Varikozelen - Spezialisten und Informationen zu Hodenkrampfadern

26.09.2023
PD Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Varikozelen sind Krampfadern im Hoden: Für viele Männer ist die Erkrankung ein Tabuthema – dabei ist dieser Krampfaderbruch weit verbreitet und kommt unter Umständen einem bestehenden Kinderwunsch in die Quere. Daher ist es für Männer wichtig, alles Wichtige rund um das Thema zu wissen und im Ernstfall darauf vorbereitet zu sein. Informieren Sie sich hier und finden Sie ausgewählte Spezialisten für Varikozelen.

ICD-Codes für diese Krankheit: I86.1

Empfohlene Spezialisten für Varikozelen

Artikelübersicht

Was sind Varikozelen und wie entstehen sie?

Varikozelen sind Krampfadern, die im Hodensack auftreten. Mediziner bezeichnen die Erkrankung auch als „Krampfaderbruch“. „Variko“ steht dabei für Krampfadern, „zele“ für Ausstülpung/Bruch. Bei der Varikozele liegt aber kein Bruch im eigentlichen Sinne vor, vielmehr vergrößert sich das Venengeflecht, das am Samenstrang entlang läuft. Durch dieses fließt Blut, das sich bei manchen Männern durch verschiedene Ursachen staut. 

Varikozele - CT coronar - 001

Hierdurch kommt es zu einem Blutstau in dem Venengeflecht. Das Krankheitsbild ist den Krampfadern in den Beinen also ähnlich. Medizinischer Ausdruck für dieses Venengeflecht im Hodensack ist Plexus pampiniformis (zu deutsch: rankenförmiges Geflecht).

Nach dem aktuellen Forschungsstand unterscheiden Ärzte Varikozelen danach, wie ausgeprägt und wie leicht erkennbar diese sind. Darüber hinaus differenzieren sie zwischen linksseitigen, rechtsseitigen und beidseitigen Varikozelen. Am häufigsten sind sie allerdings linksseitig lokalisiert (90%), seltener rechts (7%) und ganz selten beidseits (3%).

Welche Symptome und Beschwerden verursachen Varikozelen?

Wer unter leichten Varikozelen leidet, verspürt häufig keine Schmerzen oder andere Symptome. In dem Fall ist die Erkrankung oft nur ein Zufallsbefund. 

Fortgeschrittene Varikozelen hingegen sind als wurmartige Wucherung erkennbar, die sich unter der Hodensack-Haut ertasten lassen. Besonders sichtbar sind sie, wenn die Betroffenen die Bauchmuskulatur anspannen. Grund hierfür ist die Erhöhung des Drucks im Bauchraum durch Anspannung der Bauchmuskulatur, wodurch der venöse Abstrom verschlechtert wird und ein Rückstau von Blut entsteht.

Manche Patienten leiden zudem unter

  • Schwellungen
  • Spannungsgefühlen sowie
  • Schmerzen im Hodensack oder
  • die Hoden fühlen sich aufgebläht oder geschwollen an (vor allem beim Stehen)

Varikozelen bei Kindern und Jugendlichen machen sich häufig durch verkleinerte Hoden bemerkbar. Der Hintergrund: Die Erkrankung hemmt das Hodenwachstum.

Wie häufig kommen Varikozelen vor und wer ist besonders gefährdet?

Varikozelen sind vielleicht ein Tabuthema, kommen jedoch häufig vor – etwa 15 Prozent aller Männer haben oder hatten einmal eine Hodenkrampfader. Statistisch gesehen kommen diese am häufigsten bei jungen Männern in der Pubertät vor, der Altersgipfel liegt bei 15 bis 25 Jahren. Aber auch bei Kindern sind Varikozelen möglich.

Die meisten Patienten bemerken diese jedoch erst im Erwachsenenalter, da es im Anfangsstadium selten zu Beschwerden kommt. Umso wichtiger ist es, beim Verdacht auf Varikozelen weitere Untersuchungen durchzuführen und eine Vorstellung beim ggf. Urologen zu veranlassen, um Folgeschäden zu vermeiden. Die sicherlich gravierendste Folgeerscheinung ist die Unfruchtbarkeit aufgrund einer Reifungsstörung der Hoden.

Was sind mögliche Ursachen für die Bildung von Hodenkrampfadern?

Mediziner unterscheiden die primäre (idiopathische) Varikozele und die sekundäre (symptomatische) Varikozele. Ihnen liegen unterschiedliche Ursachen zugrunde. 
Die primäre Varikozele ist anlagebedingt und tritt häufiger bei großen, schlanken Männern auf. 

Ihr liegt oft eine defekte Venenklappe in der Hodenvene oder eine Gefäßwandschwäche zugrunde. Auch eine venöse Abflussstörung durch einen erhöhten Gefäßdruck kommt als Ursache für die primäre Form des Krampfaderbruchs infrage. 

ie sekundäre Variante der Erkrankung ist nicht angeboren, sondern erworben. Sie tritt hin und wieder auch beidseitig auf und entsteht beispielsweise durch einen tumorbedingten Blutstau. Hierbei handelt es sich unter anderem um Tumore der Niere, des Nierenbeckens oder auch der Harnleiter. In seltenen Fällen entsteht der Krampfaderbruch im Hoden durch einen Thrombus (Blutpfropf) oder eine Ruptur (Riss) in den Venen.

