Steißbeinfistel - Informationen und Ärzte

08.10.2023
Dr. rer. nat. Marcus Mau
Autor des Fachartikels

Die Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis, Pilonidalsinus) ist eine akute oder auch chronische Entzündung innerhalb des subkutanen Fettgewebes. Sie tritt überwiegend im Bereich des Steißbeins (Sakralregion) oberhalb der Analrinne auf, was ihr schließlich ihren Namen einbrachte. Bei starker Entzündung muss die Steißbeinfistel in der Regel chirurgisch saniert werden, ist jedoch in den meisten Fällen komplikationslos heilbar. Wann es sich bei einer Entzündung im Steißbeinbereich um eine Steißbeinfistel handelt und wo Sie damit dann Hilfe bekommen können, erklären wir Ihnen in diesem Beitrag.

ICD-Codes für diese Krankheit: L05

Empfohlene Steißbeinfistel-Spezialisten

Artikelübersicht

Steißbeinfistel: Eine Entzündung im Unterhautfettgewebe

Adipöse, stark behaarte Männer haben ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis). Häufig sind Entzündungen in tieferen Hautschichten Ausgangspunkt dieser Erkrankung. Starkes Schwitzen begünstigt überdies die Entstehung einer Entzündung. 

Wie genau entsteht eine Steißbeinfistel?

Ein Pilonidalsinus – oder auch umgangssprachlich als Steißbeinfistel bezeichnet – bildet sich häufig dort, wo „abgebrochene“ Haare tiefer in die Unterhaut einwachsen. Durch Reibebewegungen des Gesäßes und eine erhöhte Schweißproduktion wird die Haut gereizt und es kann zu Entzündungen kommen. In der Tiefe entsteht ein Fremdkörpergranulom, welches das eingewachsene Haar einschließen und isolieren soll. Dieses kann sich schließlich infizieren und weiter entzünden, ein Abszess entsteht. Ausgehend von dieser Entzündung bilden sich Fistelgänge, welche sich weiter im Unterhautfettgewebe ausbreiten oder auch die Hautoberfläche erreichen können und hier eine sichtbare Fistelöffnung bilden. 

Die folgenden Faktoren begünstigen die Entstehung einer Steißbeinfistel:

  • starke Körperbehaarung,
  • hohe Schweißexkretion,
  • sitzende Tätigkeiten,
  • starkes Übergewicht (Adipositas) sowie
  • Acne inversa.
SteißbeinfistelEine Steißbeinfistel äußert sich durch einen geröteten und geschwollenen Knoten am Gesäß @ Pepermpron /AdobeStock

Wie häufig ist die Steißbeinfistel?

Besonders oft leiden Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren unter einer Steißbeinfistel. Männer sind im Allgemeinen etwa zweimal häufiger betroffen als Frauen. Als Inzidenz wird in der Literatur ein Wert von 20–30 Fälle pro 100.000 Einwohner angegeben.

Welche Symptome deuten auf eine Steißbeinfistel hin?

Im Wesentlichen werden drei Formen der Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis) unterschieden:

  1. asymptomatisch,
  2. akut-abszedierend,
  3. chronisch-entzündlich.

Die asymptomatische Steißbeinfistel ist – wie der Name bereits verrät – nicht symptomatisch und muss daher in der Regel auch nicht sofort behandelt werden. Dennoch lassen sich nicht selten bereits Fistelausgänge an der Hautoberfläche erkennen, die sich im Laufe der Zeit entzündlich verändern können.

Bei der akut-abszedierenden Form kommt es zu Schwellungen, zur Rötung und zu Schmerzen. Ebenso kann Fieber auftreten. Die chronisch-entzündliche Steißbeinfistel ist hingegen durch wechselnde Beschwerden gekennzeichnet. Charakteristisch für die chronische Form der Steißbeinfistel ist vor allem der wiederholt auftretende Austritt von Eiter aus den Fistelöffnungen.

Die chronisch-entzündliche Form wird überdies nicht spontan ausheilen und bedarf daher einer Therapie. Bestehen die entzündlichen Veränderungen im Bereich der Steißbeinfistel über längere Zeit fort, besteht zudem die Gefahr für ein Plattenepithelkarzinom, eine bösartige Tumorerkrankung der Haut.

PlattenepithelkarzinomDas Plattenepithelkarzinom ist der zweithäufigste bösartige Hauttumor @ Luis /AdobeStock

Wie wird die Steißbeinfistel diagnostiziert?

Für die Diagnose „Sinus pilonidalis“ benötigen Steißbeinfistel-Spezialisten kein größeres Instrumentarium, da es sich um eine Blickdiagnose handelt. Anamnese, Inspektion und gegebenenfalls auch eine Palpation der betreffenden Hautbereiche genügen oft bereits, um die Steißbeinfistel sicher zu diagnostizieren. Wird die Haut im Bereich der Fistel leicht eingedrückt, lässt sich zumeist sogar eitriges Sekret herausdrücken, was die Diagnose weiter stützt.

Differentialdiagnostisch müssen Spezialisten für Steißbeinfisteln gerade in untypischen Fällen immer auch ein präsakrales Teratom sowie die Spina bifida („offener Rücken“) bei Neugeborenen ausschließen. Darüber hinaus sollte immer auch an einen Morbus Crohn oder die Schuppenflechte (Psoriasis) gedacht werden.

Mit welchen Mitteln wird die Steißbeinfistel behandelt?

Die Steißbeinfistel wird im Regelfall operativ saniert. In der akuten Phase kann zusätzlich eine Stichinzision den Abszess entlasten und das Sekret abfließen lassen. Hat sich die Entzündung anschließend etwas beruhigt, werden Steißbeinfistel-Spezialisten die Fistelöffnungen operativ verschließen. Ob hierbei primär genäht wird oder die Fistel ausgeräumt wird und dann auf natürlichem Wege abheilt, muss im Einzelfall entschieden werden.

Wichtig ist dabei vor allem auch die Präferenz des Patienten, denn eine sofortige Naht, löst das Problem der Steißbeinfistel in der Regel schneller, jedoch kommt es häufiger zu Rezidiven, also zu einem Wiederauftreten der Fistel. Die natürliche Wundheilung benötigt hingegen deutlich länger, hat aber auch eine geringere Rückfallquote.

Lässt sich einer Steißbeinfistel vorbeugen?

Da sich die entzündlichen Varianten der Steißbeinfistel aus einer asymptomatischen Variante entwickeln, kommt der asymptomatischen Steißbeinfistel besondere Bedeutung in der Prävention zu. Durch Analhygiene, Rasur und Kontrolluntersuchungen bei wiederholten Entzündungen im Analbereich lassen sich Steißbeinfisteln zumeist verhindern.

Wer behandelt die Steißbeinfistel?

Steißbeinfistel-Spezialisten sind in der Regel Fachärzte für Proktologie, Koloproktologie und Chirurgie. Unter Umständen sind aber ebenso Fachärzte für Dermatologie, Viszeralchirurgie oder Gastroenterologie beteiligt.

Weiter oben haben wir Ihnen zusätzlich einige Spezialisten für Steißbeinfistel-Operationen und spezialisierte Zentren auch in Ihrer Nähe zusammengestellt.

Quellen

  • flexikon.doccheck.com/de/Pilonidalsinus
  • Ommer A et al., S3-Leitlinie: Sinus pilonidalis. 2. revidierte Fassung 2020; AWMF-Registriernummer: 081–009. Link: https://register.awmf.org/assets/guidelines/081-009l_S3_Sinus_pilonidalis_2020-10.pdf [zuletzt aufgerufen am 27.03.2023]
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