Sprachstörungen – Arzt finden und Informationen

22.12.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Bei einer Sprachstörung, auch als Sprachfehler bezeichnet, sind Sprachaufbau und Sprachvermögen beeinträchtigt. Im Gegensatz zur Sprechstörung ist die motorische Erzeugung der Laute nicht betroffen. Dennoch können Sprach- und Sprechstörungen auch gemeinsam auftreten. Welcher Arzt für Sprachstörungen zuständig ist und wie die Behandlung aussieht, erfahren Sie im Folgenden
ICD-Codes für diese Krankheit: R47, R48.0

Empfohlene Ärzte für Sprachstörungen.

Artikelübersicht

Die Ausprägungen der Sprachstörung können ganz unterschiedlich sein. Sie reichen von leichten Sprachentwicklungsstörungen bis hin zu Störungen der Schriftsprache und Taubstummheit.

Wie entstehen Sprachstörungen?

Den Sprachstörungen liegen je nach Form verschiedene Ursachen zugrunde. Sprachentwicklungsstörungen basieren häufig auf Hörstörungen. So können lang anhaltende Mittelohrentzündungen oder dauerhafte Hörstörungen zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr die Sprachentwicklung behindern. Da die Betroffenen das Gesprochene nicht auditiv wahrnehmen, erlernen sie die Sprache nicht.

Auch genetische, psychische und soziale Faktoren beeinträchtigen die Sprachentwicklung. Zu einem Sprachabbau kommt es häufig bei den verschiedenen Formen der Demenz.

Auch andere Erkrankungen, wie Epilepsie können mit Sprachstörungen einhergehen. Störungen der Schriftsprache wie die Dyslexie oder die Dysgraphie entstehen zum überwiegenden Teil durch mangelndes Lese- und Schreibtraining. Sie können aber auch durch Hirnschädigungen nach einem Schädel-Hirn-Trauma oder Schlaganfall entstehen. Dasselbe gilt für Störungen des Sprachverständnisses und die Aphasie.

Häufigste Ursache der Aphasie sind traumabedingte Schädigungen des Gehirns oder Hirntumore. Auch geistige und körperliche Entwicklungsverzögerungen können zu einer Verzögerung der Sprachentwicklung oder zum Ausbleiben der Sprache führen. Zu den Entwicklungsverzögerungen gehören geistige Behinderungen, Geburtstraumata oder frühkindliche Schädigungen psychischer Art.

Wie äußert sich eine Sprachstörung?

Es gibt verschiedene Arten der Sprachstörung:

  • Aphasie
  • Dysphasie
  • Dyslexie
  • Dysgraphie
  • Worttaubheit, fehlende akustische Wahrnehmung
  • Dysgrammatismus

Die Aphasien betreffen je nach Schweregrad die Sprachgestalt, die Wortbedeutungen, den Wortschatz, die Satzbildung oder die Sprachlaute. Die Störungen treten allein oder in Kombination auf. 

Die leichte Form der Aphasie nennen Experten auch Dysphasie. Aphasiker können ihre Gedanken und Gefühle nicht richtig ausdrücken. Sie erkennen häufig nicht, dass die Worte, die sie wählen, nicht ihren Gedanken entsprechen. Gehörtes oder Geschriebenes erfassen sie in ihrer Bedeutung nicht vollständig.

Unter einer Dyslexie versteht man hingegen die Unfähigkeit zu lesen oder das Gelesene zu verstehen. Weder das Hör- noch das Sehvermögen sind hier betroffen. Menschen mit einer Dyslexie können nicht oder nur sehr langsam lesen. Flüssiges Vorlesen ist ihnen nicht möglich. Sie verrutschen häufig in der Zeile oder vertauschen Buchstaben.

Die Unfähigkeit, Wörter und Texte zu schreiben, ist die Dysgraphie. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten zu schreiben, obwohl sie dazu intellektuell und motorisch in der Lage sind. Wer unter einem Dysgrammatismus leidet, ist nicht in der Lage, grammatisch korrekte Sätze altersgemäß zu bilden.

