Von Schwangerschaftsdiabetes (medizinisch Gestationsdiabetes) spricht man, wenn eine Frau, die vor ihrer Schwangerschaft nicht an Diabetes mellitus erkrankt war, während der Schwangerschaft erhöhte Blutzuckerwerte entwickelt. Ein typischer Schwangerschaftsdiabetes endet mit der Entbindung – die meisten Betroffenen haben danach wieder Blutzuckerwerte im Normbereich.
Schwangerschaftsdiabetes erhöht aber das Risiko weiterer Schwangerschaftskomplikationen wie Bluthochdruck, Harnwegsinfekte oder Plazenta-Insuffizienz. Bei Plazenta-Fehlentwicklungen kann es zur Mangelversorgung des Fötus kommen. Typischerweise sind Kinder von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes jedoch überdurchschnittlich groß und schwer. Das trägt zu der bekannten Assoziation zwischen Gestationsdiabetes und erhöhter Kaiserschnittrate bei.
Bei Kindern von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes kommen etwas häufiger Organ-Entwicklungsstörungen wie Herzfehler und Verzögerungen der Lungenreifung vor. Auch verstärktes Wachstum einzelner Organe (Makrosomie) kann auftreten. Im späteren Leben haben diese Kinder ein erhöhtes Risiko, Übergewicht und/oder Typ-2-Diabetes zu entwickeln.
12.955 Fälle im Jahr 2018
12.727 Fälle im Jahr 2022
( Prognose )
Das prognostizierte Fallzahlwachstum basiert auf Angaben zur Bevölkerungsentwicklung der statistischen Bundes- & Landesämter. Die Berechnung erfolgt je Altersklasse, sodass demographische Effekte berücksichtigt werden. Die Fallzahlen basieren aus einer Vernetzung von unterschiedlichen öffentlich zugänglichen Quellen. Mittels Datenanalyseverfahren werden diese Zahlen aufbereitet und unseren Usern zugänglich gemacht.
Schwangerschaftsdiabetes ist eine der häufigsten Schwangerschaftskomplikationen. Die Zahl der betroffenen Schwangeren ist während der letzten Jahre in allen Altersgruppen stetig gewachsen. Diese Entwicklung wird unter anderem mit dem wachsenden durchschnittlichen BMI (Body-Mass-Index) der werdenden Mütter in Verbindung gebracht.
Weiterhin tritt Schwangerschaftsdiabetes häufiger mit zunehmendem Alter der Schwangeren auf. Ein Test auf Schwangerschaftsdiabetes in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche gehört in Deutschland daher seit 2012 zur Mutterschutzvorsorge. Eine Auswertung dieser Screenings aus den Jahren 2014 und 2015 ergab für Deutschland eine durchschnittliche Häufigkeit des Schwangerschaftsdiabetes von 13,2 Prozent. Bei Frauen, die 45 Jahre oder älter sind, tritt die Zuckerstoffwechselstörung sogar bei 26 Prozent aller Schwangerschaften auf.
Ursachen und Risikofaktoren des Schwangerschaftsdiabetes
Das Hormon Insulin wird bei erhöhtem Blutglukosespiegel (Blutzucker) von der Bauchspeicheldrüse ausgeschüttet und bewirkt die Aufnahme von Glukose in die Körperzellen. Die während der Schwangerschaft verstärkt gebildeten Hormone, insbesondere Cortisol und Progesteron, sind Insulin-Gegenspieler, das heißt, sie vermindern die Wirksamkeit von Insulin. In diesem Zusammenhang spricht man von Insulinresistenz. Eine gewisse Tendenz zur Insulinresistenz entwickelt sich in den meisten Schwangerschaften im zweiten Trimester. Diese hat an sich noch keinen Krankheitswert, sondern dient vermutlich dazu, die Versorgung des Fötus mit Glukose zu priorisieren.
Kann die Insulinresistenz aber nicht mehr durch eine erhöhte Insulinausschüttung ausgeglichen werden, entsteht der Schwangerschaftsdiabetes. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn bereits vor der Schwangerschaft unterschwellige, typischerweise ernährungsbedingte Störungen des Glukosestoffwechsels vorlagen, die Insulinausschüttung bereits erhöht war und die Bauchspeicheldrüse schon nahe ihrer Kapazitätsgrenze arbeitete.
Die größten Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes sind Übergewicht, erhöhtes Lebensalter sowie die Stoffwechselstörung polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS). Die Begrenzung der möglichen Insulinproduktion kann aber auch genetische Ursachen haben, die nicht mit diesen Risikofaktoren zusammenhängen.
