Aortendissektion: Infos & Spezialisten für Aortendissektion

07.03.2023
Dr. Claus  Puhlmann
Medizinischer Fachautor

Unter einer Aortendissektion versteht man eine Aufspaltung (Dissektion) der Wandschichten der Aorta. Die Aorta ist die Hauptschlagader, die Blut vom Herzen in den Körper transportiert. Durch eine Aortendissektion gelangt Blut aus der Aorta in die Zwischenräume der Gefäßwand. Die Symptome hängen von der Lage und dem Ausmaß der Dissektion ab.

Weitere Informationen über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten sowie ausgewählte Aortendissektion-Spezialisten finden Sie unten.

ICD-Codes für diese Krankheit: I71.00, I71.01, I71.02, I71.03, I71.04, I71.05, I71.06, I71.07

Empfohlene Aortendissektion-Spezialisten

Kurzübersicht:

  • Was ist eine Aortendissektion? Eine Aufspaltung der Wandschichten der Aorta (Körperschlagader), durch die Blut aus dem Gefäß in die Gefäßwandschichten gelangen kann und den Blutfluss behindert.
  • Risikofaktoren: Verschiedene Vorerkrankungen können die Erkrankung verursachen, etwa Arteriosklerose, hoher Blutdruck, Herzklappenanomalien, aber auch höheres Lebensalter und frühere Verletzungen der Gefäßwand.
  • Symptome: Typischerweise zeigen sich plötzlich einsetzende heftige, in Schulter und Rücken ausstrahlende Schmerzen in der Brust. Weitere Beschwerden hängen von Lage und Ausprägung der Dissektion ab.
  • Typen: Die Klassifizierung einer Aortendissektion hängt nach der Standord-Einteilung vom Eintrittspunkt des Blutes in das reguläre Gefäß ab. Danach richtet sich auch die Behandlung.
  • Diagnostik: Bei Verdacht geben bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall, CT und MRT sowie eine Angiografie Aufschluss über das Geschehen im Bauchraum.
  • Behandlung: Eine akute Dissektion ist ein Notfall und sollte sofort operiert werden, eine Gefäßprothese ersetzt dann den beschädigten Bereich der Aorta. Ansonsten empfehlen Ärzte eine engmaschige Beobachtung, um im Bedarfsfall weitere Schritte einzuleiten.

Artikelübersicht

Was ist eine Aortendissektion?

Ein Blutgefäß ist im Prinzip ein Schlauch, durch den Blut fließt. Er wird von der Gefäßwand gebildet. Die Wand größerer Blutgefäße besteht aus drei aufeinander liegenden Gewebeschichten:

  • innere Gefäßschicht (Intima),
  • mittlere Gefäßschicht (Media) und
  • äußere Gefäßschicht (Adventitia)

Der Hohlraum im Inneren eines Gefäßes wird als Lumen bezeichnet.

Zu einer Aufspaltung der Gefäßwandschichten kommt es, wenn die die innere Schicht einreißt, aber die äußere Schicht intakt bleibt. Dann dringt Blut aus dem Lumen durch den Riss in den Raum zwischen den beiden Schichten ein.

Aufgrund des erhöhten Drucks, der in der Aorta herrscht, gelangt immer mehr Blut in die Zwischenschicht. Dadurch weichen die Schichten über weite Strecken auseinander und können einen unnatürlichen Zwischenraum bilden. Dadurch kann das eigentliche Lumen vollständig verschlossen werden.

Die Intima hält in der Regel dem hohen Druck nicht stand und reißt an einer anderen Stelle wieder ein. Dadurch kann das Blut in die Aorta zurückfließen.

Aortendissektion
Darstellung einer Aortendissektion mit Blut im Zwischenraum der Aortengefäßwand © htcmed | AdobeStock

Risikofaktoren für eine Aortendissektion

Als Risikofaktoren für die Entstehung einer Aortendissektion gelten Arteriosklerose und eine Strukturschwäche der Media (Mediadegeneration). Eine solche Strukturschwäche zeigt sich häufig bei Patienten mit angeborenen Herzklappenanomalien oder Bindegewebserkrankungen. Entsprechende Krankheiten sind etwa das Marfan-Syndrom oder das Ehlers-Danlos-Syndrom.

Weitere Risikofaktoren sind ein höheres Lebensalter sowie hoher Blutdruck. Daneben können traumatische Ereignisse ursächlich für eine Aortendissektion sein, etwa eine Verletzung der Gefäßwand bei einer Katheteruntersuchung.

