Fußluxation und -distorsion - Spezialisten und Informationen

15.01.2024
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Unser Fuß ist ein hochkomplexes System aus unzähligen Knochen, Bändern und Sehnen. Genau das macht unseren Fuß so beweglich – aber auch anfällig für Verletzungen. Sportarten, die mit abrupten Richtungsänderungen verbunden sind, führen besonders häufig zur Fußluxation und -distorsion. Mit Verrenkungen und Verstauchungen des Sprunggelenks ist nicht zu spaßen. Sie sind nicht nur äußerst schmerzhaft – bei unzureichender Behandlung können sie Arthrose oder dauerhafte Instabilität des Fußgelenks nach sich ziehen.

Sie möchten wissen, was genau bei einer Fußluxation und Fußdistorsion passiert? Hier finden Sie Informationen zur Diagnose, Symptomen und wie ein verrenkter oder verstauchter Fuß behandelt wird! Außerdem finden Sie hier ausgewählte, empfohlene Spezialisten für Fußluxation und Fußdistorsion.

ICD-Codes für diese Krankheit: S93, M24.37, M24.47

Empfohlene Spezialisten für Fußluxation und Fußdistorsion

Kurzübersicht:

  • Was ist eine Fußluxation? Eine Verrenkung, durch die sich die Gelenkflächen des oberen und/oder unteren Sprunggelenkes zueinander verschieben. 
  • Was ist eine Fußdistorsion? Eine Verstauchung bzw. Verzerrung, die vor allem die Bänder betrifft. Durch eine Verdrehung bzw. Umknicken werden sie stark überdehnt oder reißen sogar teilweise ein.
  • Symptome: Beide Erkrankungen verursachen starke Schmerzen, das Fußgelenk schwillt an und häufig bildet sich ein Bluterguss.
  • Akute Maßnahmen: Das Sprunggelenk sollte sofort gekühlt werden, um die Schwellung in Grenzen zu halten. Das Gelenk sollte mittels Kompressionsverband stillgelegt werden.
  • Diagnose: Nach der körperlichen Untersuchung folgt ein Röntgenbild oder eine Ultraschalluntersuchung. CT oder MRT kommen nur zum Einsatz, wenn eine OP notwendig ist.
  • Behandlung: Bei der Luxation wird der Sprunggelenksknochen unter Narkose zurückverlagert. Im Anschluss folgt bei beiden Erkrankungen eine mehrtägige Ruhigstellung. Danach wird der Fuß durch Übungen mobilisiert. Ggf. ist eine OP erforderlich.
  • Vorbeugung: Meistens handelt es sich um eine Sportverletzung. Vor dem Sport sollte man sich daher ausreichend aufwärmen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren.

Artikelübersicht

Was ist der Unterschied zwischen Luxation und Distorsion?

Fußluxation und -distorsion sind zwei Seiten einer Medaille, was Verletzungen von Bändern, Knochen und Gelenkkapsel des Sprunggelenks angeht. Sehen wir uns zunächst die Fußluxation etwas genauer an. Der Begriff Luxation bezeichnet eine Verrenkung. Dabei verändern die Knochen ihre natürliche Position – die Gelenkflächen verschieben sich zueinander. Eine Fußluxation kann im oberen Sprunggelenk (OSG) oder im unteren Sprunggelenk (USG), aber auch in beiden Teilen des Sprunggelenks gleichzeitig auftreten.

Von einer Distorsion, die umgangssprachlich als Verstauchung oder Zerrung bezeichnet wird, sind vor allem die Bänder betroffen. Bänder (Ligamente) sind feste Stränge aus Kollagenfasern, die die Knochen miteinander verbinden. Sie haben die Aufgabe, das Sprunggelenk zu stabilisieren. Eine Distorsion tritt am häufigsten am oberen Sprunggelenk (OSG) auf. Meist ist eine Verdrehung des Gelenks oder ein plötzliches Umknicken des Fußes an der Verletzung schuld. Dabei werden die Bänder stark überdehnt. Je nach Schweregrad der Distorsion reißen einzelne oder zahlreiche Gewebefasern. Bei einer Verstauchung ist oft auch die Gelenkkapsel in Mitleidenschaft gezogen.

