Hornhauterkrankungen - Medizinische Experten

18.01.2024
Univ.-Prof. Dr. Dr. Ludwig Heindl
Medizinischer Fachautor

Die Hornhaut (Cornea) befindet sich im vorderen Bereich der äußeren Augenhaut und geht am Limbus in die Lederhaut über. Sie ist im Gegensatz zur Lederhaut lichtdurchlässig und benötigt ständig Tränenflüssigkeit. Die Hornhaut weist eine stärkere Krümmung auf als die Lederhaut und ragt aus dem Augapfel heraus. Zu den häufigsten Erkrankungen der äußeren Augenhaut gehören Defekte in der Hornhaut. Sie unterteilen sich nach ihren Ursachen in entzündliche und nicht entzündliche Verletzungen.

ICD-Codes für diese Krankheit: H18

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Artikelübersicht

Der Aufbau der Hornhaut

Die Hornhaut ist der transparente Abschnitt der äußeren Augenhaut und dient als „Windschutzscheibe des Auges“. Sie wird von den Keratinozyten, das heißt, den spezialisierten Zellen dieser Struktur gebildet.

Die Lichtdurchlässigkeit entsteht durch:

  • Die Parallelanordnung der Kollagenlamellen
  • Das Fehlen von Blutgefäßen
  • Die aktive Entquellung der Hornhaut mittels Endothel-Pumpen

Die Hornhaut des Auges ist mit Nerven durchzogen. Als klares Scheibchen mit einem Durchmesser von 11,7 Millimetern sitzt die Hornhaut des Auges direkt vor der Pupille. Sie weist in der Mitte eine Dicke von etwa 0,6 Millimetern auf, an den Rändern rund 0,8 Millimeter. 

HornhautDie Hornhaut schützt die Iris und das empfindliche Augeninnere @ Vladimir /AdobeStock

Die fünf Schichten der Hornhaut

Von außen nach innen betrachtet lassen sich im Mikroskop sechs Schichten in der Hornhaut des Auges unterscheiden:

  • Das vordere Hornhautepithel (Epithelium corneae) bildet die Oberfläche der Hornhaut
  • Die Bowman-Lamelle (Lamina limitans anterior) grenzt daran an und sorgt mit ihrer Struktur für den Erhalt der äußeren Epithelschicht
  • Das Stroma (Eigenschicht) stellt die mittlere Schicht der Hornhaut dar und macht etwa 90 Prozent der Dicke aus. Es enthält neben den Bindegewebs- und Nervenfasern verschiedene Zelltypen. Diese übernehmen wichtige Funktionen, z. B. bei der Versorgung, der Infektabwehr und der Reparatur nach Verletzung.
  • Die hintere Descemet-Membran (Lamina limitans posterior) dient als Abgrenzung zum Cornea-Endothel (Endothelium corneae). Sie ist sowohl die dickste als auch die widerstandsfähigste Membran im menschlichen Körper. Daher wird sie auf diese Weise zum wirkungsvollen Schutz. Die Dicke nimmt im Laufe des Lebens zu.
  • Die Endothelzellschicht ist unter anderem für die Sicherung des Hydratationszustandes und somit für die Erhaltung der Transparenz der Hornhaut zuständig.

Hornhaut-anatomischer-Aufbau1Darstellung der verschiedenen Hornhautschichten

Funktion der Hornhaut

Die Hornhaut in der äußeren Augenhaut sorgt als Fenster des Augapfels für scharfes Sehen

Sie hat drei wichtige Funktionen:

  • Schutzfunktion: Sie schützt das empfindliche Augeninnere gegen Einflüsse von außen (Fremdkörper, Wasser). Sie ist daher vergleichbar mit der Windschutzscheibe eines Autos
  • Lichtdurchlässigkeit: Genau wie ein Fenster muss sie das Licht möglichst ungehindert passieren lassen
  • Lichtbrechung: Die regelmäßige Wölbung der Hornhaut bricht das Licht, bevor es auf die Augenlinse trifft. Kleine Unregelmäßigkeiten können zu Bildfehlern führen

Die natürliche Brechkraft der Hornhaut beträgt circa 40 Dioptrien. Damit übernimmt die Hornhaut des Auges mit zwei Dritteln den Hauptanteil der Lichtbrechung und trägt damit zur Bildfokussierung bei. Ein wesentlicher Faktor dafür ist das Kammerwasser, das sich hinter der Hornhaut des Auges befindet.

