„Wichtig sind Zeit und Gründlichkeit!“ Prof. Michael Akbar über sein Wirken als Wirbelsäulenchirurg

27.04.2022
Claudia Dechamps
Redakteurin

Professor Dr. med. Michael Akbar ist ein sehr erfahrener Spezialist für Wirbelsäulenchirurgie und Skoliosechirurgie. Gleich an zwei glänzend ausgestatteten Institutionen behandelt er seine Patientinnen und Patienten mit viel Empathie und seinem außergewöhnlich umfangreichen Fachwissen – an der Meoclinic in Berlin und der Privatklinik Experts First in Heidelberg. Dabei ist es ihm vor allem wichtig, sich ausreichend Gesprächszeit für jeden einzelnen zu nehmen. Bei Prof. Akbar ergänzen sich die in vielen Jahren aufgebaute Expertise und seine ureigene Intuition in besonders eindrucksvoller Weise. Dem Leading Medicine Guide gab er faszinierende Einblicke davon.

Akbarvorn.jpg

Leading Medicine Guide: Mit Ihren beiden Wirkungsstätten, der Meoclinic in Berlin und der Privatklinik Experts First in Heidelberg haben Sie sich Ihren Traum vom Arztsein erfüllt. Kann man das so beschreiben?

Prof. Dr. med. Michael Akbar: Ja, das kann man schon so beschreiben. In über fünfzehn Jahren in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universität Heidelberg habe ich mir eine umfassende Expertise in der Wirbelsäulenchirurgie aufgebaut. Ich behandele Erkrankungen der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule konservativ als auch operativ. Deformitäten der Wirbelsäule, posttraumatische Deformitäten, degenerative Erkrankungen – ich habe das alles im Laufe meiner praktischen Jahre gesehen und behandelt. Ich habe viel mit Kollegen aus anderen Fachgebieten wie z. B. den Neurochirurgen zusammengearbeitet und gelernt, deren Perspektive in meine Arbeit mit aufzunehmen. Aber ich will meine Patientinnen und Patienten verstehen, ich will Zeit für sie haben. An der Meoclinic in Berlin und bei Experts First in Heidelberg kann ich endlich so arbeiten und so für die Patienten da sein, wie ich das möchte und wie mir das wichtig ist.

Leading Medicine Guide: Sie legen viel Wert darauf, Ihre Patiententermine immer perfekt vorbereitet wahrzunehmen und dann rasch zum Kernproblem zu kommen. Wie gelangt man als Orthopäde schnell zu einer Diagnose?

Prof. Dr. med. Michael Akbar: Also – schnell ist jetzt vielleicht relativ, ich nehme mir für jeden Patienten dreißig bis sechzig Minuten Zeit. Ich frage ausführlich nach der Krankengeschichte, ich frage nach bestimmten Belastungen wie Treppensteigen, Radfahren, Bücken und Beugen und den auftretenden Schmerzen dabei. Bei älteren Menschen gehört immer auch eine Knochendichtemessung dazu. Deutschland ist nicht sehr gut aufgestellt in der Osteporoseversorgung. Langsam taste ich mich an die Symptome heran. Und ich arbeite sehr intuitiv.

Leading Medicine Guide: Intuitiv? Wie dürfen wir uns das vorstellen?

Prof. Dr. med. Michael Akbar: Vielleicht schildere ich mal zwei Fälle, die ich in der letzten Zeit hatte. Der erste war ein junges Mädchen, das mit ihrem Vater und mit zwei Gehhilfen die Praxis betrat. Sie klagte über unspezifische Schmerzen im Rücken und Lähmungserscheinungen in den Beinen. Auf den Bildern, die sie mitbrachte, war nichts zu erkennen, was für diese Phänomene hätte ursächlich sein können. Die sie bisher behandelnden Ärzte waren ratlos, wollten wohl operieren. Im ausführlichen Gespräch mit ihr stellte sich dann heraus, dass sie jetzt schon den fünften Schulwechsel wegen Mobbing hinter sich hatte. Der Vater war völlig betroffen, als er den Zusammenhang verstand. Hier war natürlich keine orthopädische, sondern eine psychologische Therapie notwendig.

Der zweite Fall war eine junge Polizistin, die mit Rückenschmerzen in meine Sprechstunde kam. Jung, sportlich, durchtrainiert. Und ich hatte von Anfang an das Gefühl, da stimmt etwas nicht an dem Gesamtbild. Wir haben über ihren Job gesprochen und dass bei ihrer Konstitution die schwere Ausrüstung, die sie tragen muss, eigentlich keine Rückenschmerzen verursachen könnte. An der Wirbelsäule war nichts zu entdecken. Und dann sagte sie, dass sie schwanger sei, der Mann das Kind aber nicht wolle – sie jedoch ihren Lebensgefährten nicht verlieren möchte. Die seelische Belastung war ursächlich für den Rückenschmerz.

Akbar0.jpg

Leading Medicine Guide: Seelische Belastung kann also auch eine Ursache für Rückenschmerzen sein?

