Dr. med. Hani Oweira: Viszeralchirurgie unter der Lupe

21.04.2021

Die Chirurgie des Bauchraums ist eine hochkomplexe Angelegenheit: Die Viszeralchirurgie betrifft unsere Eingeweide – und somit den gesamten Magen-Darm-Trakt. Wenn es um die Behandlung von komplexen Tumoren im Bauchraum geht, um Divertikel im Darm oder auch um Leisten- und Narbenbrüche, ist man bei Dr. med. Hani Oweira in den besten Händen. Dieser erfahrene Facharzt ist ausgewiesener Spezialist für Onkologische Chirurgie, Pankreaschirurgie, Darmchirurgie und Magenchirurgie – und praktiziert als Belegarzt der AndreasKlinik Cham Zug, der Hirslanden Klinik im Park Zürich und der Hirslanden Klinik Zürich in Cham/Zug in der Schweiz. Der Leading Medicine Guide nutzte die Gelegenheit, mit Dr. Oweira einmal einige besonders interessante Aspekte der Viszeralchirurgie näher zu beleuchten.

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Eine der häufigsten Diagnosen, die Viszeralchirurgen stellen, ist der Leistenbruch. Viele Patienten sind da erst einmal irritiert, weil es sich dabei gar nicht um einen Bruch handelt. Vielmehr ist der Leistenbruch ein Loch in der Bauchwand, ein Weichteilbruch – eine Hernie. Das kann gefährlich werden, weil sich durch die entstandene Lücke Gewebeteile verschieben können, die man in einigen Fällen durch eine Wölbung nach außen mit bloßem Auge erkennen kann. Brisant für Betroffene wird es, wenn Darmteile in diese Lücke rutschen, da sie eingeklemmt werden können und in der Folge absterben. Allein in Deutschland unterziehen sich schätzungsweise 200.000 Menschen jedes Jahr einer Operation wegen eines Leistenbruchs.

„Die klinische Untersuchung ist beim Leistenbruch entscheidend“

Beim Verdacht auf einen Leistenbruch ist eine genaue klinische Untersuchung unbedingt notwendig. „Leistenbrüche oder auch Nabelbrüche kann man nur klinisch erkennen. Der Patient verspürt Schmerzen, der Bruch selbst ist aber außen oftmals nicht zu sehen. Daher ist die klinische Untersuchung entscheidend. Sie erfolgt mittels Tastuntersuchung, sodass die Schmerzpunkte ganz genau ausgemacht werden können“, erklärt Dr. med. Hani Oweira zu Beginn unseres Gesprächs. „Die Tastuntersuchung selbst ist schon herausfordernd, da der Leistenkanal, eine röhrenförmige Verbindung zwischen Bauchhöhle und äußerer Schamregion, schräg von hinten nach vorne verläuft. Hierin liegen Lymph- und Blutgefäße, beim Mann der Samenstrang, bei der Frau eines der sogenannten Mutterbänder.“ Symptome zeigen sich bei den meisten Patienten eher auf der rechten Seite.

Man kann einen Leistenbruch offen oder auch endoskopisch operieren“, erklärt Dr. Oweira. „Hinzu kommt, dass man bei einer minimalinvasiven Operation zwischen zwei Techniken unterscheiden muss: TEPP (Total Extraperitoneale Patch Plastik, also außerhalb der Bauchhöhle) oder TAPP (Transabdominelle Patch Plastik, also durch die Bauchhöhle hindurch). Ich bevorzuge die TAPP-Methode, da diese im Endeffekt für den Patienten einen schnelleren Heilungsprozess und weniger Schmerzen bedeutet“, erläutert der Bauchspezialist.

Leistenbrüche sind oft angeboren und so kommt es vor, dass selbst Babys im Alter von nur wenigen Monaten an der Leiste operiert werden müssen. „Ist der Leistenbruch angeboren, handelt es sich schlicht und ergreifend um eine Gewebeschwäche. Der Bruch kann auch nach einer Operation im weiteren Verlauf des Lebens durchaus wieder auftreten, weshalb oftmals das Gewebe bei der Operation mit einem Netz verstärkt wird“, klärt Dr. Oweira auf.

