Harntrakttumoren – Informationen und Spezialisten finden

Dr. rer. nat. Marcus Mau
Autor des Fachartikels

Harntrakttumoren kommen im oberen Harntrakt (Nieren und Harnleiter) und unteren Harntrakt (Harnblase und Harnröhre) vor. Allen gemeinsam ist, dass es bisher noch keine etablierten Früherkennungstests gibt. Beim Einsetzen von Symptomen sind die Erkrankungen oft bereits weiter fortgeschritten.

Bei familiärer Vorbelastung für Harntrakttumoren kann in regelmäßigen Abständen zur Kontrolle und Früherkennung endoskopiert werden. Zur Behandlung von Harntrakttumoren stehen heute diverse Verfahren zur Verfügung – von der Operation bis zur modernen Immunonkologie.

ICD-Codes für diese Krankheit: C68

Spezialisten für Harntrakttumoren

Artikelübersicht

Sowohl die Nieren, als auch die aus ihnen hervorgehenden Harnleiter und ebenso Harnblase und Harnröhre sind von Epithelien (Urothel) ausgekleidet. Die Epithelzellen können sich unter dem Einfluss von Risikofaktoren verändern und zu Krebszellen werden. In den Nieren und den angrenzenden Harnleitern liegen solche Urothelkarzinome etwa 8 % aller bösartigen Nierenveränderungen zugrunde

Patienten mit Harntrakttumoren im oberen Harntrakt weisen häufig nach einiger Zeit auch Absiedelungen im unteren Harntrakt auf. Ebenso ist der umgekehrte Fall möglich. Männer erkranken zudem häufiger als Frauen an einem Harntrakttumor. Der Altersgipfel liegt bei circa 65 Jahren.

Nieren und Harnapparat

Welche Harntrakttumoren gibt es?

Zu den Krebserkrankungen der oberen Harnwege gehören unter anderem:

  • Nierenzellkarzinom
  • Nierenbeckenkrebs
  • Harnleitertumor

Im unteren Harntrakt ist am häufigsten die Harnblase betroffen. Der Harntrakttumor heißt dort dann Harnblasenkarzinom.

Ursachen für Harntrakttumoren

Die Tumorentstehung wird auch bei den urothelialen Krebsleiden durch bestimmte Risikofaktoren gefördert. Dazu gehören:

  • Tabakrauchen,
  • chronische Entzündungen im Bereich der Harnblase oder des oberen Harntraktes,
  • aromatische Amine als Kanzerogene sowie
  • bestimmte Medikamente, u. a. Cyclophosphamid.

Welche Symptome treten bei Harntrakttumoren auf?

Der Harntrakt dient in erster Linie dazu, den Harn (Urin) zu sammeln und aus dem Körper hinauszubefördern. Deshalb sind die im Zusammenhang mit Tumorbildungen auftretenden Symptome in der Regel mit Schmerzen und Stauungszeichen verbunden.

Je nach Lage des Harntrakttumors kann es zu Abflussstörungen kommen bis hin zum Unvermögen, Urin geben zu können. Staut sich der Harn schließlich aus den Harnleitern bis in die Nieren zurück, droht eine Stauungsniere. Diese kann in einer Urosepsis enden. Dabei treten harnpflichtige Substanzen und bakterielle Erreger aus den Stauungsgebieten in den Nieren ins Blut über. Sie lösen die klassische Blutvergiftung (Sepsis) aus, die von hohem Fieber begleitet wird.

Ebenso treten bei Abflussstörungen und Verengungen im harnleitenden System häufig Schmerzen auf. Dazu gehören etwa Flanken- oder Klopfschmerzen im Nierenlager im oberen Rückenbereich. Häufig kommt es je nach Erkrankungsstadium auch zur Abschilferung von Zellen und Blut aus dem Tumorbereich. In einer Urinanalyse findet man deshalb 

  • Zellen aus dem Harntrakt, 
  • Immunzellen, 
  • hohe Eiweißwerte sowie 
  • Blut.
Nierenschmerzen
Die Symptome sind in der Regel mit Schmerzen und Stauungszeichen verbunden

Wie werden Harntrakttumoren diagnostiziert?

Nach erfolgter Krankheitsanamnese und der körperlichen Untersuchung stehen verschiedene analytische und bildgebende Verfahren zur Auswahl:

  • In der Urinzytologie können abgeschilferte Urothel- und Urothelkarzinom-Zellen direkt aus dem Urin mikroskopisch untersucht werden.
  • Im Ultraschall (Sonographie) wird ein möglicher Harnstau in den Nieren oder in den Harnleitern sichtbar.
  • Mittels der retrograden Pyelographie können Urologen das Nierenbecken sowie die Nierenkelche durch ein Kontrastmittel darstellen.
  • Über die Ureterorenoskopie wird der Bereich der Harnleiter (Ureter) sowie der Nieren direkt endoskopisch einsehbar. Auch die Gewebeentnahme (Biopsie) ist möglich.
  • Ein ähnliches endoskopisches Verfahren ist die Zytoskopie, bei der die Blasenwand im Innenlumen der Harnblase begutachtet wird.
  • Das Urogramm dient der zusätzlichen Bildgebung, um beispielsweise Harnstau und Funktionsausfälle in den von einem Harntrakttumor betroffenen Nieren zu erkennen.
  • Die Computertomographie des Bauchraumes ist das Mittel der Wahl zur Stadieneinteilung und Abklärung möglicher Metastasen.

Sind Harntrakttumoren behandelbar?

Die Behandlung von Harntrakttumoren richtet sich nach der Art, der Lage sowie dem Stadium der Erkrankung. Wie bei vielen Tumorerkrankungen gilt auch hier: je früher das Krebsleiden erkannt wird, desto günstiger sind Krankheitsverlauf und Prognose.

Goldstandard in der Behandlung der Harntrakttumoren ist die organerhaltende Operation. Das heißt die Entfernung des Tumors, ohne das betreffende Organ entnehmen zu müssen. Allerdings ist bei großen Harntrakttumoren fast immer eine radikale Operation vonnöten.

Aufgrund fehlender Früherkennungsmarker werden viele Harntrakttumoren erst in einem fortgeschritten Stadium entdeckt. Da eine Metastasierung in den Bauch- und Brustraum erfolgen kann, wird nach der OP häufig noch weiter behandelt. Dafür stehen Medikamente als Chemotherapeutika zur Verfügung. Ebenso gibt es die Bestrahlung oder auch zugelassene Antikörpertherapien (Checkpoint-Inhibitoren) aus dem Bereich der Immunonkologie.

Welche Ärzte behandeln Harntrakttumoren?

Experten für Harntrakttumoren sind in der Urologie, in der Uroonkologie, der Onkologie oder auch in der Nephrologie (Nierenheilkunde) zu suchen. 

Hier finden Sie Fachärzte, die sich auf die Behandlung von Harntrakttumoren des oberen und des unteren Harntraktes spezialisiert haben.

Quellen

Quellen:

  • amboss.com/de/wissen/Urothelkarzinom
  • krebsinformationsdienst.de/tumorarten/harnblasenkrebs/index.php
  • medicalforum.ch/de/detail/doi/smf.2017.03041
  • S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms, Langversion 1.1 – November 2016; AWMF-Registernummer: 032/038OL
  • S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms, Langversion 2.0 - August 2020; AWMF-Registernummer: 043/017OL
  • urologielehrbuch.de/harnleiterkarzinom_02.html
  • urologie.uk-koeln.de/erkrankungen-therapien/urothelkarzinom-oberer-harntrakt/
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