Hirnverletzung (Schädel-Hirn-Trauma): Spezialisten & Infos

23.05.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Das Schädel-Hirn-Trauma ist eine Verletzung des Schädels unter Beteiligung des Gehirns. Ursache ist eine Gewalteinwirkung auf den Schädel von außen. Der Grad der Hirnverletzung reicht von einer Gehirnerschütterung über eine Gehirnprellung zu einer Gehirnquetschung. Von der Schwere des Schädel-Hirn-Traumas hängt auch die Behandlung ab.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für ein Schädel-Hirn-Trauma.

ICD-Codes für diese Krankheit: S06

Empfohlene Spezialisten für Schädel-Hirn-Trauma

Kurzübersicht:

  • Was ist ein Schädel-Hirn-Trauma? Eine Schädelverletzung aufgrund von äußerer Gewalt, bei der auch das Gehirn betroffen ist.
  • Ursachen: Unfälle, Stürze und Gewaltverbrechen sind die häufigsten Ursachen. Auch epileptische Anfälle oder Ohnmachtsanfälle durch Herzrhythmusstörungen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch.
  • Symptome: Ohnmacht, Übelkeit und kurze Gedächtnislücken. Diese Beschwerden können bei schwereren Verletzungen über Wochen anhalten. Hinzu kommen dann auch Sprechprobleme. Die Gehirnquetschung, ggf. mit Hirnödem oder Hirnblutung, ist die schwerste Form.
  • Diagnose: Ist der Patient ansprechbar, befragt ihn der Arzt und untersucht seine Bewusstseinslage. Mittels CT oder ggf. MRT können Gewebeschäden, Blutungswerte und der Hirndruck eingeschätzt werden. Eine Blutanalyse kann leichte Verletzungen ausschließen.
  • Behandlung: Je nach Schweregrad kommen unterschiedliche Optionen in Betracht, die von Schmerzmittel, Physiotherapie sowie Wärme- und Kälteanwendungen bis hin zu künstlicher Beatmung und OP reichen.
  • Prognose: Leichte Traumata heilen meistens ohne Folgen ab. In schweren Fällen sterben bis zu 40 % der Betroffenen, 2 - 14 % verbleiben im Koma, 10 - 30 % erleiden schwere Spätfolgen.

Artikelübersicht

Wie entsteht ein Schädel-Hirn-Trauma?

Das Schädel-Hirn-Trauma ist meistens Folge eines Unfalls oder eines Sturzes

Bei Autounfällen schlägt etwa oft der Kopf mit voller Wucht gegen das Lenkrad oder die Windschutzscheibe. Ein großes Risiko ist auch das Fahrradfahren ohne Helm. So trugen Statistiken zufolge 95 Prozent aller tödlich verunglückten Fahrradfahrer keinen Helm. Die Hälfte von ihnen verstarb durch ein Schädel-Hirn-Trauma.

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Auch verschiedene Sportarten bergen das Risiko einer Schädel- und Hirnverletzung, etwa Eishockey und American Football.

Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben sogar einen Zusammenhang zwischen den harten Kopfstößen, die bei diesen Sportarten häufiger vorkommen, und traumabedingten Krankheiten wie

20 Prozent aller Schädel-Hirn-Traumata entstehen durch Stürze in der Freizeit, im Haushalt oder im Beruf.

Auch Gewaltverbrechen können ein Schädel-Hirn-Trauma auslösen, etwa durch Schläge oder Tritte gegen den Kopf.

Weitere Ursachen sind epileptische Anfälle und Ohnmachtsanfälle durch Herzrhythmusstörungen oder durch Alkohol- und Drogenmissbrauch.

Grundsätzlich kann zwischen einer direkten und einer indirekten Schädigung unterschieden werden. Bei einer direkten Schädigung erleidet das Hirn einen unmittelbaren Schaden durch eine äußere Gewalteinwirkung. Wird dabei zudem die Hirnhaut verletzt, liegt ein offenes Schädel-Hirn-Trauma vor. Zu den indirekten Schädigungen zählen hingegen Wasseransammlungen im Gehirn oder Blutungen, die infolge der Gewalteinwirkung entstehen.

Welche Symptome treten bei einem Schädel-Hirn-Trauma auf?

Die Symptome hängen von der Ausprägung des Traumas ab. Entsprechend der Glasgow-Koma-Skala (CGS) unterteilt man das Schädel-Hirn-Trauma in eine leichte, eine mittelschwere und eine schwere Form.

Auch die Einteilung in die drei Schweregrade

  • Grad 1: Gehirnerschütterung,
  • Grad 2: Gehirnprellung und
  • Grad 3: Gehirnquetschung

ist gebräuchlich.

Das Schädel-Hirn-Trauma vom Grad I entspricht einer Gehirnerschütterung (Commotio cerebri). Die Hirnverletzung ist leicht und gedeckt sowie von vorübergehender Dauer. Die Patienten verlieren unmittelbar nach dem Unfall oder dem Sturz für einige Sekunden bis maximal zehn Minuten das Bewusstsein. Weitere typische Symptome sind:

  • Übelkeit und Erbrechen,
  • eine Gedächtnislücke, die das Unfallereignis selbst und einen gewissen Zeitraum kurz vor dem Unfallgeschehen umfasst (retrograde Amnesie).

