
Weltweit wurde von 250 Journalisten zu Medizinprodukten recherchiert
Doch Implantate aus Kunststoff bergen auch Risiken. Da es sich nun einmal nicht um körpereigenes Gewebe handelt, kann es auch passieren, dass ein Implantat vom Körper abgestoßen wird. Es kann zu Komplikationen in Form von Entzündungen und Verletzungen kommen. In den vergangenen Monaten hat ein Team von mehr als 250 Journalisten weltweit zu Medizinprodukten recherchiert und massenhaft Daten und Fakten zusammengetragen. Das Ergebnis ist besorgniserregend. Denn allein in Deutschland wurden 14.000 Vorkommnisse bezüglich gravierender Probleme mit künstlichen Implantaten gemeldet. Als Hauptursache für Komplikationen hat sich das jeweilige Produkt selbst erwiesen. Wie kann das sein?Die Notwendigkeit klinischer Studien

Eigengewebe statt Plastik
Vielen Frauen, die zum Beispiel an einer Gebärmuttersenkung leiden, wird ein künstliches Netz aus Polypropylen eingesetzt, um dem Beckenboden wieder Halt zu geben. Meistens wird dabei zusätzlich die Gebärmutter, bis auf den Gebärmutterhals, entfernt. Das sogenannte Mesh-Implantat soll schnell mit körpereigenem Gewebe verwachsen und birgt ein geringes Infektionsrisiko. „Gebärmuttersenkungen führen meistens zu Unterleibsschmerzen und Blasenentleerungsstörungen, in schweren Fällen können sogar Teile der Gebärmutter durch die Scheide austreten“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Amadeus Hornemann. Logisch, dass hier etwas gemacht werden muss. Die Kunststoffnetze werden im Laufe der Jahre sehr hart. Ihre raue Oberfläche kann benachbarte Strukturen schädigen und das Wohlbefinden der Frauen stark einschränken. Eine komplette Entfernung des Netzes ist dann allerdings kaum mehr möglich. Um möglichen Komplikationen vorzubeugen, ist Dr. Hornemann ein wahrer Kunstgriff gelungen. Er setzte einer Patientin mit Gebärmuttersenkung eine körpereigene Kniesehne ein, die zu ebenso gutem Halt führt wie ein Kunstnetz und eben den Vorteil hat, dass kein Fremdkörper implantiert wurde. Seine Patientin ist begeistert und wohlauf. „Körpereigenes Gewebe wird immer gut vertragen“, betont Dr. Hornemann. „Daher nutzen wir statt Kunststoff eine Sehne, die schon seit Jahrzehnten bei orthopädischen Eingriffen als Ersatz für defekte Kreuzbänder verwendet wird.“Hersteller künstlicher Implantate werden immer häufiger zur Verantwortung gezogen
