Unter einem Delir – auch Delirium oder Verwirrtheitszustand genannt – versteht man eine vorübergehende psychische Störung, die sich durch Störungen des Bewusstseins, der Orientierung und der Wahrnehmung sowie körperliche Symptome wie Schwitzen, Bluthochdruck oder erhöhten Puls auszeichnet.
Folgende Symptome können bei einem Delir vorliegen:
- Störung des Bewusstseins und der Orientierung (z.B. Schläfrigkeit und nicht-Zurechtfinden bzgl. Ort und Zeit)
- Störungen des Wahrnehmens (z.B. Halluzinationen, z.B. Sehen oder Hören von Dingen, die nicht da sind, etwa weiße Mäuse, die durchs Zimmer huschen) und des Denkens (z.B. wahnhafte Überzeugungen, vergiftet oder bedroht zu werden, oder Verwirrtheit des Denkens)
- Körperliche Unruhe, erhöhte Schreckhaftigkeit, depressive Symptome und Angst
- Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus mit nächtlicher Verschlimmerung der Symptome
- vegetative Symptome in Form von Schwitzen, Bluthochdruck, schnellem Puls usw.
Der Beginn eines Delirs ist gewöhnlich akut. Die Symptomatik ist im Tagesverlauf typischerweise wechselnd mit besseren und schlechteren Phasen.
Man geht davon aus, dass ca. 10 bis 15 Prozent der Patienten auf chirurgischen Stationen und ca. 15 bis 25 Prozent der Patienten auf internistischen Stationen und insgesamt 30 bis 40 Prozent aller Patienten über 65 Jahre im Verlauf ihres stationären Aufenthaltes ein Delir entwickeln.
Bei bestimmten Erkrankungen sind Delire besonders häufig: Verbrennungen 20 bis 30 Prozent, AIDS 30 Prozent, Herzoperationen 70 Prozent, Hüftgelenksoperationen nach Fraktur 40 bis 50 Prozent.
Folgende Risikofaktoren bestehen für die Entwicklung eines Delirs:
- das Alter (vor allem alte Menschen und Kleinkinder)
- eine vorbestehende Hirnschädigung (z.B. Alzheimer-Demenz, vaskuläre Demenz)
- Alkoholabhängigkeit
- Zuckerkrankheit, Fehlernährung, Tumoren und andere schwere körperliche Erkrankungen
- Behandlung mit vielen Medikamenten
- Fieber
- ein früher aufgetretenes Delir
Die häufigsten Ursachen eines Delirs sind:
- Überhöhte Dosis von Medikamenten wie z.B. bestimmte Antibiotika, Antidepressiva, Beruhigungsmittel (Benzodiazepine), Parkinson-Medikamente, Cortison, Antiepileptika
- Entzug von Drogen (v.a. Alkohol) und Medikamenten (v.a. Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine, z.B. Valium® oder Tavor®)
- Erkrankungen des Gehirns
- Schwere körperliche Erkrankungen
Ein Delir ist immer ein Notfall, weshalb schnell eine Krankenhauseinweisung erfolgen sollte. Entscheidend für die Behandlung ist, die Ursache des Delirs schnell herauszufinden, um eine unverzügliche Behandlung der zugrundeliegenden Störung einzuleiten.
Bei der Behandlung unterscheidet man Maßnahmen, die auf die Behandlung der zugrundeliegenden körperlichen Ursachen abzielen (z.B. Kontrolle des Wasser- und Salzhaushaltes und des Blutzuckers, Herz-Kreislauf- Überwachung, Magenschutz) und Maßnahmen zur Behandlung der psychischen Symptome. Dazu gehören:
- Behandlung von Wahnerleben, Halluzinationen und Erregungszuständen mit starken Neuroleptika wie z.B. Haldol® oder Risperdal®
- Behandlung von Schlafstörungen mit müde machenden Neuroleptika wie z.B. Eunerpan®
- Für die Behandlung eines Delirs im Rahmen der Alkoholabhängigkeit gibt es besondere Therapieverfahren