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Von Divertikulitis bis Darmwand-Bruch

Natürlich gibt es verschiedene Ursachen von Darmwand-Brüchen. Der Darm als Hauptteil des menschlichen Verdauungssystems filtert wichtige Nahrungsbestandteile aufgenommener Nahrung, die dort als Speisebrei ankommen. Der Keimanteil im Darm ist dementsprechend hoch. Ist der Darm entzündet, was meist mit einer Durchblutungsstörung einhergeht, kann es zu einem Darmdurchbruch kommen.

„Als Ursache für einen entzündlichen Darm sind primär die Genetik und die Ernährung zu nennen. In Europa zum Beispiel leiden mehr Menschen an genetisch gereizten Darm als etwa im Nahen Osten. Auch ist die bei uns üblicherweise eher ballaststoffarme Ernährung ein Hauptgrund, mangelnde Bewegung sowie der zu hohe Konsum von rotem Fleisch“, führt Dr. Oweira an. „Eine der häufigsten Erkrankungen im Darm ist die Ausbildung sogenannter Divertikel. Das sind bläschen-, birnen- oder sackförmige Ausstülpungen der Wände von Hohlorganen.“ Die aber sind ungefährlich – vorausgesetzt, sie sind nicht entzündet. Allerdings: „Entzünden sie sich, spricht man von Divertikulitis“, so der Spezialist: „Oft lässt sich eine Divertikulitis mit einer ballaststoffreichen Ernährung behandeln. Tritt sie aber zwei bis drei Mal auf, dann sollte über eine Operation nachgedacht werden“, empfiehlt er.

Zwei Hauptfaktoren: Genetik und Ernährung

Handelt es sich um eine zwar symptomatische, aber unkomplizierte Divertikel-Krankheit, sind die Beschwerden einem Reizdarmsyndrom ähnlich. Typische Symptome sind hierbei Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall oder Verstopfung, die sich bei Stress meist verstärken.

Ist eine Entzündung im Darm weiter vorangeschritten, muss auch mit Antibiotika behandelt werden. Bei einer gravierenden Entzündung besteht dann nämlich die Gefahr einer Abszessbildung. „Bildet sich ein Abszess, besteht Lebensgefahr und es muss sofort operiert werden, da das entzündete Gewebe sonst in den Bauchraum gelangt. Der Betroffene spürt in diesem Fall über einen längeren Zeitraum starke Bauchschmerzen und leidet an Appetit- und Gewichtsverlust“, erläutert Dr. Oweira die Notwendigkeit schnellen Handelns.

NanoKnife: Mit elektrischem Impuls gegen Krebs

Als Experte für den Bauchraum ist Dr. Oweira ein ausgewiesener Spezialist für die Tumorchirurgie aller Bauchorgane. Bei der Krebstherapie verwendet er modernste Technik, wie zum Beispiel das sogenannte NanoKnife-Verfahren, das auch Irreversible Electroporation (IRE) genannt wird. Dieses innovative Verfahren kommt vor allem im Bereich von Leber-, Lungen-, Nieren- und Bauchspeicheldrüsenkrebs zum Einsatz – mit Erfolg: Es zerstört die von Tumoren angegriffenen Zellen mit Stromstößen.