Die Hornhaut muss ständig mit Flüssigkeit benetzt sein, damit sie nicht austrocknet. Diese Aufgabe übernehmen die Augenlider: Durch das Blinzeln verteilen sie Tränenflüssigkeit gleichmäßig über die Hornhaut.

Die Endothelschicht der Hornhaut sorgt mit ihren verschiedenen Stoffwechselprozessen für die Dehydratation. Sie sorgt für die Entwässerung im Innern und für Transparenz.

Die Dichte der stoffwechselaktiven Zellen im Endothel der Hornhaut des Auges nimmt mit zunehmendem Alter ab. Die Zellen des Endothels können sich schlecht regenerieren, weshalb sie schützenswert sind.

Den Schutz vor Infektionen, Verletzungen und Zerstörungen übernimmt die Descemet-Membran. Das Epithel an der Oberfläche der Hornhaut liegt in der äußeren Augenhaut. Es kann sich erneuern und sorgt dafür, dass sich kleinere Wunden ohne Narben wieder verschließen.

Mögliche Erkrankungen der Hornhaut des Auges

Zu den häufigsten Erkrankungen der äußeren Augenhaut gehören Defekte in der Hornhaut. Sie unterteilen sich nach ihren Ursachen in entzündliche und nicht entzündliche Verletzungen der Hornhaut des Auges.

Fremdkörperverletzungen mit Schädigung der Hornhaut

In der Augenheilkunde kommen Verletzungen der äußeren Augenhaut durch Fremdkörper oft vor. Der starke Tränenfluss spült den Fremdkörper aus dem Auge, ohne dass es Schaden an der äußeren Augenhaut hinterlässt.

Unterstützend hilft Spülen mit einer Augenwaschflasche oder unter fließendem Wasser. Zusätzliches Reiben sollten Sie vermeiden, da es zu einer oberflächlichen Schädigung der Hornhaut führt.

Ein Sonderfall ist eine Verätzung der äußeren Augenhaut, die meist im Rahmen von Arbeitsunfällen vorkommt. Es handelt sich dabei um einen akuten Notfall, der ein sofortiges Eingreifen erfordert.

Die erste Maßnahme bei einer Verätzung ist das intensive Spülen des Auges von 20 bis 30 Minuten. Im nächsten Schritt sollten Sie zur weiteren Abklärung einen Augenarzt aufsuchen, um eine Erblindung abzuwenden.

Verkrümmung der Hornhaut des Auges

Die gesunde Hornhaut weist eine gleichmäßige Krümmung auf. Dadurch kann sie das von allen Seiten einfallende Licht optimal brechen, bevor es auf die Augenlinse trifft.

Wenn die Hornhaut in eine Richtung stärker oder schwächer gebogen ist, ist auch die Lichtbrechung durch die Pupille verändert. Das führt zu einer veränderten Wahrnehmung, z. B. runder Objekte, die strich-oder stabförmig erscheinen.

Diese Anomalie heißt Stabsichtigkeit oder Astigmatismus. Betroffene sehen Gegenstände in der Nähe und in der Ferne unscharf und verzerrt. Sie leiden häufig an Kopfschmerzen. 

In seltenen Fällen kommt neben der Veränderung der Hornhaut eine Störung in der Linse hinzu. Die Hornhautverkrümmung ist oft angeboren und kann erblich bedingt sein.

Meist kommen zusätzlich Kurz- oder Weitsichtigkeit hinzu. Darüber hinaus gibt es erworbene Ursachen. Zu ihnen zählen Krankheiten oder Vernarbungen innerhalb der äußeren Augenhaut.