Im Anschluss an das Schädel-Hirn-Trauma vom Grad I kann sich ein sogenanntes postkommotionelles Syndrom entwickeln. Dabei können Beschwerden wie

über einen Zeitraum von mehreren Wochen fortbestehen.

Die Contusio cerebri, auch Gehirnprellung genannt, entspricht dem Schädel-Hirn-Trauma vom Grad II. Die Beschwerden ähneln denen des ersten Grades, allerdings hält die Bewusstlosigkeit meist länger als zehn Minuten an. Auch die Gedächtnislücken sind umfassender und betreffen häufig einen Zeitraum von mehr als einem Tag.

Darüber hinaus können die Patienten unter neurologischen Symptomen wie Lähmungen oder Problemen beim Sprechen leiden.

Grad III, die Compressio cerebri oder Gehirnquetschung, ist die schwerste Form des Schädel-Hirn-Traumas. Die Patienten sind länger als eine Stunde bewusstlos und das Gehirn weist schwere Verletzungen auf.

Ein Hirnödem oder eine Blutung im Gehirn kann zu einer lebensgefährlichen Druckerhöhung im Schädel führen. Bei einem offenen Schädel-Hirn-Trauma besteht ferner direkter Kontakt zur Außenwelt und damit ein erhöhtes Infektionsrisiko.

Hirnblutung im CT
Schädel-Hirn-Traumata rufen oft eine Blutung hervor, die den Hirndruck erhöhen kann © SOPONE | AdobeStock

Wie wird das Schädel-Hirn-Trauma diagnostiziert?

Sofern der Patient ansprechbar ist, befragt ihn der Arzt zu

  • Unfallhergang,
  • möglichen Symptomen und
  • zum Symptomverlauf.

Ist der Patient bewusstlos, können möglicherweise Zeugen und/oder Angehörige helfen.

Mithilfe klinisch-neurologischer Untersuchungen überprüft der Arzt dann

  • die Bewusstseinslage einschließlich der Sprache,
  • die Funktionsfähigkeit der Hirnnerven
  • die Bewegungsfähigkeit und
  • die Sensibilität.

Anschließend erfolgt eine Einschätzung des Traumas entsprechend der Glasgow-Koma-Skala.

Je nach Schweregrad kann eine Computertomographie (CT) zur weiteren Diagnosestellung erforderlich sein. Mithilfe dieses Verfahrens lassen sich

  • Gewebeschäden,
  • Erhöhungen des Hirndrucks sowie
  • Blutungsherde

im Gehirn feststellen. Eine Computertomographie geht mit einer gewissen Strahlenbelastung einher. Deswegen kann bei Kindern unter Umständen stattdessen eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden.

Ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma lässt sich ferner durch eine einfache Blutanalyse ausschließen. So kommt es nach einem SHT innerhalb kurzer Zeit zu einem Anstieg des S-100-Proteins, einem Marker für eine Hirnschädigung.

Wie wird das Schädel-Hirn-Trauma therapiert?

Die Therapie unterscheidet sich je nach Schweregrad des Traumas.

Ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma erfordert nicht in jedem Fall einen Krankenhausaufenthalt. Gegen die möglichen Kopfschmerzen kann der Arzt Schmerzmittel verordnen. Auch Physiotherapie sowie Kälte- und Wärmeanwendungen können die Beschwerden lindern.

Bei einem mittelschweren oder schweren Trauma beginnt die notärztliche Behandlung hingegen schon am Unfallort. Blutdruck und Atmung der Patienten müssen unter allen Umständen stabil gehalten werden.

Schwere Fälle bedürfen einer künstlichen Beatmung, da Sauerstoffmangel zu den häufigsten Ursachen bleibender Hirnschäden zählt. Wenn durch das Trauma raumfordernde Blutungen entstanden sind, kommen zur Behandlung auch chirurgische Maßnahmen in Betracht. Eine solche Blutung kann ansonsten einen massiven Anstieg des Hirndrucks verursachen.

Im Rahmen des Schädel-Hirn-Traumas können Komplikationen wie Blutungen oder komatöse Zustände auftreten. Daher müssen die Betroffenen im Krankenhaus für einen längeren Zeitraum überwacht werden.

Wie ist die Prognose des Schädel-Hirn-Traumas?

Leichte Schädel-Hirn-Traumata heilen in der Regel folgenlos ab. Bei einem schweren Trauma versterben hingegen bis zu 40 Prozent der Patienten. Zwischen zwei und 14 Prozent verbleiben zudem im Koma, 10 bis 30 Prozent behalten Behinderungen oder Einschränkungen zurück.

Dabei gilt: Je früher das Trauma behandelt wird, desto besser ist die Prognose.

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