Erkrankungen der Augenlinse - Spezialisten und Informationen

21.09.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
Leading Medicine Guide Redaktion

Die Augenlinse befindet sich im Auge direkt hinter- der Pupille. Sie ist transparent und hat eine Wölbung, die einfallendes Licht bricht und anschließend auf die Netzhaut projiziert. So ist scharfes Sehen möglich. Durch die Elastizität der Augenlinse, passt sich die Wölbung an. So ist scharfes Sehen auf unterschiedliche Entfernungen möglich. Erkrankungen der Augenlinse sind der Graue Star und die Linsenektopie.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen soä.-wie ausgewählte Spezialisten für Erkrankungen der Augenlinse.

ICD-Codes für diese Krankheit: H25, H26, H27

Empfohlene Spezialisten für Erkrankungen der Augenlinse

Artikelübersicht

Anatomie der Augenlinse

Die elastische Linse des Auges ist mit einem Durchmesser von 9 bis 10 mm im Ruhezustand ca. 4 mm dick und liegt direkt hinter der Pupille, zwischen Glaskörper und Regenbogenhaut. Sie besteht aus langen dünnen Linsenfasern. In der Mitte befindet sich der Linsenkern. Ihn umgibt die Linsenrinde.

Über elastische Fasern (Zonulafasern) ist die Linsenkapsel mit dem Ziliarkörper (auch Strahlenkörper genannt) verbunden. Er ist zum einen für die Aufhängung der Linse im Auge verantwortlich. Zum anderen wirkt der Strahlenkörper bei der Anpassung der Linsenkrümmung mit und hilft bei der Nah- und Ferneinstellung (Akkommodation) des Auges.
 
Die Augenlinse besteht zu etwa 65 % aus Wasser und zu 35 % aus Eiweiß. Da sie keine Blutgefäße und Nerven hat, ist sie vollständig lichtdurchlässig. Närstoffe erhält die Augenlinse durch das Kammerwasser in der vorderen und hinteren Augenkammer.

 

Eye schemeDer Aufbau des menschlichen Auges

Funktion der Augenlinse

Das Licht, das auf das Auge trifft, bricht sich in der Linse und projiziert ein mehr oder weniger scharfes Bild auf die innere Augenhaut. Der Sehnerv leitet die Impulse an das Gehirn weiter.

Die Veränderung der Krümmung der Augenlinse bestimmt daher die Nah- und Ferneinstellung des Auges.  Ziel der Linsenanpassung ist es, das Bild so scharf wie möglich auf die Netzhaut zu projizieren.

Positive LinseFunktionsweise einer Linse: Brechung des Lichts und Projizierung auf einen bestimmten Punkt

Nahakkommodation

An der Außenseite des Ziliarkörpers befindet sich der Ziliarmuskel (Musculus ciliaris). Beim Wechsel von Fern- auf Naheinstellung (Nahakkommodation) erschlaffen die elastischen Zonulafasern, die die Augenlinse mit dem Strahlenkörper verbinden. Die Linse krümmt sich aufgrund ihrer hohen Elastizität zu einer kugeligen Form. Sie bricht das einfallende Licht, um ein scharfes Bild auf die Netzhaut zu projizieren.

Fernakkommodation

Beim Wechsel von Nah- auf Ferneinstellung (Fernakkommodation) erschlafft der Ziliarmuskel, die Zonulafasern spannen sich. Durch den Zug flacht die Augenlinse ab. Durch die geringere Krümmung wird das einfallende Licht von dem (in größerer Entfernung befindlichen) Körper schwächer gebrochen. Das scharfe Bild auf der Netzhaut entsteht durch die Abflachung.

Mit welcher Intensität die Augenlinse das durchtretende Licht bricht, gibt die Maßeinheit Dioptrie (dpt) an.

Diese Anpassungsfähigkeit der Linse auf Nah- und Ferneinstellung lässt bereits im Jugendalter nach. Der Linsenkern verhärtet sich im Laufe des Lebens und die Linse verliert an Elastizität (Altersweitsichtigkeit).

Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) ist keine Krankheit. Durch den Funktionsverlust der Augenlinse ist es immer schwieriger, nahe Objekte scharf zu sehen. Eine Lesebrille korrigiert die Altersweitsichtigkeit.