So fehlt Menschen mit Dysgrammatismus das Verständnis dafür, dass Verben in Abhängigkeit vom Subjekt konjugiert werden. Sie sagen dann beispielsweise statt "du stehst" in Sätzen "du stehe". Ebenso bilden sie den Plural von Wörtern falsch oder platzieren das Verb an einer falschen Stelle im Satz. Aus "Ich möchte ein Eis." wird dann "Ich Eis möchte.".

Die Worttaubheit ist keine Taubheit im eigentlichen Sinne. Die Betroffenen nehmen die Sprachlaute zwar wahr und unterscheiden sie auch, können sie aber nicht als solche verstehen. Die "innere Sprache" und damit auch die Fähigkeit zum Schreiben oder Lesen ist kaum beeinträchtigt.

Die Diagnose von Sprachstörungen

Insbesondere im Kindesalter ist es schwer, Sprachstörungen zu diagnostizieren. Die Entwicklung der Sprache ist von Kind zu Kind verschieden. Viele Auffälligkeiten gleichen sich in den ersten Lebensjahren wieder aus. 

Zur Überprüfung des altersgemäßen Standes der Sprachentwicklung stehen den Ärzten verschiedene Tests und Screenings zur Verfügung. Diese beziehen sich auf unterschiedliche Sprachbereiche wie Wortschatz oder Grammatik. Zur genauen Analyse der Sprachfähigkeiten können auch Videoaufzeichnungen zum Einsatz kommen.

Test für Sprachentwicklung bei Kindern Kindersprachtest helfen, unterschiedliche Aspekte der Sprachentwicklung zu erfassen @ ChasingMagic/peopleimages.com /AdobeStock

Ist der Entwicklungsstand auffällig, werden in der Regel Hörtests durchgeführt, um ein mangelndes Hörvermögen auszuschließen. Auch zur Diagnose von Sprachstörungen bei Erwachsenen gibt es verschiedene Tests. 

So kommt bei Verdacht auf Aphasie beispielsweise der Aachener Aphasie-Test (AAT) zum Einsatz. Dieser ermöglicht es, die verschiedenen Formen der Sprachstörung und ihren jeweiligen Schweregrad zu diagnostizieren.

Die Behandlung einer Sprachstörung

Unabhängig davon, welche Ursachen der Sprachstörung zugrunde liegen, besteht die Behandlung in der Regel aus einer Sprachtherapie. Logopäden oder speziell ausgebildete Sprachtherapeuten führen diese durch.

Sprachentwicklungsstörungen im Kindesalter werden auf spielerische Art behandelt. Betroffene Kinder erhalten spezielle Übungen, die sie zum korrekten Sprechen animieren.

Logopädie bei KindernEin Beginn der Sprachtherapie bietet sich ab 2 Jahren an, da hier erste Anzeichen für Störungen in der Sprachentwicklung auffallen @ Africa Studio /AdobeStock

Die Behandlung sollte aber nicht ausschließlich in der logopädischen Praxis erfolgen. Im Alltag müssen die Kontaktpersonen des Kindes darauf achten, dass das Kind korrekt spricht. Auch sollten sie es aktiv zum Sprechen anregen. Auch das gemeinsame Singen oder Lesen fördert die Sprachentwicklung. Da Sprachentwicklung und Motorik eng miteinander zusammenhängen, kann eine Ergotherapie als ergänzende Behandlung sinnvoll sein.

Bei Erwachsenen mit Sprachstörungen steht die (Re-)Aktivierung der Sprache im Vordergrund. Dabei machen sich Logopäden die ausgeprägte Lernfähigkeit des Gehirns zunutze. 

Der Patient kann so verlorengegangene Fähigkeiten wiedergewinnen. Ist dies nicht möglich, üben Therapeuten andere verbale und nonverbale Strategien zur Kommunikation ein. Damit sich der Patient auch ohne die gesprochene Sprache ausdrücken kann.

Die Prognose bei Sprachstörungen

Die Prognose hängt von der Art und der Ursache der Störung ab. Die Sprachentwicklungsstörung bei Kindern ist durch eine frühzeitige Therapie gut behandelbar.

Die Sprachfähigkeit bei Demenzkranken hingegen nimmt trotz therapeutischer Unterstützung in vielen Fällen stetig ab. Grundsätzlich gilt, dass eine frühe Diagnose mit entsprechend rascher logopädischer Therapie die Prognose deutlich verbessert.

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