Parodontologie auf Weltniveau: Prof. Sculean als Forscher und Praktiker

09.06.2021
Matthias Kühn
Redakteur
Wenn es um Parodontologie geht, gibt es weltweit kaum einen versierteren Spezialisten als ihn: Prof. Dr. med. dent, Dr. h.c. (mult.) Anton Sculean hat in der Zahnmedizin den Ruf, sowohl ein herausragender Forscher als auch einer der besten Praktiker zu sein, an die sich Patienten überhaupt wenden können. Und das gilt nicht nur für diesen Bereich: Prof. Sculean, Direktor der Klinik für Parodontologie in den Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern, überzeugt mit einer seltenen Expertise. Ein Fachgebiet, in dem Praktiker aus aller Welt von seiner Expertise profitieren, ist die regenerative und plastisch-ästhetische Parodontaltherapie.

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Pionier der regenerativen Zahnmedizin

Die immense Erfahrung, die Prof. Sculean in mehr als zwei Jahrzehnten als Fachzahnarzt für Parodontologie in Forschung, Lehre und Praxis angesammelt hat, blieb nicht unverborgen. Vor allem mit seinen Forschungsergebnissen, die immer wieder die Zahnmedizin revolutionieren, erhielt er viel Aufmerksamkeit. So ist es kein Wunder, dass Prof. Dr. med. dent, Dr. h.c. (mult.) Anton Sculean 2020 eine Auszeichnung erhielt, die in Fachkreisen als eine der begehrtesten Trophäen überhaupt gilt: Ihm wurde der „Distinguished Scientist Award der IADR“ verliehen.

Die IADR, mit vollem Namen International Association for Dental Research, gilt mit ihren weltweit rund 12.000 Mitgliedern als wichtigste internationale Vereinigung für zahnärztliche Forschung. Sie fördert die zahnärztliche Forschung und hat sich die Aufgabe gestellt, weltweit eine Verbesserung der Mundgesundheit zu erreichen. So unterstützt die IADR seit über hundert Jahren vor allem die Idee, dass Zahnärzte aus allen Kontinenten besseren Zugang zu Forschungsergebnissen und dem damit verbundenen Wissen erhalten.

Hoher Wissenschaftspreis ging 2020 an Prof. Sculean

Prof. Dr. Anton Sculean erfüllt die Voraussetzungen für diese Auszeichnung wie wohl kaum ein anderer Zahnmediziner im deutschen Sprachraum. Für ihn war es schon immer wichtig, dass Forschungsergebnisse, die er in produktiver Teamarbeit entwickelt, einen direkten praktischen Bezug haben und somit für die Zahngesundheit seiner Patienten von entscheidender Bedeutung sind. Ihm geht es darum, dass der Austausch zwischen Grundlagenforschung und klinischer Forschung sozusagen barrierefrei stattfindet – und dass die Anwendung in der medizinischen Praxis immer im Mittelpunkt steht. Dazu gehört auch, dass Fachärzte in aller Welt Zugang zu seinen Ergebnissen erhalten. Und er wird niemals müde, seine bereits überaus hohen Standards weiterhin zu optimieren.

In der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO), die zu den ältesten und größten zahnmedizinischen Fachgesellschaften der Welt zählt, knallten nach der Nachricht von der Auszeichnung vermutlich die Sektkorken. Denn Prof. Dr. med. dent, Dr. h.c. (mult.) Anton Sculean war – und ist – das erste Mitglied der DG PARO, das mit dem „Distinguished Scientist Award der IADR“ ausgezeichnet wurde. Für die mehr als achtzig Jahre alte Gesellschaft, die vor allem wissenschaftliche und fachliche Aufgaben auf dem Gebiet der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde wahrnimmt, schloss sich damit ein Kreis: Den rund 4.400 aktiven Mitglieder der DG PARO galt die Auszeichnung ihres Vorzeigemitglieds als Zeichen dafür, dass sich tatsächlich etwas tut bei der Forschung zur Parodontologie – und zwar zum Wohle der Patienten.

Das amerikanische Webportal Expertscape erstellt regelmäßig Ranglisten der weltweit besten Mediziner und Krankenhäuser in spezifischen Bereichen der Medizin. Laut dieser Bewertung ist Prof. Sculean zurzeit auf dem Platz Eins unten den besten Parodontologen weltweit gelistet.

Die hohe internationale Reputation von Professor Sculean wurde einmal mehr mit der Ernennung zum neuen Chefredakteur der Zeitschrift Periodontology 2000 bestätigt. Mit einem Impact Factor von 7.718 wird Periodontology 2020 aus insgesamt 91 Fachzeitschriften in der Zahnmedizin als die Nummer Eins eingestuft. Zum ersten Mal in seiner Geschichte kommt dieses wichtige Publikationsorgan von den USA nach Europa – genau: nach Bern, unter der Leitung von Prof. Sculean. Damit ist Prof. Sculean das einzige Mitglied der DG Paro, Ex-Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Parodontologie (SSP) und der Europäischen Federation für Parodontologie (EFP), der zum Editor in Chief der bedeutendsten Fachzeitschrift nicht nur in der Parodontologie und Implantologie, sondern in der gesamten Zahnmedizin berufen wurde.