Erkrankungen der Augenlinse: Katarakt

Die Trübung der Augenlinse wird Katarakt, auch Grauer Star genannt und beeinträchtigt zunehmend die Sehschärfe. Die normalerweise glasklare Augenlinse wird undurchsichtig und wirkt wie ein dichter werdendes Mattglas.
 

Bei der langsamen, über Jahre hinweg fortschreitenden Verschlechterung des Sehvermögens nimmt der Betroffene einen Nebelschleier vor seinen Augen wahr. Betroffene können hell und dunkel sowie die Richtung des einfallenden Lichtes erkennen.

Grauerstar-1Grauerstar-2

Sicht eines gesunden Auges (links), daneben Sicht eines an Grauem Star erkrankten Auges

Die Dämmerung bereitet der Linse weniger Probleme als das Tageslicht, da sich die Pupille bei schlechteren Lichtverhältnisse weitet und so an der Trübung der Linse „vorbeigesehen“ werden kann.

Sonnenlicht und andere starke Lichteinstrahlungen hingegen brechen sich diffus in der getrübten Augenlinse und führen zur Blendung.  Sonnenbrillen oder die Vermeidung von grellem Licht sind für betroffene Personen daher ratsam 

Formen der Katarakt

Je nach Lage der Trübung gibt es unterschiedliche Typen des Katarakts:

  • Kernkatarakt (Cataracta nuclearis)

Beim Kernkatarakt (Cataracta nuclearis) trübt sich der Linsenkern. Das Zentrum der Augenlinse schwillt an. Die dadurch auftretende Kurzsichtigkeit kann dazu führen, dass Alterssichtige wieder ohne Brille lesen können.

  • Rindenkatarakt (Cataracta corticalis)

Bei der Rindenkatarakt (Cataracta corticalis) liegt der getrübte Teil der Augenlinse in der vorderen oder hinteren Linsenrinde. Dabei werden in der Linsenrinde Spalten und Speichen ausgebildet. Doppelbilder entstehen vor dem betroffenen Auge.

  • Subkapsuläre hintere Schalentrübung(Cataracta subcapsularis posterior)

Liegt die zentrale Eintrübung in der hinteren Rinde der Augenlinse direkt vor der Hinterkapsel, liegt eine Sehverschlechterung bei geringer Linsentrübung vor. Diese schnell voranschreitende hintere Schalentrübung der Augenlinse (Cataracta subcapsularis posterior) verursacht die stärkste Blendung.

  • Angeborene Katarakt (Cataracta)

Für den angeborenen Katarakt auf beiden Augen (kongenitale Katarakt) sind meist die Gene der Eltern verantwortlich. Eine Infektionskrankheit der Mutter während der Schwangerschaft (Mumps oder Röteln) kann ebenfalls Ursache sein.

Je nach Art und Ausmaß der Trübung wird zwischen dem Kapsel-, Pol-, Zentral-, Schicht- oder Punktstar unterschieden.

Im Unterschied zum angeborenen Katarakt, betrifft der im Laufe des Lebens erworbene Katarakt meist nur ein Auge.

Cataract in human eyeGrauer Star am Auge

Ursachen für einen erworbene Katarakt

Altersstar

Dabei stellt der Altersstar (Cataracta senilis) mit 90 % die häufigste Form dar. Infolge des natürlichen Altersprozesses können Stoffwechselprozesse in der Augenlinse nicht aufrechterhalten werden. Gefördert wird diese Form der Katarakt nicht nur durch Enzymveränderungen und Ernährungsstörungen, sondern auch durch ultraviolettes Licht.

Beim Altersstar wird der Krankheitsverlauf in unterschiedliche Stadien unterteilt:

 

  • Frühstadium Grauer Star (Cataracta incipiens)

 

Im Frühstadium, beim beginnenden Grauen Star (Cataracta incipiens), bemerkt der Betroffene eine kaum störende Trübung der Augenlinse.

 

  • Fortgeschrittener Grauer Star (Cataracta provecta)

 

Die verstärkten Trübungen der Augenlinse treten beim unreifen Grauen Star (Cataracta provecta) auf und behindern bereits das Sehen mit dem getrübten Auge.