Können Varikozelen zur Unfruchtbarkeit führen?

Forscher und Ärzte vermuten, dass Varikozelen die Fruchtbarkeit von Männern negativ beeinflussen können. Studien zeigen: Männer mit geringer Fruchtbarkeit leiden häufiger unter einem Krampfaderbruch als fruchtbare Männer. Schätzungen zufolge weisen 25 Prozent der Männer mit eingeschränkter Fruchtbarkeit Varikozelen auf. 

Jedoch ist eine Fruchtbarkeit durch die Erkrankung keinesfalls ausgeschlossen. Es gibt Männer, die normal zeugungsfähig sind, obwohl sie unter einem Krampfaderbruch leiden. Wer jedoch einen Kinderwunsch hat, sollte einen Urologen (Facharzt für Erkrankungen der Nieren, Harnwege und männlichen Geschlechtsorgane) aufsuchen und die Behandlungsoptionen abklären.

Rekonstruktive Urologie
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Wie werden Hodenkrampfadern untersucht und diagnostiziert?

Handelt es sich um eine große Varikozele, ist diese bereits äußerlich sicht- und tastbar. Teilweise verschwindet sie im Liegen, ist am stehenden Patienten aber meist gut zu untersuchen und darzustellen. 

Kleinere Varikozelen sind allerdings teilweise nicht gleich erkennbar, insbesondere im Anfangsstadium. In solchen Fällen ist der Einsatz eines Ultraschallgerätes (Sonographiegerät) notwendig. Hierdurch lässt sich die Erkrankung diagnostizieren, ggf. sind allerdings weitere Tests erforderlich, wenn der Arzt diese als sinnvoll erachtet.

So wird Männern mit Kinderwunsch eine Spermiogramm (Analyse des Ejakulats) empfohlen. Diese liefert weitere Auskünfte zur Fruchtbarkeit. Falls hier Auffälligkeiten vorliegen, kann dies an einer Varikozele liegen. Dennoch sollte eine Blutabnahme zur Untersuchung von Hormonwerten durchgeführt werden – beispielsweise des Sexualhormons Testosteron- um weitere Ursachen für eine Unfruchtbarkeit auszuschließen.

Wie werden Varikozelen behandelt?

Eine Behandlung von Varikozelen ist prinzipiell möglich, jedoch nicht immer notwendig. Oft bilden sich Varikozelen mit der Zeit spontan von selbst zurück. Ratsam ist eine Behandlung, wenn Kinderwunsch besteht oder der Patient unter starken Beschwerden wie Schmerzen leidet. 

Die Behandlung sieht in der Regel so aus, dass die gestauten Venen stillgelegt werden. So fließt das Blut über gesunde Venen ab, die benachbart zur erkrankten Vene liegen. Die Behandlung erfolgt entweder durch

  • eine Varikozelen-Sklerosierung bzw. Verödung
  • einen Verschluss (Embolisierung) oder
  • eine Operation der Krampfader.

Um die betroffene Vene zu verschließen oder zu veröden, spritzt der behandelnde Arzt ein Medikament in die Hodenvene ein.

Bei Varikozelen mit sekundärer Ursache ist es erforderlich, den eigentlichen Auslöser zu beseitigen. Dies geschieht – je nach Ursache – beispielsweise durch eine geeignete Tumortherapie.

Wann müssen Varikozelen operiert werden?

Wer an einer Varikozele leidet, bevorzugt wahrscheinlich das schonendere Verfahren der Verödung. Dies ist jedoch nicht bei allen Patienten möglich. Deshalb wird hier individuell entschieden, welche Behandlung durchführbar und angeraten ist. 

Bei der herkömmlichen Operationsmethode wird die Vene in der Leiste oder an der Bauchseite durch einen kleinen Schnitt durchtrennt. Zusätzlich kann laparoskopisch, also mit der Schlüssellochtechnik, im Hoden bzw. Bauchraum operiert und hierbei die Hodenkrampfadern sowie die diese speisenden Venen durchtrennt werden (Varikozelektomie). So löst sich der Blutstau und das Blut fließt durch andere, gesunde Venen wieder ab.

Wie ist die Prognose der Varikozelen?

Varikozelen sind für gewöhnlich gut behandelbar. Die Heilungschancen nach einem medizinischen Eingriff sind hoch. Je früher die Therapie beginnt, umso leichter lässt sich der Blutstau in der Hodenvene prinzipiell auflösen oder abklemmen. Daher ist es ratsam, bei auftretenden Beschwerden oder einer ertastbaren Wucherung gleich einen Arzt aufzusuchen. Die Behandlung hat das Ziel, die Schmerzen zu reduzieren und die Samenqualität zu steigern. Auch ein normaler Hormonhaushalt wird durch die Behandlung angestrebt.

Hodenkrampfadern sind mit Sicherheit nicht angenehm, wenn sie erst einmal Beschwerden verursachen. Wer unter Schmerzen oder einem Druckgefühl im Bereich des Hodens leidet, sollte daher gleich einen Urologen aufsuchen. Dies gilt insbesondere für Männer, deren Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist. Mit der richtigen Behandlung wird der Normalzustand meist innerhalb kurzer Zeit wiederhergestellt, sodass keine Folgeschäden zu befürchten sind.

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