Haglundferse: Spezialist finden und Informationen

13.01.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Unter der Haglundferse (ICD-Code M77.3) versteht man eine abweichende Form des Fersenbeins. Sie führt zu Schmerzen und zu Entzündungen des Schleimbeutels zwischen dem Knochen und der Achillessehne.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Haglundferse-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: M77.3, M92.6

Empfohlene Haglundferse-Spezialisten

Kurzübersicht:

  • Was ist eine Haglundferse? Die Ferse ist im hinteren Bereich über das normale Maß hinaus ausgeformt, so dass zwischen Fersenknochen und Achillessehne ein Engpass entsteht, der für Beschweden sorgen kann.
  • Ursachen: Durch Fehlstellungen des Fußes, ungeeignetes Schuhwerk und Überlastungen beim Sport entsteht eine Druckreizung der Achillessehne, wodurch sich eine Schleimbeutelentzündung zwischen Sehne und Ferse bilden kann.
  • Symptome: Druckschmerzen und Schwellungen, die sich zunächst nur bei den ersten Schritten zeigen. Später werden die Schmerzen stärker und die Entzündung nimmt zu. Das Areal rötet sich und der obere Teil des Fersensporns ist erkennbar.
  • Diagnose: Die Erkrankung ist schon anhand der körperlichen Untersuchung zu identifizieren. Mittels Röntgenbild lässt sich ein knöchernes Überbein nachweisen, per Ultraschall und MRT zeigt sich der Zustand von Achillessehne und weiteren Weichteilen deutlich.
  • Konservative Therapie: Ziel ist die Schmerzlinderung und die Wiederherstellung der Belastbarkeit des Fußes. Geeignete Schuhe sind hier hilfreich. Schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente, eine physikalische Therapie, Eispackungen und ggf. die völlige Ruhigstellung des Gelenkes kommen ebenfalls infrage.
  • Operative Therapie: Nach sechs Monaten ohne Besserung ist eine OP eine Option. Der Ablauf hängt von der individuellen Situation ab. Mehr erfahren Sie im Text weiter unten.

Artikelübersicht

Was ist eine Haglundferse und was unterscheidet sie vom Fersensporn?

Bei manchen Menschen ist der hintere/obere Teil des Fersenbeins spitzer ausgeformt und ragt weiter heraus als gewöhnlich. Dadurch entsteht zwischen dem Knochen und der hinter diesem verlaufenden Achillessehne ein Engpass. Aus diesem Grund stehen die Weichteile unter höherem Druck und höheren Belastungen. Die Folge sind

  • eine höhere Empfindlichkeit,
  • Irritationen und
  • Schwellungen

in diesem Bereich. Ein zwischen dem Fersenbein und der Achillessehne befindlicher Schleimbeutel, der als Art Stoßdämpfer fungiert, ist häufig gereizt und schwillt an.

 

Haglund-Ferse (Haglund-Exostese)
Bei der Haglund-Ferse ist das Fersenbein spitzer ausgeformt und steht weiter hervor © rob3000 | AdobeStock

Erstmals beschrieb im Jahr 1928 der schwedische Orthopäde Patrik Haglund das Krankheitsbild.

Anders als beim Fersensporn ist hierbei nicht nur der Ansatz der Achillessehne am oberen Fersenbein entzündet. Es besteht auch eine knöcherne Vorwölbung an der Ansatzstelle, durch die sich die Zugverhältnisse der Sehne am Fersenbein verändern.

Der veränderte Zug bewirkt in Verbindung mit dem erhöhten Schuhdruck das sogenannte Haglund-Syndrom. Es äußert sich durch

  • Schmerzen,
  • Schwellungen,
  • Rötung und
  • Überwärmung der Ferse.

Wie entsteht die Haglundexostose und was sind die Ursachen?

Häufige Auslöser für eine Haglundferse sind

  • Fehlstellungen des Fußes wie ein Hohlfuß oder ein Rückfuß,
  • ungeeignetes Schuhwerk wie Stöckelschuhe,
  • Überlastungen beim Sport.

