Nierenbeckenentzündung - Informationen und Ärzte

24.03.2017
Dr. med.  Rolf  Gillitzer
Medizinischer Fachautor

Die Nierenbeckenentzündung, auch Pyelonephritis genannt, ist eine bakterielle Entzündung von Niere und Nierenbecken, die durch eine aufsteigende Infektion von Keimen entsteht. Ausgangspunkt einer Nierenbeckenentzündung ist eine nicht oder ungenügend therapierte Blasenentzündung. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Welcher Arzt eine Nierenbeckenentzündung behandelt und wie die Therapie aussieht erfahren Sie weiter unten. Außerdem finden Sie hier ausgewählte Spezialisten für die Behandlung einer Nierebeckenentzündung.

ICD-Codes für diese Krankheit: N10, N11

Empfohlene Ärzte für Nierenbeckenentzündung

Artikelübersicht

Ursachen und Sonderformen der Nierenbeckenentzündung

Sehr seltene Sonderformen sind die emphysematöse Nierenbeckenentzündung, die durch Gasbildung in der Niere bzw. im nierenumliegenden Gewebe gekennzeichnet ist, und die xanthogranulomatöse Nierenbeckenentzündung. Begünstigend sind die Zuckerkrankheit (Diabetes), eine Harnabflussstörung oder andere das Immunsystem schwächende Erkrankungen. Die Symptome sind ähnlich zur gewöhnlichen Pyelonephritis, die Erkrankung verläuft jedoch schnell und dramatisch. Der Patient erfährt häufig keine Besserung unter der eingeleiteten antibiotischen Therapie.

Bei der xanthogranulomatösen Nierenbeckenentzündung finden sich gewebszerstörende Veränderungen der Niere. Die Niere ist zudem oft steintragend (Nierensteine). Eine Verwechslung mit einer bösartigen Geschwulst der Niere ist möglich und kann häufig mit bildgebender Diagnostik (Computertomographie) nicht mit letzter Gewissheit ausgeschlossen werden, sondern fällt erst intraoperativ bei einer Nierenoperation auf. Der Name der Erkrankung beruht auf den in der feingeweblichen Untersuchung der Niere auffallenden fetttragenden Zellen (Xanthomzellen).

Anatomie der Niere

Wiederkehrende und chronische Nierenbeckenentzündungen

Wiederkehrende Nierenbeckenentzündungen können im Langzeitverlauf zur Narbenbildung innerhalb der Niere und letztendlich zu Funktionseinbüßen führen. Eine bestehende Funktionsminderung der Niere ist nicht mehr rückgängig zu machen.

Eine Nierenbeckenentzündung kann auch chronisch verlaufen, wobei der Patient keine Beschwerden oder Symptome bieten muss. Eine Urinkultur zeigt nur Bakterien im Falle einer aktiven Infektion. Die chronische Pyelonephritis kann ebenfalls zur Funktionsminderung der Niere führen. Insbesondere bei Kindern mit wiederkehrender oder chronischer Nierenbeckenentzündung sollte eine anatomische oder funktionelle Ursache (z.B. vesicoureteraler Reflux, neurogene Blasenentleerungsstörung) ausgeschlossen oder therapiert werden.

Symptome der akuten Nierenbeckenentzündung

Die akute Nierenbeckenentzündung ist durch ein allgemeines Krankheitsgefühl mit Fieber, Schüttelfrost und Schmerzen in der Nierengegend gekennzeichnet. Vorausgegangen sind in der Regel typische Beschwerden einer Blasenentzündung (schmerzhaftes Wasserlassen, häufiger Harndrang mit kleinen Urinportionen, gehäuftes Wasserlassen). Die Beschwerden können in der Intensität variieren. Bei älteren Personen kann das Beschwerdebild untypisch sein. Unbehandelt kann diese Erkrankung zur Sepsis (Blutvergiftung) führen.

Diagnostik der akuten Nierenbeckenentzündung

Die Diagnose einer akuten Pyelonephritis wird klinisch durch die typischen Symptome gestellt. Zudem zeigen sich im Urinschnelltest typische Zeichen eines Harnweginfektes (weiße und rote Blutkörperchen, Nitrit als indirekter Bakteriennachweis). Im Blut zeigen sich ebenfalls erhöhte Entzündungszeichen (Blutsenkungsgeschwindigkeit, Leukozytose, C-reaktives Protein).

Eine sogenannte Urinkultur sollte vor Beginn einer antibiotischen Therapie entnommen und der verursachende Keim gezielt angezüchtet werden. Beim Keimnachweis sollten verschiedene Antibiotikagruppen getestet werden, um ggf. auf ein passendes Antibiotikum (ohne Resistenzen) wechseln zu können. Escherichia coli (E. coli) ist mit 80 Prozent der häufigste Keim. Andere verursachende Keime sind Klebsiellen, Proteus und Enterobacter.

Eine ergänzende Ultraschalluntersuchung der Nieren und ableitenden Harnwege kann weitere ursächliche Faktoren wie ein Steinleiden oder ein Abflusshindernis der Nieren ausschließen oder bestätigen. Außerdem lässt sich eine Eiteransammlung in der Niere (Nierenabszess) damit häufig erkennen.

Bei unsicherer Klinik oder fehlendem Ansprechen auf die eingeleitete antibiotische Therapie sollte eine Computertomographie (CT) durchgeführt werden. Veränderungen der Nierendurchblutung mit Bereichen unterschiedlicher computertomographischer Muster sowie Veränderungen der Nierengröße deuten auf eine akute Nierenbeckenentzündung bzw. Nierenentzündung.

Behandlung der Nierenbeckenentzündung

Die Therapie einer Pyelonephritis richtet sich nach der Schwere der Erkrankung. Dabei gilt, dass eine wirksame Antibiotikatherapie so früh wie möglich zum Einsatz kommen sollte. Bei beginnender Entzündung mit unverändertem Allgemeinbefinden reichen in der Regel Antibiotika zum Einnehmen und körperliche Schonung. Bei schwerwiegenden Befunden mit drohender oder bereits vorliegender Blutvergiftung (ca. 60 Prozent der Fälle) muss der Patient dagegen stationär aufgenommen werden.

Bettruhe, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Einleitung einer sofortigen antibiotischen Abdeckung als Infusion mit einem breit wirkenden Antibiotikum sind maßgeblich. Zudem werden fiebersenkende und entzündungshemmende Maßnahmen eingesetzt. Eine Infektionen begünstigende Harnabflussstörung (z.B. infolge eines Harnleitersteines, Blasenrestharn) muss dringend behoben werden, indem der infizierte Urin über einen Harnleiterkatheter oder über eine sogenannte Nierenfistel ungehindert abfließen kann.

Die meisten Nierenbeckenentzündungen heilen unter diesen Maßnahmen folgenlos ab.

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