kann es auch bei der Embolisation zu Komplikationen oder Nebenwirkungen kommen. Diese sind in erster Linie durch eine Verschleppung der eingebrachten Substanzen und deren Auswirkungen auf andere Organe bedingt. Der Einsatz von Kathetern kann unter anderem zu Blutungen oder Blutergüssen führen.

Häufig ist ein sogenanntes Postembolisationssyndrom zu beobachten. Dieses zeichnet sich durch grippeähnliche Beschwerden wie

  • Übelkeit,
  • Fieber,
  • Gliederschmerzen und
  • Bauchschmerzen

aus und ist medikamentös gut behandelbar. Auch während des Eingriffs können lokal Schmerzen auftreten, die durch entsprechende Schmerzmittel gelindert werden.

Darüber hinaus wird Frauen mit Kinderwunsch teilweise von einer Embolisation eines Gebärmutterkrebses abgeraten. Die Langzeitwirkungen des noch neuartigen Behandlungsansatzes sind bislang nicht eindeutig geklärt. Eine Schädigung von gesunden Bereichen der Gebärmutter kann daher nicht vollständig ausgeschlossen werden.

Wie geht es nach einer Embolisation weiter?

Im Anschluss an die Behandlung ist eine 24-stündige Bettruhe erforderlich. Ist ein weiterer chirurgischer Eingriff geplant, erfolgt dieser zeitnah nach der Embolisation.

Eine Chemoembolisation muss oft in regelmäßigen Abständen wiederholt werden, um das geplante Therapieziel zu erreichen.

Bei Krebserkrankungen müssen nach einer Embolisation regelmäßige Verlaufskontrollen durch bildgebende Verfahren wie 

stattfinden.

Bereits 1 bis 2 Wochen nach dem Eingriff zeigt sich bei einigen Krebserkrankungen (u.a. beim gutartigen Gebärmutterkrebs) ein Resultat. Mediziner können dann prüfen, ob die behandelte Krebsgeschwulst zerstört wurde.

Die Zerstörung der Krebszellen ist dabei anhand der nicht mehr feststellbaren Durchblutung (sogenannte Devaskularisation) erkennbar.

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