Zudem wurde Prof. Sculean für seine wissenschaftlichen und medizinischen Leistungen mit dem rumänischen Verdienstorden ausgezeichnet. Er erhielt diesen Orden auch in Anerkennung für seinen Beitrag zur Konsolidierung und Entwicklung der bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und Rumänien. Der Orden blickt auf eine Tradition von mehr als hundert Jahren zurück und wurde erstmals vom rumänischen König verliehen. Prof. Sculean wurde dieser Orden im Namen des rumänischen Präsidenten von Dr. Vlad Vasiliu überreicht, dem rumänischen Botschafter in der Schweiz.

sculean2.jpgHohe Auszeichnung: Botschafter Dr. Vasiliu überreicht Prof. Sculean den rumänischen Verdienstorden

Herausragende Expertise: Früher Fokus auf Parodontologie

Dass ihm nun der „Distinguished Scientist Award der IADR“ verliehen wurde, trifft den Nagel auf den Kopf – denn „distinguished“ bedeutet nichts anderes als herausragend. Und herausragend ist schon allein der Ehrgeiz, mit dem Prof. Sculean seine Forschungspläne angeht. Ihn trieb schon immer ein klarer Forschungswille an – und er hat ein eindeutiges Ziel: Wie lässt sich eine Parodontitis stoppen? Und vor allem: Wie kann man verlorengegangenes Gewebe wieder aufbauen? Das nämlich ist eines der Hauptfelder, auf die sich der renommierte Spezialist in seiner täglichen Forschungsarbeit spezialisiert hat.

Auch dass er sich besonders stark auf die Parodontologie konzentrieren würde, wusste Prof. Sculean schon früh. Wenn er heute Vorträge hält, wundern sich viele Teilnehmer darüber, dass er problemlos die Sprache wechseln kann – allein seine Seminare hält er in fünf Sprachen, zwei weitere spricht er fließend. Das kommt nicht von ungefähr – und hat viel mit der Offenheit und Vielseitigkeit zu tun, die herausragende Forscher immer wieder ausgezeichnet hat.

Geboren wurde er bereits in ein multikulturelles Umfeld im rumänischen Siebenbürgen. Er studierte Zahnmedizin an der Semmelweis Universität in Budapest, promovierte im westfälischen Münster, erhielt seine postgraduelle Ausbildung an der Royal Dental College in Aarhus, Dänemark, und absolvierte bald darauf die Facharztprüfung für – natürlich: Parodontologie. In diesem Fach habilitierte er sich 2001 auch und zwar an der Universität des Saarlandes in Homburg. Nächstes Land, nächste Sprache: 2004 wurde er Leiter der Abteilung für Parodontologie an der Radboud Universität – im niederländischen Nijmegen.

Wichtiger denn je: Ästhetische Aspekte der Parodontologie

Den Preis der IARD erhielt Prof. Sculean für ein Fachgebiet, das in den letzten zwei Jahrzehnten ohne ihn wohl kaum solche Fortschritte gemacht hätte: Die regenerative und plastisch-ästhetische Parodontaltherapie. Nach einer gängigen Definition umfasst die plastische Parodontalchirurgie die „operative und nichtoperative Korrektur von morphologischen Defekten“, zudem die „Korrektur von Weichgewebe und dazugehörigem Knochen in Position und Volumen“. Das Spektrum dieses Feldes ist sehr umfangreich, wobei in aller Regel mikrochirurgische und minimal-invasive Operationstechniken eingesetzt werden. Nachdem in den letzten Jahrzehnten der Anspruch an die Ästhetik immer weiter stieg und heute die orale Harmonie vor allem bei Frontzähnen von enormer Bedeutung ist, hat sich auch die Parodontologie immer mehr zu einer Kunstform entwickelt. Für Spezialisten wie Prof. Sculean ist es dabei wichtig, eine größtmögliche Harmonie von Form, Farbe und Textur zu erreichen.

Aber es macht die Mischung aus zufriedenstellender Ästhetik und parodontaler Gesundheit, die bei der Behandlung einer fortgeschrittenen Parodontitis im Fokus steht. Dabei gelingt es Prof. Sculean durch seine hochentwickelten Behandlungskonzepte, immer die maximale Schonung des Gewebes zu gewährleisten – auch mit kieferorthopädischen Behandlungen. Die von ihm und seinem Team entwickelte chirurgische Technik ermöglicht eine narbenfreie Regeneration des Zahnfleisches und liefert Ergebnisse, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren. Es sind gerade die besonders schonenden Methoden und Therapieoptionen, die eine wesentlich verbesserte Wundheilung mit sich bringen – und vorhersagbare klinische Ergebnisse.

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sculean4.jpgNarbenfreie Regeneration: „Noch vor wenigen Jahren undenkbare Ergebnisse“

Methoden und Materialien: Forschung für Patienten

Auch bei den angewendeten Materialien sorgen seine Forschungsergebnisse immer wieder für Furore – bis hin zum geeigneten Instrumentarium, mit dem er seine chirurgischen Techniken ausführt. Seine Patienten müssen natürlich nicht verstehen, was nun genau gemeint ist, wenn vom Verzicht auf vertikale Entlastungsinzisionen oder vom Gebrauch von subepithelialen Bindegewebstransplantaten die Rede ist, oder wenn es um Kollagenmatrices mit oder ohne Schmelzmatrixproteinen geht. Für sie steht im Vordergrund, dass Prof. Dr. med. dent, Dr. h.c. (mult.) Anton Sculean selbst dann den Zahnhalteapparat wieder aufbauen kann, wenn sie unter einer stark fortgeschrittenen Formen von Parodontitis leiden.

Für seine Patienten zählt schließlich das Ergebnis – wobei der empathische Facharzt in den Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern sehr gut erklären kann, wie er nun das Zahnfleisch wieder aufbaut und woher das Gewebe kommt, mit dem der Zahn im Knochen verankert wird. Und man erfährt, welche Formen der Mundhygiene optimal für eine lang anhaltende Zahngesundheit sind – und warum man auf die weit verbreiteten aggressiven Putzmethoden verzichten sollte. Das gern in sieben Sprachen.

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