 

  • Ausgereifter Grauer Star (Cataracta matura)

 

Die Trübungen der Augenlinse im Stadium des reifen Grauen Stars (Cataracta matura) sind so weit fortgeschritten, dass der Erkrankte nur noch Licht und Schatten wahrnimmt.

Eine weitere Komplikation stellt das Anschwellen der Augenlinse des Betroffenen dar. Das Abdrängen der Regenbogenhaut kann im Auge eine akute Augendruckerhöhung (Glaukomanfall) wie beim Grünen Star auslösen.

 

  • Überreifer Grauer Star (Cataracta hypermatura)

 

Im letzten Trübungsstadium verflüssigt sich die Rinde der Augenlinse und der harte Linsenkern sinkt nach unten. 

Die Verlagerung der Augenlinse (auch Linsenektopie) kann einen Glaukom (Grüner Star) zur Folge haben, der die Nervenfasern des Auges zerstört.

Traumatische Katarakt

Die Eintrübung der Augenlinse durch eine Verletzung gehört ebenso zu den erworbenen Katarakten. 

Je nach Ursache haben sie unterschiedliche Bezeichnungen:

  • Kontusionsstar: Entsteht durch eine Augenprellungen, wie bei einem Schneeballwurf aufs Auge
  • Wärmestar: Durch starke Wärmeeinwirkung
  • Blitzstar: Durch Starkstromunfälle
  • Strahlenstar: Durch ionisierende Strahlen
  • Feuerstar: Durch Einwirken von Infrarotstrahlen

Begleitkatarakt infolge einer weiteren Krankheit

Auch Krankheiten können Grund für den Grauen Star sein: Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Stoffwechselerkrankungen und verschiedene Nieren-, Haut- und Muskelerkrankungen wirken sich negativ auf die Sehkraft aus und bringen den Katarakt als Begleiterkrankung mit sich.

Die Eintrübung der Augenlinse kann durch die Behandlung zwar aufgehalten, nicht aber rückgängig gemacht werden. 

Auch nach Augenoperationen oder bei anderen Augenkrankheiten kann sich die Augenlinse trüben: Zum Beispiel nach einer Entzündung der Regenbogenhaut oder bei der längeren Einnahme von Medikamenten wie Kortison.

Diagnose und Behandlung des Grauen Stars

Obwohl eine fortgeschrittene Katarakt ohne technische Geräte erkennbar ist, wird die Trübung der Augenlinse bei weitgestellter Pupille an einer Spaltlampenuntersuchung diagnostiziert.

Spaltlampe-2Spaltlampenuntersuchung

Medikamentöse Therapien können einen Grauen Star nicht therapieren. Daher ist zur Wiederherstellung der Sehkraft die Katarakt-Operation notwendig. Dabei wird die trübe Augenlinse durch eine neue Kunstlinse ersetzt.

Operationsverfahren, Risiken und Nachbehandlung

Die gängigsten Operationsverfahren sind:

  • Intrakapsulären Linsenextraktion

Bei der intrakapsulären Linsenextraktion wird die körpereigene Linse aus dem Auge entfernt. Die intrakapsuläre Linsenextraktion wird häufig bei chronischen Entzündungen eingesetzt. Eine schwerwiegende Spätfolge bei diesem Verfahren ist eine mögliche Netzhautablösung.

  • Extrakapsuläre Linsenextraktion

Am häufigsten kommt die extrakapsuläre Linsenextraktion zur Anwendung. Bei diesem Verfahren bleibt die hintere Linsenkapsel im Auge zurück. Der Chirurg entfernt nur die vordere Linsenkapsel und das getrübte Material der Augenlinse.

Manchmal kommt es nach der Operation erneut zu Trübungen der Augenlinse. Grund sind verbliebene Kapselreste, die zu einem erneuten Verschluss der Pupillenöffnung führen. Mittels Lasertherapie wird dieser Nachstar behandelt.

Die eingesetzte Kunstlinse ist nicht wie die natürliche Linse elastisch. Sie kann sich daher nicht der Krümmung anpassen. Die fehlende Brechkraft wird mit Kontaktlinsen oder Brillen ausgeglichen.

