Die Hüftkopfnekrose ist eine der häufigsten Ursachen für eine sekundäre Coxarthrose bei Erwachsenen mittleren Alters.
Häufig betroffen sind aktive Erwachsene mittleren Alters, zumeist Männer zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Der Altersgipfel liegt bei 36 Jahren. In etwa 30% bis 70% der Fälle sind beide Seiten der Hüfte aufeinanderfolgend betroffen.
Das frühe Erkrankungsstadium ist gekennzeichnet von plötzlich auftretenden, ziehenden Schmerzen im Bereich der tiefen Leiste.
Die Beweglichkeit des Hüftgelenks ist dadurch eingeschränkt, insbesondere bei Innendrehungen. Oftmals ist auch kein Auslöser, wie etwa eine sportliche Überlastung, notwendig. Der Betroffene hinkt und kann das Bein nicht mehr belasten.
Im weiteren Verlauf bricht häufig die Gelenkfläche ein. Die Schmerzen werden jetzt belastungsabhängig, es manifestiert sich eine sekundäre Coxarthrose. Die Einschränkung der Hüftgelenkbeweglichkeit wird immer ausgeprägter. Das Gelenk kann sich „wie eingemauert“ anfühlen.
Der Therapieerfolg hängt maßgeblich von einer frühen Diagnose und somit einem frühen Behandlungsbeginn ab. Daher sollte bereits bei einem leichten Verdacht ein Hüftspezialist konsultiert werden.
Der Aufbau des Beckens © Henrie | AdobeStock
Eine Hüftkopfnekrose ist auf eine Mangeldurchblutung zurückzuführen.
Dadurch gelangen nicht mehr ausreichend
- Sauerstoff,
- Mineralien und
- andere Nährstoffen
über die Blutgefäße in die Knochenzellen. Die Knochenzellen, die kontinuierlich den Knochenaufbau und -abbau sicherstellen, sterben ab.
In der Folge werden die Knochenbälkchen im Inneren des Knochens nicht mehr neu gebildet. Sie sind für die Stabilität des Hüftkopfes verantwortlich. Die betroffenen Knochenanteile verlieren an Festigkeit und brechen ein.
Das Knochengewebe unter dem Hüftknorpel weist nun ein Loch auf, das den darüber liegenden Hüftgelenkknorpel schädigen kann. Dadurch kommt es zur Hüftarthrose (Coxarthrose).
Die Mangeldurchblutung ist oftmals traumatisch bedingt. Aber auch andere Risikofaktoren können die Manifestierung einer Hüftkopfnekrose begünstigen.
(Post-)Traumatische Hüftkopfnekrose
Bei einer traumabedingten Hüftkopfnekrose kommt es infolge eines Unfalls zu einer akuten Unterbrechung der Blutgefäße. Damit wird auch die Versorgung unterbrochen. Das führt zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff (Ischämie) des Hüftkopfes.
Typische Verletzungen für eine (post-)traumatische Hüftkopfnekrose sind insbesondere:
Nichttraumatische Hüftkopfnekrose
Die Ursache der nichttraumatischen bzw. idiopathischen Hüftkopfnekrose ist bis heute nicht abschließend geklärt. Ärzte stellen bei dieser Form in 80% der Fälle bestimmte Risikofaktoren fest. Eine Gerinnungsstörung führt kombiniert mit der herabgesetzten Aktivität des Fibrinolysesystems und somit erhöhten Thromboseneigung zu einer Beeinträchtigung der Mikrozirkulation.
Folgende Risikofaktoren oder Grunderkrankungen können eine nichttraumatische Hüftkopfnekrose bedingen:
- Nikotin- und Alkoholmissbrauch und zu hohe Blutfettwerte. Insbesondere bei Alkoholismus besteht ein erhöhtes Risiko. Der Alkoholabusus bedingt die Entwicklung einer Fettleber sowie Störungen des Fettstoffwechsels, die wiederum eine Hüftkopfnekrose begünstigen.
- Einnahme bestimmter Medikamente: Hierzu gehören Zytostatika (Chemotherapeutika) mit knochenschädigender Wirkung sowie eine längerfristige Kortikoid-Einnahme im Rahmen einer medikamentösen Behandlung (beispielsweise chronisch-entzündlicher Erkrankungen) oder eines langfristigen Steroid-Dopings mit daraus resultierendem Hyperkortisonismus. Zudem kann es strahlenbedingt vor allem bei ionisierender Strahlung zu einer Schädigung des Hüftkopfes kommen.
Bestimmte Erkrankungen sind mit einem erhöhten Risiko für eine Hüftkopfnekrose assoziiert. Zu diesen gehören beispielsweise:
- Dekompressionskrankheit bei Tauchern und Tunnelarbeitern infolge mangelnder Dekompression
- stoffwechselbedingte Durchblutungsstörungen im Bereich des Hüftkopfes, u. a.
- Thrombophilie (Thromboseneigung) und Hypofibrinolyse (herabgesetzte Fibrinolyse) bei
- Antithrombin-III-Mangel,
- Protein-C- oder Protein-S-Mangel,
- einer Faktor-V-Mutation,
- einem nephrotischen Syndrom,
- Hypertriglyceridämie
- Endotoxine, die von gramnegativen Bakterien freigesetzt werden (u. a. Meningokokken-Sepsis)
- Morbus Gaucher (Fettstoffwechselerkrankung) nach Splenektomie (Milzentfernung)
- Hämoglobinopathie (Hämoglobinstörung) bei Sichelzellenanämie
- Morbus Perthes (kindliche Hüftkopfnekrose)
- systemischer Lupus erythematodes (Autoimmunerkrankung, Hypersensibilitätsreaktion)
- Schwangerschaft durch Unterdrückung des fibrinolytischen Systems mit Hyperkoagulabilität und Hyperlipidämie
- Malignome (bösartige Tumoren)
Es sind noch nicht alle Risikofaktoren einer Hüftkopfnekrose geklärt. Deshalb kann eine Hüftkopfnekrose auch unabhängig von den genannten Risikofaktoren auftreten.
Der Verlauf der Hüftkopfnekrose wird in fünf Stadien eingeteilt. Zeitlicher Ablauf und natürlicher Verlauf unterliegt jedoch breiten individuellen Schwankungen.
In Abhängigkeit
- vom jeweils vorliegenden Stadium sowie
- der Ausprägung und Lokalisation der Erkrankung
werden unterschiedliche Therapieansätze empfohlen.
Im Frühstadium wird die Hüftkopfnekrose zur Entlastung des intraossären Drucks und zur Auffrischung des Nekroseareals angebohrt. Hierbei wird die Nekrosezone mit kleinen Bohrdurchmessern mehrfach minimal-invasiv eröffnet. Das dient der Stimulation der körpereigenen Regeneration. Dieses Vorgehen kommt vor allem bei kleinen und mittelgroßen Defekten infrage.
Durch eine hyperbare Sauerstofftherapie kann die Sauerstoffversorgung des Zellgewebes des Hüftkopfes verbessert werden. Zur Begrenzung der Nekrose kann darüber hinaus eine Knorpelzelltransplantation oder Osteotomie angezeigt sein.
Das betroffene Gelenk sollte zudem mittels physiotherapeutischen Maßnahmen sowie Ruhigstellung (u. a. Orthesen, Gehstützen) entlastet werden. Schmerzlindernde sowie in die Gerinnungskaskade eingreifende Medikamente können unterstützend zum Einsatz kommen.
Im fortgeschrittenen Stadium ist das Hüftgelenk zumeist soweit zerstört, dass der Einsatz eines künstlichen Gelenks (Hüftendoprothese) erforderlich ist.