„Beim NanoKnife-Verfahren werden mittels kurzer und lokal begrenzter Stromstöße Tumorzellen ganz gezielt zerstört, ohne Wärmeentwicklung und ohne dabei gesundes Gewebe in Mitleidenschaft zu ziehen“, erzählt Dr. Oweira – und erklärt detailliert: „Elektrische Impulse von 3000 Watt werden auf die Tumorzellen gegeben. Dabei platzt die Wand und die zerstörten Zellen werden durch Hepatomzellen ersetzt, also durch nachwachsende Zellen. Bei kleinen Tumoren werden hierfür drei bis vier Nadeln verwendet. Allerdings lässt sich diese Technik als erstes operatives Ablationsverfahren derzeit nur bei Leber- und Prostatakrebs anwenden. Leberzellen regenerieren sich ja. Bei Prostata-Eingriffen ist dieses Verfahren für den Patienten von großem Vorteil, da unliebsame Nebenwirkungen wie Inkontinenz und eine erektile Dysfunktion in der Regel ausbleiben“, führt Dr. Oweira weiter aus.

Eine weitere Methode, um Tumorzellen zu zerstören, ist die sogenannte Hypertherme intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC), die zu großen Erfolgen bei der Beseitigung von kleinsten Tumorzellen führt. Dr. Oweira erklärt den Behandlungsvorgang: „Tumorzellen reagieren auf Hitze sehr viel empfindlicher als gesunde Körperzellen. Ist etwa ein Primärtumor operativ entfernt worden, wird ein auf über vierzig Grad erhitztes chemisches Präparat in die Bauchhöhle eingebracht, welches dann die noch verbliebenen Tumorzellen angreift und abtötet. Gleichzeitig unterliegt der Patient nicht der möglichen Tortur einer Chemotherapie, die nun einmal mit Nebenwirkungen einhergeht.“


Leberresektion und Hepaktektomie

Sind die Metastasen zu groß für das NanoKnife-Verfahren, muss im Zweifelsfall bei der Leber auch über eine Leberresektion oder gar eine Hepaktektomie, die komplette Entfernung der Leber, nachgedacht werden, was aber definitiv zur Heilung führen kann. Denn die Leber hat die erstaunliche Fähigkeit, sich binnen weniger Wochen vollständig zu regenerieren. Sogar bis zu siebzig Prozent des gesamten Organs können entfernt werden, ohne dass ein Risiko eines Leberversagens in Kauf genommen werden müsste.


Prophylaxe und Zukunftsperspektiven

Vor allem bei Erkrankungen, die Magen und Darm betreffen, spielt die Ernährung eine große Rolle. „Meinen Patienten empfehle ich im Prinzip immer wieder dasselbe. Essen Sie viel Obst und Gemüse, dafür weniger Fleisch und weniger Kohlenhydrate – und achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr an Ballaststoffen“, mahnt Dr. Oweira. „Milchartige Zusatzprodukte aus dem Supermarkt, die für eine optimierte Darmaktivität werben, sind völliger Quatsch. Mein Onkel, der Biochemiker ist, setzt vor allem auf eines: die Natur“, empfiehlt der Spezialist. „Natürlich spielen bei Erkrankungen auch immer die Genetik und der Grad der Umweltverschmutzung eine Rolle, das ist ganz klar“, ergänzt er.

oweira_3.jpgHohe Expertise bei Divertikulitis: Standfoto aus der Dr.-Oweira-Plattform auf Youtube.

Auch im Bereich der Viszeralchirurgie kommt der Roboterchirurgie eine kontinuierlich zunehmend größere Bedeutung zu. „Die Roboterchirurgie muss noch verfeinert werden. Auch sind die Systeme sehr teuer und setzen viel Kompetenz und Erfahrung voraus“, fasst Dr. Oweira diese moderne Technik zusammen, der er aber viel Spielraum für die Zukunft schenkt. „Was mich immer antreibt, sind die fantastischen medizinischen Möglichkeiten, die wir heute nutzen können. Auch darf man nie aufgeben. Und man muss immer helfen“, schließt Dr. Oweira unser Gespräch hoffnungsvoll ab.

Dr. med. Hani Oweira absolvierte seine medizinische Ausbildung und die Facharztqualifikation an den renommierten Universitätskliniken in Heidelberg und an der Berliner Charité. Er spricht neben Deutsch auch fließend Arabisch und Englisch. Zu erreichen ist er über seine Profilseite im Leading Medicine Guide.

 

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