Prof. Dr. med. Michael Akbar: Viele psychische Probleme machen sich im Rücken bemerkbar. Aber man muss eben mit den Patientinnen und Patienten sprechen. Und sich nicht mit irgendeinem kleinen körperlichen Befund zufriedengeben. So weiß man z. B. heute, dass frühere Missbrauchserfahrungen später mit unterschiedlichen Schmerzbildern zusammenhängen. Man braucht Zeit und Erfahrung, um an die Hintergründe zu kommen. Und mir hilft meine Intuition.

Leading Medicine Guide: Hilft Intuition auch beim Operieren?

Prof. Dr. med. Michael Akbar: Ja, auch das Operieren ist für mich ein intuitiver Prozess. Da geht es für mich nicht nur um das technische Können, sondern auch um die Einfühlung in die Krankheit. Und ganz wichtig ist natürlich die präzise OP-Indikation. Womit wir wieder beim ausführlichen Patientengespräch sind. Das medizinische Problem muss genauestens analysiert werden, damit steht und fällt die anschließende Operation. Ich habe in meiner Praxis ja auch viele Fälle, die nach einem vermurksten ersten Eingriff zu mir kommen. Das ist gar nicht so einfach, die Menschen müssen dann erst einmal wieder Vertrauen zu einem Arzt aufbauen. Aber – und das ist mein Grundsatz – ich überrede keinen. Ich gehe mit den Patientinnen und Patienten ausführlich die Bilder und Befunde durch, ich erkläre und ich empfehle. Die letzte Entscheidung liegt beim Patienten.

Akbar2.jpg

Leading Medicine Guide: Ist die Entscheidung des Patienten für eine OP immer der richtige Weg?

Prof. Dr. med. Michael Akbar: Auch da hat mich ein Erlebnis tief geprägt. Ich habe eine ältere Dame über längere Zeit behandelt, die konservative Therapie war ausgereizt, die Indikation für eine Wirbelsäulen-OP stand. Ihr stand ein schwerer Eingriff bevor, nach Abwägung der Risiken wurde ein Termin für die Operation ausgemacht. Ich bin am Abend vor dem Eingriff noch einmal in ihr Zimmer gegangen und habe mit ihr gesprochen, dass die OP auch eine Gefahr für sie darstellen kann und wir sie immer noch absagen können. Nein, sie wollte. Die Patientin teilte mir mit, dass sie die Schmerzen und den zunehmenden Verlust der Steh- und Gehfähigkeit nicht mehr ertragen könne. Die OP ist gut verlaufen, aber danach ist sie dann doch an einem Herz-Kreislaufversagen gestorben. Ich habe geweint und zur Verarbeitung der Situation eine Psychologin aufgesucht. Diese Psychologin fragte mich dann, ob ich die Patientin zu der OP überredet hätte. Das konnte ich verneinen. Und dabei bleibe ich: Ich rate und empfehle, aber ich überrede nicht und nie.

Leading Medicine Guide: In Ihre Praxen kommen Selbstzahler – ein Trend, der immer mehr zunimmt – und Privatpatienten. Was ist mit gesetzlich Versicherten?

Prof. Dr. med. Michael Akbar: Gerade in der Behandlung von Kindern, in der ich über spezielle Expertise verfüge, achte ich darauf, dass es sozial abläuft. Dann führe ich den operativen Eingriff an einem städtischen Haus durch und nur die ambulante Abklärung und die Nachbehandlung muss als Honorarleistung bezahlt werden.

Akbar3.jpg

Leading Medicine Guide: Was ist bei der Behandlung von jungen Patientinnen und Patienten besonders zu beachten?

Prof. Dr. med. Michael Akbar: Zu mir kommen viele Kinder und Jugendliche mit Skoliose. Dann geht es oft um die Frage: Korsett oder OP? Ein Korsett bei Heranwachsenden ist schwierig, da braucht es viel Fingerspitzengefühl, denn es hat enorme Auswirkungen auf die Psyche des jungen Menschen. Viele kommen auch zu mir wegen einer Zweitmeinung. Dann frage ich, ob sie Handaufnahmen dabei haben. Denn das Lebensalter ist entscheidend für die Therapie. An einer Röntgenaufnahme der Hand kann ich das Wachstumsstadium klassifizieren. Wenn das Wachstum nahezu abgeschlossen ist, macht ein Korsett keinen Sinn mehr.

Leading Medicine Guide: Eine dezidierte Diagnostik ist also sehr wichtig?

Prof. Dr. med. Michael Akbar: Wir landen immer wieder bei den Faktoren: Zeit und Gründlichkeit. Und natürlich haben wir in den Praxen auch die modernsten Apparate für unsere Untersuchungen. Außerdem können wir in Berlin zusammen mit der Charité ein Gerät nutzen, das Wirbelsäulenganzaufnahmen – insbesondere wichtig für die Skoliose-Diagnostik mit wenig Strahlenbelastung – machen kann und eine wirklich tolle Bildqualität liefert.

Wir danken Prof. Akbar für das sehr offene und interessante Gespräch, das uns teilhaben ließ an seiner Leidenschaft für ein Gebiet der Medizin, das er außer mit einer hohen operativen Expertise auch häufig mit Intuition ausübt. Kontakt mit diesem außergewöhnlichen Spezialisten kann auf seiner Profilseite des Leading Medicine Guide aufgenommen werden.

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print