Am häufigsten betreffen die Abweichungen eine Krümmung in der Senkrechten (Stabsichtigkeit). Eine zweite Unterscheidung erfolgt, ob die Hornhaut an verschiedenen Stellen gebogen ist (irregulärer Astigmatismus) oder nicht (regulärer).

Ärzte korrigieren die Defizite bei der regulären Form durch eine spezielle Brille oder durch Kontaktlinsen. Für die irreguläre Stabsichtigkeit eignen sich harte Kontaktlinsen, jedoch keine Brille. Operative Verfahren der refraktiven Chirurgie sind zur Korrektur größerer Abweichungen geeignet, wobei am häufigsten ein Laser zum Einsatz kommt.

Mit einer Häufigkeit von eins zu 2.000 tritt der Keratokonus als eine nicht-entzündliche Erkrankung der Hornhaut auf. Sie ist erblich, die Symptome zeigen sich bereits im Jugendalter. Dabei dünnt die Hornhaut in der Mitte aus und wölbt sich kegelförmig nach vorne. Dadurch ist die Sehfähigkeit deutlich eingeschränkt. Die Prognose für diese Erkrankung der äußeren Augenhaut ist je nach Schwere unterschiedlich.

Frau mit KeratokonusFrau mit Keratokonus @ Alessandro Grandini /AdobeStock

Trübungen der Hornhaut

Trübungen der Hornhaut ziehen eine herabgesetzte Sehschärfe mit sich und führen in einigen Fällen auch zu Schmerzen.

Zu den häufigsten Ursachen gehören Schwellungen (Ödeme) und Narbenbildungen an der Hornhaut. Die Hornhautnarben in der äußeren Augenhaut machen sich als weißliche Trübungen bemerkbar. 

Sie entstehen nach Entzündungen, Geschwüren oder Stoffwechselstörungen. Risikofaktor für eine Entzündung ist eine Vorschädigung der Hornhaut, z. B. bei nicht korrekt eingesetzten Kontaktlinsen.

Bei einer Entzündung der Hornhaut (Keratitis) kann es zu einer bakteriellen oder viralen Infektion oder einem Pilzbefall kommen. Unbehandelt kann dies zur Bildung eines Hornhautgeschwürs (Ulcus corneaea) führen. Dieses kann sich bis in das Stroma bzw. bis zur Descemet-Membran ausdehnen und zu einer Perforation des Auges führen.

Eine ausgedehnte Narbenbildung an der äußeren Augenhaut kann eine schwerwiegende Verletzungen der Hornhaut verursachen. In einigen Fällen begünstigt die Narbenbildung Gefäßeinsprossungen (Vaskularisationen). Dadurch bilden sich im sonst gefäß-freien Areal der äußeren Augenhaut Blutgefäße, die die Sehfähigkeit zusätzlich beeinträchtigen.

Bei Schädigungen der Zellen in der Endothelschicht kommt Flüssigkeit in die Hornhaut. Diese verdichtet sich, führt zu Ödemen und trübt ein.

Auch die Fuchs-Endotheldystrophie (Stoffwechselerkrankung) schädigt die Endothelzellschicht im Inneren der Hornhaut. Es kommt zu Flüssigkeitsansammlungen. Bei starker Beeinträchtigung des Sehvermögens helfen nur chirurgische Methoden, wie die perforierende Keratoplastik. 

Heute kommt meist die lamelläre Keratoplastik zum Einsatz. Hier tauschen Ärzte nur die Descemet-Membran aus (Descemet membrane endothelial keratoplasty DMEK).

Im Alter oder nach Verletzungen können degenerative Veränderungen einsetzen, bei der die Hornhaut ihre homogene und klare Struktur einbüßt. Einige altersbedingte Effekte dieser Art haben jedoch keinen Krankheitswert.

Cornea transplantTransplantierte Hornhaut

Trübungen in der Hornhaut des Auges können nur sehr selten durch eine konservative, das heißt, medikamentöse Therapie behoben werden. Eine Erblindung im fortgeschrittenen Stadium der Hornhautschädigung kann nur eine Hornhauttransplantation vermeiden.

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