Die hieraus resultierende Druckreizung der Achillessehne löst oftmals eine Schleimbeutelentzündung zwischen der Sehne und dem Fersenbein aus. Darüber hinaus betrifft die Exostose (Überbein) häufig auch die Achillessehne selbst sowie die Knochenhaut des Fersenbeinkörpers.

Halten der Druck und die Irritation lange an, schwellen unter Umständen alle Weichteile in diesem Bereich an. Dann ensteht eine deutlich sichtbare Beule.

Durch welche Symptome äußert sich das Haglund-Syndrom?

Die Haglundferse tritt sowohl einseitig als auch beidseitig auf. Dort wo das Fersenbein an der Innenseite des Schuhs reibt, kommt es zu Druckschmerzen und Schwellungen.

Zu Beginn der Erkrankung verspüren Betroffene lediglich bei den ersten Schritten Schmerzen (Anlaufschmerzen). Sie verschwinden schnell wieder.

Bei Nichtbeachtung dieses Alarmzeichens nehmen die Beschwerden und die Entzündung in vielen Fällen zu. Auf längere Sicht können Betroffene nicht mehr normal gehen oder laufen.

Oftmals wird das gesamte Areal rot und schwillt an. An der Ferse ist der herausragende obere Teil des Fersenbeins erkennbar.

Wie erfolgt die Diagnose der Haglundferse?

In der Regel erkennen Mediziner das Vorhandensein der Haglundexostose bereits an den geschilderten Symptomen. Sie treten meistens sowohl unter Belastung als auch in Ruhe auf.

Eine seitliche Röntgenaufnahme macht das knöcherne Überbein sichtbar. Die Beurteilung erfolgt immer unter Berücksichtigung der klinischen Beschwerden und der Fersenschmerzen.

Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung klären die Ärzte den Zustand der Achillessehne ab. Sie untersuchen die Sehne auf eine Verdickung, an der erkennbar ist, inwieweit sie bereits in den Krankheitsprozess der Haglundexostose einbezogen ist. Diese Untersuchung zeigt außerdem vorhandene Schleimbeutelentzündungen und -schwellungen.

Achillessehnenverletzungen und Haglundferse
Die Haglund-Ferse kann auch die Achillessehne beeinträchtigen © bilderzwerg / Fotolia

Nahezu unabdingbar für die stadiengerechte Behandlung der Haglundferse ist die Durchführung einer Magnetresonanztomographie (MRT) mit Kontrastmittel. Damit können die Ärzte die betroffenen Weichteile, also die Achillessehne und den Schleimbeutel, genau begutachten. Gleichzeitig macht die Untersuchung Kalkablagerungen in die Achillessehne sichtbar.

Konservative Therapie der Haglundferse

Das Behandlungsziel ist die Linderung des Fersenschmerzes und die Wiederherstellung der Belastbarkeit des Fußes im Alltag oder beim Sport.

Um den Fersenbereich möglichst schnell zu entlasten, empfiehlt sich das Tragen hinten offener Schuhe. Einlagen zur Absatzerhöhung um etwa einen Zentimeter nehmen ebenfalls den Druck vom schmerzenden Bereich. Sie verringern zugleich den Achillessehnenzug am Fersenbein.

Laufsportler sollten so lange auf ihr Training verzichten, bis sich eine Linderung einstellt. Um einen Verlust an Ausdauer und Kraft zu verhindern, ist es ratsam, während der trainingsfreien Zeit auf Aquajogging umzusteigen.

Schmerzstillende und entzündungshemmende Mittel wie Ibuprofen und Aspirin helfen gegen Schwellungen und Schmerzen im Gelenk. Darüber hinaus bieten sich für die konservative Behandlung der Haglundferse verschiedene Verfahren aus dem Bereich der physikalischen Therapie an. Dazu gehören etwa

Für die Selbsttherapie empfehlen sich Eispackungen und kühle Quarkwickel.