Symptome einer Aortendissektion

Die Krankheitszeichen hängen von der Lage und dem Ausmaß der Dissektion ab. Manche Patienten mit chronischer Aortendissektion haben überhaupt keine Beschwerden. Bei anderen wiederum kann es im Extremfall bei einer Ruptur der Aorta zu einem plötzlichen Herztod kommen.

Typischerweise zeigt sich eine akute Aortendissektion durch einen plötzlich einsetzenden, heftigen, stechenden oder reißenden Schmerz in der Brust. Er kann bis in die Schulterblätter und den Rücken ausstrahlen.

Je nach betroffenem Gefäßabschnitt können weitere Symptome auftreten, wie beispielweise

Durch den Blutverlust kann es zu Symptomen des Schocks kommen, etwa

  • beschleunigter Puls,
  • Abfall des Blutdrucks,
  • Bewusstseinstrübung.

Typen einer Aortendissektion

Je nach Lage des Einrisses und Ausdehnung der Einblutung lassen sich mehrere Kategorien unterscheiden. Die DeBakey-Klassifikation definiert drei Typen von Aortendissektionen:

  • DeBakey I: Einriss im Bereich der aufsteigenden Aorta (Aorta ascendens), die Einblutung reicht über den Aortenbogen hinaus.
  • DeBakey II: Einriss ebenfalls in der Aorta ascendens, allerdings erfolgt der Wiedereintritt der Blutung noch in der Aorta ascendens.
  • DeBakey III: Entry und Re-Entry liegen in der Aorta descendens (absteigende Aorta).

Eine Weiterentwicklung ist die Stanford-Einteilung. Sie unterscheidet anhand der Lokalisation des Entry lediglich zwei Typen:

  • Stanford A (= DeBakey I und II): Einriss in der Aorta ascendens,
  • Stanford B (= DeBakey III): Einriss in der Aorta descendens.

Die Lage des Einrisses ist entscheidend für die Gefährdung des Patienten und damit für die Therapie. Daher wenden die Spezialisten für Aortendissektion hauptsächlich die Stanford-Typen zur Beurteilung der Erkrankung an.

Diagnostik einer Aortendissektion

Bei Verdacht auf eine Aortendissektion können bildgebende Verfahren Einblutungen in die Aorta darstellen. Erste Hinweise können

geben. Die transösophageale Echokardiografie (TEE, Ultraschalluntersuchung über die Speiseröhre) ermöglicht eine genaue Beurteilung der herznahen Aorta sowie der Aorta descendens.

Die Dopplertechnik erlaubt zudem eine Unterscheidung des normalen und „falschen“ Lumens, Entry und Re-Entry können meist erkannt werden. Über eine Kontrastmittel-verstärkte Computertomografie (CT) lassen sich das Ausmaß und die Beziehung der Aortendissektion zu den benachbarten Gefäßen gut darstellen. Die Magnetresonanztomografie (MRT) ist ebenfalls eine zuverlässige Methode zur Diagnose der Aortendissektion. Auch die Angiographie (Methode zur Darstellung der Gefäße) kann wichtige Erkenntnisse liefern.

Therapie einer Aortendissektion

Entscheidend für die Therapie ist die Lage des Einrisses.

Eine akute Dissektion vom Typ Stanford A muss als Notfall betrachtet werden und sollte möglichst schnell operiert werden. Dabei wird der betroffene Gefäßabschnitt in der Regel entfernt und durch eine Gefäßprothese ersetzt.

Die Implantation von Gefäßprothesen in die Aorta bedeutet ein relativ hohes Risiko für den Patienten. Deswegen wird eine Dissektion vom Typ Stanford B zunächst abwartend therapiert. Das bedeutet, dass der Arzt die Entwicklung der Dissektion beobachtet. Erst bei Verschlechterung der Situation, zum Beispiel bei

  • drohendem Verschluss von Gefäßabgängen,
  • rasch zunehmendem Gefäßdurchmesser oder
  • drohender Ruptur der Aorta,

leitet er eine Therapie ein.

Komplikationen wie verschlossene Gefäßabgänge behandeln Spezialisten für Aortendissektionwerden mithilfe von Kathetern. Mittels Stentimplantation kann die Gefäßwand stabilisiert und bei Bedarf ein künstliches Re-Entry angelegt werden. Das reduziert den Druck im „falschen Lumen“ und verringert damit die Gefahr einer Ruptur.

Die Behandlung des Schmerzes und die Senkung des Blutdrucks erfolgt medikamentös.

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