Symptome des Schwangerschaftsdiabetes
Schwangerschaftsdiabetes führt zu einer verminderten Glukosetoleranz, das heißt, zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel nach Aufnahme von Kohlenhydraten. Das bereitet den Betroffenen üblicherweise keine auffälligen Beschwerden.
Verstärktes Durstgefühl, beschleunigte Gewichtszunahme und erhöhter Blutdruck können Hinweise auf die Stoffwechselstörung sein. Weiterhin treten häufiger Zucker im Urin und damit in Verbindung stehende Harnwegs- und Niereninfekte auf. Beim Fötus können sich Wachstumsstörungen zeigen, die bei der Ultraschalldiagnostik auffallen.
Diagnose des Schwangerschaftsdiabetes
Schwangerschaftsdiabetes wird mit dem sogenannten oralen Glukosetoleranztest (oGTT) diagnostiziert. Dabei werden morgens auf nüchternen Magen 75 Gramm Glukose, gelöst in 300 Milliliter Wasser, innerhalb von fünf Minuten getrunken. Nun wird anhand zu verschiedenen Zeiten entnommener Blutproben (vor der Glukoseaufnahme sowie eine und zwei Stunden danach) der zeitliche Verlauf der resultierenden Blutzuckererhöhung gemessen.
Anhand von Blutzuckerwerten oberhalb eines Grenzwerts lässt sich so das Vorhandensein des Schwangerschaftsdiabetes nachweisen. Aktuelle Grenzwerte liegen gemäß einer Empfehlung der International Association of the Diabetes and Pregnancy Study Groups (IADPSG) bei 92, 180 bzw. 153 mg/dl vor der Glukoseaufnahme und eine Stunde bzw. zwei Stunden danach. Ein Screening auf Schwangerschaftsdiabetes gehört übrigens zu den kassenfinanzierten Schwangerschafts-Vorsorgeleistungen.
Liegen keine Risikofaktoren vor, wird hier die Kurzvariante des oGTT eingesetzt. Sie trinken dafür beim Arzt 50 Gramm Glukose in 200 Milliliter Wasser und nach einer Stunde wird Ihnen Blut abgenommen. Zeigt das Screening einen auffälligen Blutzuckerwert, wird eine Untersuchung mit dem oben beschriebenen Glukosetoleranztest veranlasst.
Behandlung des Schwangerschaftsdiabetes
Die meisten Frauen können ihren Blutzuckerspiegel durch eine Ernährungsumstellung (weitgehender Ersatz einfacher Kohlenhydrate wie Zucker und Weißmehl durch komplexe Kohlenhydrate wie Vollkornmehl sowie häufigere, kleine Mahlzeiten) und mehr Bewegung normalisieren. Bei etwa einer von zehn Frauen wird zusätzlich eine Insulintherapie notwendig. Diese beinhaltet Injektionen mit dem Insulinpen, oft in Kombination mit einer engmaschigen Blutzucker-Überwachung.
Diskutiert wird zudem die alleinige oder ergänzende Behandlung mit dem oralen Diabetes-Medikament Metformin. Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung sind jedoch noch nicht ausreichend nachgewiesen. Metformin ist daher in Deutschland für Schwangere nicht zugelassen und kann nur in Ausnahmefällen verordnet werden.
Prognose und Heilungsverlauf
Wenn der Schwangerschaftsdiabetes rechtzeitig erkannt wird und es gelingt, durch Änderungen der Lebensgewohnheiten oder Insulintherapie den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren, ist die Prognose für Mutter und Kind gut: Die meisten der betroffenen Frauen erleben eine ganz normale Schwangerschaft und Entbindung. Trotzdem bleibt eine leicht gestiegene Komplikationsrate. Mit dem Schwangerschaftsdiabetes steigt daher das Risiko für:
Präeklampsie (Schwangerschaftserkrankung mit Bluthochdruck)
deutlich überdurchschnittliches Geburtsgewicht (sogenannte Sumo-Babys) und die damit einhergehenden möglichen Komplikationen bei der vaginalen Entbindung
Nach der Entbindung normalisiert sich der Blutzuckerstoffwechsel weitgehend und der Schwangerschaftsdiabetes verschwindet meist wieder. Es bleibt aber ein deutlich (bis zu siebenfach) erhöhtes Risiko, in näherer Zukunft einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln: Schließlich ist der Schwangerschaftsdiabetes als Hinweis auf eine bereits vorhandene unterschwellige Störung des Blutzuckerstoffwechsels zu verstehen. Aus diesem Grund sollten betroffene Frauen auch nach der Entbindung ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrollieren lassen.
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