Wenn das Auge juckt und tränt: Das steckt hinter der Augengrippe

05.03.2022
Matthias Kühn
Redakteur

Auch die Augen können sich eine Virusinfektion einfangen – aber wie? Und wie wird man sie wieder los? Zunächst: Die Augengrippe macht sich mit mit Augenrötung, Juckreiz und tränenden Augen bemerkbar. Zudem schmerzen die Augen und die Lider sind geschwollen. Etwa zwei Wochen nach der Ansteckung treten die ersten Symptome der viralen Konjunktivitis auf, wie die Augengrippe genannt wird. Dann aber nehmen die Symptome sehr schnell zu: Aus einer leichten Rötung und dem tränenden und juckenden Auge wird jetzt eine stärkere Entzündung, auch das Sehvermögen verringert sich.

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Univ.-Prof. Dr. med. Ludwig Heindl ist Professor für Augenheilkunde an der Uniklinik Köln. Er ist ein national wie international renommierter Experte im Bereich der Ophthalmologischen Onkologie – also ein Spezialist für Tumore am und im Auge – und der Ophthalmoplastischen Chirurgie am Uniklinikum Köln. Prof. Heindl ist also ein herausragender Augenspezialist, der sich mit komplexen Erkrankungen rund ums Auge beschäftigt. Heute erzählt er uns in einem Interview, was es mit der Augengrippe auf sich hat.

Leading Medicine Guide: Was versteht man unter Augengrippe? Und wie häufig kommt sie denn vor?

Prof. Dr. med. Ludwig Heindl: Bei der Augengrippe handelt es sich um eine Konjuktivitis – also eine Bindehautentzündung – die insbesondere durch Adenoviren ausgelöst wird. Sie ist eine ganzjährig und global auftretende Augenerkrankung, die sich vor allem durch mangelnde Hygiene schnell ausbreitet. Allerdings beobachtet man immer wieder lokale und saisonale Häufungen.

Leading Medicine Guide: Das heißt, Händewaschen wäre also schon mal eine gute Präventionsmaßnahme?

Prof. Dr. med. Ludwig Heindl: Hygiene ist das A und O: Die Reinigung der Hände, aber auch der Behandlungsinstrumente beim Augenarzt. Desinfektion und Sterilisation beugen selbstverständlich vor. Denn die Adenoviren sind höchst infektiös und können durch Tröpfchen übertragen werden.

Leading Medicine Guide: Woran erkenne ich, dass ich an einer Augengrippe und nicht an einer einfachen Erkältung erkrankt bin?

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Prof. Dr. Ludwig Heindl: In der Tat ist diese Unterscheidung am Anfang nicht ganz einfach. Bei der Augengrippe hat man ähnliche Symptome, zum Beispiel Gliederschmerzen, Fieber, Unwohlsein und tränende Augen. Dazu kommt noch, dass sich die Augengrippe erst wenige Wochen später richtig bemerkbar macht: Das Auge ist rot, es juckt, es ist geschwollen und tränt stark. Man hat das Gefühl, im Auge befindet sich ein Fremdkörper und die Sicht ist verschwommen. Es können auch Entzündungen im Ohr eintreten, an den Lymphknoten, im Hals und an der Augenhornhaut. Als Spätfolge können auch langfristig kleine Trübungen – wie eine Art Sternenhimmel – das Sichtfeld stören und sogar chronische Hornhautimmunkomplexe entstehen. 

 

Leading Medicine Guide: Stimmt es, dass ein Verdacht auf Augengrippe sofort gemeldet werden muss?

Prof. Dr. med. Ludwig Heindl: In vielen Bundesländern besteht eine Meldepflicht beim zuständigen Gesundheitsamt, sobald sich der Verdacht bestätigt hat. Manchmal genügt schon der klinische Befund. Mittels eines Adenoviren-Schnelltests lässt sich eine Vireninfektion schnell feststellen. Der funktioniert ungefähr so wie ein Schwangerschaftstest, allerdings mit Tränenflüssigkeit. Dieses Verfahren ist aber noch relativ selten in Gebrauch, und zwar wegen der hohen Kosten. 

Leading Medicine Guide: Wie sieht eine therapeutische Behandlung dann aus? Was ist zu beachten?

Prof. Dr. med. Ludwig Heindl: Es ist noch relativ schwierig, die Augengrippe zu behandeln. Man greift zunächst auf Tränenersatzmittel zurück. Wichtig ist aber immer die Einhaltung hygienischer Maßnahmen. Lieber einmal mehr desifizieren und die Hände gründlich mit Seife waschen, damit sich die Viren nicht weiter ausbreiten können. Hat man sich aber nun selbst mit der Augengrippe angesteckt, ist man selbstverständlich arbeitsunfähig und sollte größere Menschenmengen möglichst meiden. Heindl_Bild8.jpg

Univ.-Professor Dr. med. Ludwig Heindl wurde 2017 für seine innovative wisschenschaftliche Arbeit mit dem Leonhard-Klein-Preis ausgezeichnet – und 2021 ebenfalls.

Wir bedanken uns für das interessante Gespräch! Erfahren Sie mehr und besuchen Sie das Profil des Augen-Spezialisten Prof. Dr. Heindl im Leading Medicine Guide!

 

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