Anatomie Fußknochen
Das Sprunggelenk und die Fußknochen © bilderzwerg / Fotolia

Wie entsteht eine Fußluxation?

Ursache für eine Fußluxation ist meist eine plötzliche ruckartige Krafteinwirkung auf das Sprunggelenk, die Bänder und Sehnen nicht abfangen können. Je nach Intensität der einwirkenden Kraft sind häufig auch Bänder, Nerven und Sehnen in Mitleidenschaft gezogen. Mitunter kommt es im Zuge einer Luxation sogar zu einem Bänderriss im Sprunggelenk oder es entstehen Risse in der Gelenkkapsel.

Welche Symptome treten bei einer Fußluxation sowie -distorsion auf?

Verrenkungen und Verstauchungen des Fußes rufen ähnliche Symptome hervor, wobei bei der Verrenkung in aller Regel deutlich ausgeprägtere Beschwerden auftreten. Sowohl das Auseinanderdriften der Knochen bei der Luxation als auch eine Überdehnung der Bänder im Rahmen der Distorsion verursachen starke Schmerzen.

Bei beiden Verletzungen lässt sich das Sprunggelenk in der Folge nur noch unter Schmerz bewegen und schwillt unmittelbar nach dem Trauma erheblich an. Meistens werden auch kleine Blutgefäße am und im Gelenk verletzt. Dadurch entwickelt sich in der Regel ein Bluterguss. Bei einer Luxation kann das Gelenk auch verformt wirken und die Knochen des Gelenks bereits äußerlich sichtbar nicht mehr in ihrer normalen Position befinden.

Anatomie des Sprunggelenks
Bänder des Sprunggelenks © bilderzwerg / Fotolia

Was sind Erstmaßnahmen bei Fußluxation und -distorsion?

Es ist sinnvoll, das Sprunggelenk möglichst sofort nach dem Trauma zu kühlen. Diese Maßnahme hält die Schwellung in Grenzen, was wichtig für die Behandlung ist. Denn je geringer die Schwellung, desto einfacher wird später das Reponieren (zurückverlagern, auch einrenken genannt) bei einer eventuellen Luxation.

Stellen Sie das Sprunggelenk außerdem mit einem Kompressionsverband ruhig und lagern Sie den Fuß hoch. Wenn die Beschwerden anhalten oder zunehmen, sollte eine ärztliche Vorstellung erfolgen. Am besten erfolgt diese bei einem Spezialisten für Gelenkverletzungen, dies ist in aller Regel ein Unfallchirurg oder Orthopäde. Dieser kann durch weitere Untersuchungen feststellen, ob eine Verrenkung, Verstauchung oder gar ein Bänderriss beziehungsweise Knochenbruch vorliegen.

Fußverletzung Schwellung und Bluterguss
Symptome bei einem verstauchten oder verrenkten Fuß © Leo / Fotolia

Wie wird eine Verrenkung oder Verstauchung festgestellt?

Um eine Diagnose zu stellen, wird zunächst die Beweglichkeit des Gelenks geprüft und abgetastet. Da dies direkt nach dem Unfallereignis äußerst schmerzhaft sein kann, werden diese Untersuchungen üblicherweise unter einer entsprechenden Schmerzmedikation durchgeführt. 

Im nächsten Schritt kommen bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall (Sonographie) zum Einsatz. Hierbei können mit dem Ultraschall die Weichteilstrukturen des Gelenks, insbesondere Bandstrukturen, Knorpel und Kapsel beurteilt werden. Mit der Röntgenuntersuchung kann der Knochen genauer untersucht werden. Dies ist dann wichtig, wenn der Verdacht auf eine Schädigung des Knochens im Sinne eines Knochenbruch (Fraktur) besteht.

Seltener ist auch eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) notwendig, um die Verletzungen ausreichend darstellen zu können. Da es bei der CT allerdings zu einer deutlichen Strahlenbelastung kommt und die meisten Sprunggelenk- und Fußverletzungen mittels Ultraschall und Röntgen diagnostiziert werden können, wird die Schichtbildgebung mittels CT und MRT selten und nur vor einem geplanten operativen Eingriff veranlasst.

Wie sieht die Behandlung bei Fußluxation und -distorsion aus?