In besonders schweren Fällen ist eine völlige Ruhigstellung des Fußes in einem Gips oder einer Orthese nötig. Damit kann das Sprunggelenk ausreichend entlastet und die Entzündung gestoppt werden.

Häufig muss die konservative Therapie über einen längeren Zeitraum erfolgen, bis sich ein Behandlungserfolg einstellt. Mehrere Monate sind normal.

Operative Behandlung der Haglundexostose

Stellt sich nach sechs Monaten noch keine zufriedenstellende Besserung ein, empfiehlt sich ein chirurgischer Eingriff.

Eine Operation ist insbesondere bei einer hohen Trainingsbelastung erforderlich. Sportler können ihre Ferse nicht dauerhaft entlasten. Auch, wenn der Dauerdruck sich schädigend auf die Achillessehne auswirkt, ist eine OP ratsam.

Meist erfolgt der Eingriff unter Teilnarkose.

Für die Operation der Haglundferse gibt es folgende Verfahren:

  • Abtragung der Haglundexostose
  • Entfernung des entzündeten Schleimbeutels
  • Debridement (Säuberung) bei entzündeter oder verkalkter Achillessehne

Das Abtragen des Knochenvorsprungs am Fersenbein reduziert den Druck der Ferse gegen den Schuhinnenrand. Dadurch werden auch die

  • Achillessehne,
  • der Schleimbeutel und
  • die angrenzenden Weichteile

dauerhaft entlastet. Danach ist es möglich, Schuhe wieder beschwerdefrei zu tragen und in Schuhen zu trainieren.

Bei dieser Operationsvariante setzt der Arzt zunächst einen drei bis vier Zentimeter langen Schnitt seitlich der Achillessehne. Dann zieht er diese beiseite, um die Rückseite des Fersenbeins und den Schleimbeutel freizulegen und diesen zu entfernen. Zum Abschluss vernäht er die Stelle und stellt sie mit einem Gips ohne Belastung ruhig.

Das Ziehen der Fäden erfolgt nach etwa zwei Wochen. Anschließend erhalten Sie einen Gehgips.

Bei der herkömmlichen Operation der Haglundferse meißelt der Arzt den unter der Haut befindlichen Knochenvorsprung ab. Danach entfernt der das Gewebe, auf dem die Achillessehne über den Knochen gleitet.

Dies führt zu einer zusätzlichen Belastung der Sehne nach dem Eingriff. Heute kommt in der Regel die indirekte Entfernung der Haglundexostose zur Anwendung. Dabei bleibt das Weichteilgewebe unter der Achillessehne vollständig erhalten.

Hierfür klappt der Mediziner das Fersenbein auf und entnimmt einen Knochenkeil aus dessen Innerem. Dadurch vermindert er das Volumen des Knochens. Die Gleitfähigkeit und die für die Funktion der Achillessehne wichtige Weichteilstruktur an der Oberfläche werden dabei nicht geschädigt.

Ist eine Fehlstellung des Fußes Ursache für die Haglundferse, zählt die Umstellung des Fersenbeines zu den maßgeblichsten Therapiekonzepten. So ist es möglich, eine Hohlfußfehlstellung durch eine Fersenbein-Osteotomie zu korrigieren und die dadurch verursachte Exostose effektiv zu behandeln.

Hierfür bietet die Orthopädie verschiedene Umstellungsoperationen, die sich exakt an den Einzelfall des Patienten anpassen lassen.

Nach einer solchen Operation folgen eine sechs- bis achtwöchige Entlastung oder Trainingspause. Danach beginnt der Patient mit einer schrittweisen Wiederbelastung des Fußes und Fersenbereichs.

Fazit

Die Haglundferse ist zwar sehr schmerzhaft, klingt aber bei ausreichender Entlastung meist von allein ab. Nach einer Operation ist die Prognose ebenfalls gut, allerdings ist der Genesungsprozess relativ lang.

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