Während der Nachbehandlung erhält der Patient Augentropfen, die Antibiotika und Kortikoide enthalten, um Entzündungen und Infektionsvorbeugung vorzubeugen.

Erkrankungen der Augenlinse: Linsenverlagerung (Linsenektopie)

Bei der Linsenektopie verlagert sich die Linse in die vordere Augenkammer oder in den Glaskörperraum.

Die irreguläre Lageveränderung der Augenlinse nur eines Auges ist in den meisten Fällen beispielsweise durch eine Verletzung erworben.

Die beidseitige Linsenektopie, die Lageveränderungen der Augenlinsen beider Augen, steht meist in Zusammenhang mit Missbildungen oder einer genetischen Veranlagung.

Formen der Linsenektopie

Es gibt verschiedene Formen der Linsenektopie:

  • Linsenluxation (Luxatio lentis)

Bei der Linsenluxation (Luxatio lentis) verlagert sich die  Augenlinse durch den Abriss der Linsenaufhängung komplett. Die abgerissene Linse liegt daher am Boden des Glaskörpers, seltener in der Augenvorderkammer. 

Durch die Verlagerung der Linse in den Glaskörper und den Abbau von Linsenfasern kommt es häufig zu einer Entzündung.  Da bei fehlender Linse nur noch die Hornhaut für eine Lichtbrechung sorgt, kommt es zu einer Übersichtigkeit (Hyperopie).

  • Subluxation (Subluxatio lentis)

Bei der Subluxation (Subluxatio lentis) verlagert sich die Augenlinse durch Lockerung der Zonulafasern teilweise aus der Pupille. Die meist verkleinerte Linse (Mikrophakie) nimmt eine Kugelform an (Sphärophakie).  Wegen der zu starken Brechkraft der kugeligen Augenlinse kommt es zur Kurzsichtigkeit (Myopie).

  • Linsenschlottern (Iridodonesis)

Beim Linsenschlottern ist die Aufhängung geschwächt. Daher kommt es zu einer abnormen Beweglichkeit der Augenlinse im Auge.

Leichte Linsenluxationen können beschwerdefrei bleiben. Bei stärkerer Verschiebung der Augenlinse ist das Wahrnehmen von Doppelbildern möglich. Die Sehkraft der Augen verschlechtert sich aufgrund der Minderung des Brechwertes deutlich. Kurzsichtigkeit ist die Folge.

Ursachen für eine Linsenverlagerung

Die Ursachen für eine Linsenektopie sind unterschiedlich:

  • Bindegewebe- oder Stoffwechselerkrankungen: Wie das Marfan-Syndrom, das Weill-Marchesani-Syndrom oder die Homozystinurie.
  • Verschleißbedingte Veränderungen: Wie zum Beispiel beim überreifen Grauen Star, bei dem die Verflüssigung der Linsenrinde den harten Linsenkern absinken lässt.
  • Chronisch kombinierte Entzündungen: Von Iris und Ziliarkörper (Iridozyklitis)
  • Augapfelprellung (Contusio bulbi): Zum Beispiel durch einen Faustschlag. Dabei kann eine Kontusionsrosette entstehen. Eine Kontusionsrosette zeigt sich durch eine sternförmige Rindentrübung der Linse und eine Ablagerung versprengter Irispigmente. 
  • Tumore im Augapfel
  • Mechanische Überdehnung der Linsenfasern: Bei einem zu großen Augapfel (Myopia magna)

Behandlung der Linsenektopie

Durch die nicht fixierte Linse können Schädigungen an der Hornhaut entstehen, was wiederum eine Hornhauttrübung auslösen kann. Die verlagerte Augenlinse wird operativ entfernt (Lensektomie). Stattdessen bekommt der Patient eine künstliche Linse.

Erkrankungen der Augenlinse: Spaltbildung am Auge

Eine seltene Erkrankung der Augenlinse ist die Spaltbildung am Auge. Diese kann angeboren oder durch Verletzungen und Operationen am Auge entstehen. Je nach Größe und Ausprägung wirkt sich die Spaltbildung auf das Sehvermögen des Patienten aus.

 

 

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print