Die Gallenwege sind kleine sogenannte kanalikuläre (= durch einen Kanal gehende) Strukturen, die dafür zuständig sind, die Galle von der Leber in den Zwölffingerdarm abuleiten.
Es gibt eine Reihe von Erkrankungen, die rund um die Gallenwege vorkommen. Dazu zählen vor allem:
Wenn Sie Beschwerden haben, die sich in der rechten oberen Bauchregion befinden und von denen Sie wiederkehrend betroffen sind, so ist der Besuch bei einem Facharzt sinnvoll. Zuständig für Erkrankungen an der Galle ist der Facharzt für Gastroenterologie. Die Gastroenterologie ist ein Teilbereich der Inneren Medizin und befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Magen-Darm-Trakt und den damit verbundenen Organen, darunter auch die Gallenblase und die Gallenwege.
Je nach Befund leitet Sie Ihr behandelnder Arzt möglicherweise an einen Facharzt für Hepatologie weiter. Hierbei handelt es sich um eine Spezialdisziplin innerhalb der Gastroenterologie, die sich noch spezifischer mit den Erkrankungen der Gallenwege und der Leber befasst.
Beschwerden im Bereich der Gallenwege äußern sich in der Regel durch Schmerzen, die sich am rechten oberen Bauchabschnitt bemerkbar machen. Sie sind für Laien zunächst sehr unsepzifisch und nicht leicht einzuordnen, vor allem, weil sie meist kommen und gehen. Werden die Beschwerden chronisch, dann haben Sie möglicherweise Bauchschmerzen in der Region Ihrer Leber. Häufig sind die Schmerzen leichter Natur, jedoch sehr regelmäßig.
Weiterhin gibt es sehr heftige Schmerzschübe, ebenfalls am rechten Oberbauch. Sie sind verbunden mit Übelkeit, mitunter auch Fieber, gelegentlich Erbrechen. Wenn Sie solche heftigen Beschwerden haben, handelt es sich möglicherweise um eine akute Gallenkolik, die ausgelöst wird durch einen oder mehrere Gallensteine.
Die Hauptursache der meisten Gallenwegserkrankungen sind Gallensteine. Sie bestehen aus unterschiedlichen Substanzen, beispielsweise Calcium oder Cholesterin. Meist treten mehrere Steine gleichzeitig auf. Die Größe reicht von wenigen Millimetern bis hin zu einigen Zentimetern. Häufig werden sie nicht bemerkt oder lösen sich von selbst auf beziehungsweise werden von allein ausgeschwemmt. Manche Gallensteine bereiten jedoch Probleme und führen zu deutlichen Beschwerden.
Die Ursache für die Steinentstehung liegt regulär in einer geänderten Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit. Die Bildung von Gallensteinen erfolgt meist in der Gallenblase. Wenn die Steine wandern gelangen sie in die Gallengänge. Dort besteht die Möglichkeit der Verstopfung eines Gallengangs. Bakterielle Infektionen sind ein daraus resultierendes Hauptproblem.
Die Risikofaktoren werden nach dem 40. Lebensjahr deutlich größer, wobei Frauen bis zu dreimal mehr betroffen sind im Vergleich zu Männern. Genetische Gründe sind ebenso möglich wir eine falsche Ernährung, die zu einer Änderung der Flüssigkeitszusammensetzung der Galle führt. Übergewicht gilt als ein primärer Risikofaktor, die Einnahme von Östrogenen im Rahmen einer Hormontherapie ebenso.
Ihr Arzt spricht zunächst mit Ihnen ausführlich über Ihre Beschwerden und untersucht Sie bei Bedarf körperlich. Meist werden eine Stuhlprobe und eine Blutprobe ins Labor geschickt. Bei Vorliegen von Gallensteinen sind diese häufig an bestimmten erhöhten Leberwerten in der Blutprobe nachzuweisen. Gehen Ihre Schmerzen mit einer Störung Ihrer Fettverdauung einher, so ist dies an der Stuhlprobe erkennbar.
Eine weitere Untersuchungsmöglichkeit, die Ihrem behandelnden Arzt zur Verfügung steht, ist die Sonografie (Ultraschall). Damit sind Gallensteine, ihre genaue Lage und Position, die Anzahl und auch die Größe sehr gut zu erkennen.
Mit der ERCP-Untersuchung (endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie), einer Kombination aus Endoskop und Röntgenkontrastmittel, untersucht Ihr Arzt die Hohlräume der Gallenwege und der Gallenblase. Krankhafte Veränderungen und Entzündungen sind darüber gut zu erkennen.
Im Fall von Gallensteinen setzt Ihr Arzt zunächst auf Beobachtung, sofern Sie beschwerdefrei sind. Bei häufigeren Gallenkoliken ist in der Regel die Entfernung der Gallensteine sinnvoll, damit sie nicht in den Gallengang gelangen. Je nach Beschaffenheit und Größe der Steine ist ein Auflösen möglich. Eine weitere Option ist das Zertrümmern von außen mittels Stoßwellentherapie. Dies wird bereits erfolgreich bei Nierensteinen eingesetzt und mittlerweile auch zunehmend bei Gallensteinen.
Eine chirurgische Entfernung ist über das minimalinvasive Verfahren ERCP mittels einer Sonde möglich. Diese Operation eignet sich insbesondere für einzelne im Gallengang befindlichen Steine.
Bei einer chronischen Entzündung der Gallenblase nimmt Ihr Arzt üblicherweise im Rahmen der Gallenchirurgie eine Entfernung der Gallenblase vor. Zusätzlich erhalten Sie voraussichtlich begleitend ein Antibiotikum. Bei Vorliegen eines Tumors erfolgt ebenfalls eine Entfernung der Gallenblase. Ist der Tumor bösartig kommt eine ergänzende Chemotherapie infrage.
Der Verlauf von Erkrankungen der Gallenwege hängt in erster Linie von der genauen Symptomatik und dem damit verbundenen Krankheitsbild ab. Auch die Ernährung spielt vielfach eine Rolle.
Gallensteine werden zunächst beobachtet und bedürfen häufig keiner Behandlung, wenn sie keine nennenswerten Probleme machen. Erst wenn die Steine steckenbleiben und Entzündungen verursachen ist eine Entfernung sinnvoll. Es ist allerdings möglich, dass irgendwann neue Steine entstehen.
Bei chronischen entzündlichen Prozessen kommt es oft zu einer Entfernung der Gallenblase. Hier sind in der Regel keinen größeren Einschränkungen zu erwarten im weiteren Verlauf.
Gallenwegserkrankungen führen meist zu Beschwerden und Symptomen im rechten Oberbauch. Treten die Schmerzen wiederkehrend beziehungsweise in Wellen auf, ist es hilfreich, einen Arzt Ihres Vertrauens aufzusuchen. Der Facharzt für Gastroenterologie hat verschiedene Untersuchungs- und Labormöglichkeiten, um der Ursache für Ihre Beschwerden auf den Grund zu gehen.