Handelt es sich um eine Luxation, müssen die Gelenkknochen wieder in ihre ursprüngliche Position gebracht werden. Dies kann teilweise allein durch Zug an den Knochenenden und durch Ausüben von Druck erreicht werden. In solchen Fällen springen die Knochen in ihre ursprüngliche Position im Gelenk zurück. Teilweise ist dieser Vorgang allerdings sehr schmerzhaft und muss mit Schmerzmitteln beziehungsweise in einer kurzen Narkose oder in örtlicher Betäubung durchgeführt werden.

Der medizinische Ausdruck für diese Einrichtung des Gelenks lautet Reposition und erfolgt in aller Regel unter Röntgenkontrolle. Auf jeden Fall sollte nach erfolgter Reposition eine Röntgenkontrolle durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Knochenenden in ihrer richtigen Position liegen und keine Knochenbrüche entstanden sind.

Die weiteren Behandlungsschritte sind bei Luxation und Distorsion ähnlich. Üblicherweise wird das Sprunggelenk mit einer Schiene oder einem Gipsverband ruhiggestellt. Des weiteren wird insbesondere der in der Anfangszeit in aller Regel die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln empfohlen. Vorallem Schmerzmittel, die auch zu einer Abschwung des Gewebes führen (z.B. Diclofenac = Voltaren®), werden häufig sehr erfolgversprechend eingesetzt. 

Ab wann kann das Sprunggelenk wieder belastet werden?

Nach 8 bis10 Tagen gilt es, den Fuß langsam mit speziellen Übungen zu mobilisieren, damit die Beweglichkeit des Gelenks erhalten bleibt. Sowohl bei einer Distorsion mit starken Überdehnung der Bänder, aber auch nach einer Luxation ist es erforderlich, den Fuß für einen längeren Zeitraum zu entlasten. Es kann bis zu 5 Monaten dauern, bis sich die Bänderdehnung vollständig zurückgebildet hat und die Stabilität des Gelenks wieder in vollem Umfang gegeben ist. 

Besonders bei jungen Menschen, die sich auch in Zukunft viel sportlich betätigen möchten, kann eine operative Behandlung sinnvoll sein. Hierbei wird der Bänder- und Kapselapparat gestrafft, um künftigen Luxationen und Distorsionen vorzubeugen. Sie könnten andernfalls zu einer dauerhaften Instabilität des Sprunggelenks führen. Mehrfache Verrenkungen und Verstauchungen begünstigen außerdem den vorzeitigen Verschleiß des Fußgelenks – es kommt zu einer Sprunggelenksarthrose. Eine OP ist unumgänglich, wenn Bänder gerissen oder Gefäße und Nerven verletzt sind.

Wie ist die Prognose der Sprunggelenksdistorsion und -luxation?

Die Prognose der Sprunggelenksdistorsion und -luxation ist in aller Regel gut, dennoch kann es zu einer dauerhaften Einschränkung der Beweglichkeit, zu Schmerzen sowie auch mitunter Wetterfühligkeit kommen. Luxationen und Distorsionen des Fußes sind nicht zu unterschätzen. Aus dem harmlosen Umknicken wird bei unzureichender Behandlung nicht selten ein dauerhaftes Problem. Deshalb gehören Verrenkungen und Verstauchungen in die Hand des Orthopäden.

Da Sprunggelenksverletzungen am häufigsten beim Sport entstehen, kann es für den Athleten zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Einschränkung seiner Karriere und sportlichen Aktivität kommen. Daher kommt der Vorbeugung dieser Sportverletzungen in eine besondere Bedeutung zu, was durch entsprechende Bandagen und stabilisierendes Schuhwerk in speziellen Sportarten praktiziert wird. Vorbeugung immer besser als Behandlung!

Gerade auch Sportarten, die mit schnellen Laufbewegungen verbunden sind, stellen eine große Belastung für unsere Fußgelenke dar. Hier ist es zwingend notwendig, sich vor dem Sport ausreichend aufzuwärmen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Dies gilt umso mehr mit zunehmendem Alter. Der Verschleiß von Bändern und Sehnen, Arthrose, sowie zunehmender Muskelabbau erhöhen das Risiko, sich zu verletzen. 

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