Sterilitätsdiagnostik: Spezialisten und Informationen

19.07.2023

Bleibt der Kinderwunsch unerfüllt, können Betroffene mithilfe der Sterilitätsdiagnostik die Ursache für das Ausbleiben einer Schwangerschaft herausfinden. So lassen sich die Chancen auf eine Schwangerschaft mit Hilfe einer Kinderwunschbehandlung gezielt erhöhen.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für Sterilitätsdiagnostik.

Empfohlene Spezialisten für Sterilitätsdiagnostik

Artikelübersicht

Was bedeutet Sterilität und wann liegt Unfruchtbarkeit vor?

Sterilität und Unfruchtbarkeit sind keine Synonyme, auch wenn beide Begriffe oft synonym verwendet werden.

Man spricht von Sterilität, wenn sich bei einem Paar trotz regelmäßigem Geschlechtsverkehr innerhalb von 1-2 Jahren keine Schwangerschaft einstellt. Sterilität bezeichnet also die Unfähigkeit, überhaupt schwanger zu werden, bzw. eine Schwangerschaft zu verursachen. Hier unterscheidet man zudem

  • die primäre Sterilität: Es lag noch nie eine Schwangerschaft vor, und
  • die sekundäre Sterilität: Mindestens eine Schwangerschaft ist bereits vorausgegangen, unabhängig davon, ob sie ausgetragen wurde.


Etwa 15 % der Paare in Deutschland sind ungewollt kinderlos. Die Verteilung der Ursachen ist ausgeglichen:

  • 30 % liegen beim Mann,
  • 30 % bei der Frau und
  • 30 % bei beiden Partnern;
  • bei etwa 10 % der Fälle lässt sich keine Ursache feststellen.

Viele Fruchtbarkeitsstörungen sind vorübergehend und grundsätzlich behandelbar. Eine vollständige Sterilität ist ein Ausnahmefall. Er tritt etwa auf, wenn im Körper des Mannes keine Samenzellen produziert werden oder bei der Frau die Gebärmutter entfernt worden ist.

Infertilität (Unfruchtbarkeit) ist die Unfähigkeit, eine Schwangerschaft auszutragen.

Die Sterilitätsdiagnostik identifiziert den Grund für das Ausbleiben einer Schwangerschaft. Danach lässt sich ggf. mithilfe der Reproduktionsmedizin eine Kinderwunschbehandlung einleiten.

Faktoren für den unerfüllten Kinderwunsch

Ohne Verhütung liegt die statistische Wahrscheinlichkeit, bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr schwanger zu werden, bei etwa 25% im Monat.

Eine wichtige Rolle spielt der Zeitpunkt des Eisprungs, den man bei Kinderwunsch kennen sollte.

Eizellen bleiben etwa 24-48 Stunden befruchtbar und Spermien überleben im Körper der Frau 2-5 Tage. Der ideale Zeitpunkt für den Verkehr liegt also zwischen zwei Tagen vor dem Eisprung bis einen, maximal zwei Tage danach. Wenn dieses Zeitfenster bei Kinderwunsch optimal genutzt wird, erhöhen sich die Chancen auf eine Schwangerschaft.

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Das beste Alter, um schwanger zu werden, ist bei Frauen zwischen 20 und 30. Nach dem 30. Lebensjahr beginnt die Fruchtbarkeit zu sinken. Nach dem 35. Lebensjahr nimmt die Wahrscheinlichkeit schnell weiter ab. Nach dem 45. Lebensjahr sinkt die Wahrscheinlichkeit, ohne assistierte Reproduktion schwanger zu werden, fast gegen Null ab.

Bei Männern ist die Zeugungsfähigkeit weniger stark altersabhängig. Allerdings nimmt auch bei ihnen nach dem 40. Lebensjahr die Spermienqualität deutlich ab.

Stress – und nicht zuletzt auch der „Kinderwunschstress“ – kann den Zyklus der Frau beeinflussen. Im Extremfall führt er dazu, dass kein Eisprung stattfindet. Beim Mann kann Stress die Samenproduktion beeinflussen, allerdings ist dies nicht so gut nachzuweisen wie die Zyklusstörungen bei der Frau.

Starkes Übergewicht und Untergewicht stören nachhaltig den Hormonhaushalt der Frau. So kann auch ein falsches Gewicht die Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch sein.

Ungesunder Alkoholkonsum schränkt sowohl bei Frauen als auch bei Männern die Fruchtbarkeit ein. Bei Männern führt er vor allem zu Störungen der Spermienproduktion, bei zu einer Beeinflussung des Zyklus.

Das Rauchen stört beim Mann die Spermienproduktion. Bei der Frau vermindert es nicht nur die Chance, schwanger zu werden, sondern erhöht auch die Fehlgeburtsrate.

Durch diese Faktoren können Sie also selbst Einfluss auf die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit nehmen. Achten Sie insgesamt auf eine gesunde Lebensweise:

  • Bauen Sie beispielsweise Stress durch Entspannung und Bewegung ab,
  • reduzieren Sie Alkohol und Nikotin und
  • versuchen Sie, das Gewicht in einem gesunden Rahmen zu halten.

Das Gespräch mit dem Arzt zur Sterilitätsdiagnose

Vor Beginn der aufwändigen instrumentellen Sterilitätsdiagnostik findet zunächst ein Gespräch mit dem Arzt statt. In der Kinderwunschsprechstunde stellt er einige Fragen zu den individuellen Lebensumständen:

  • Wie lange besteht schon Kinderwunsch?
  • Wer von Ihnen leidet mehr unter dem unerfüllten Kinderwunsch?
  • Wie oft haben Sie Verkehr?
  • Sind Sie zufrieden mit Ihrer Sexualität?
  • Haben Sie selbst eine Idee, was die Ursachen für Ihre Unfruchtbarkeit sein könnten?
  • Sehen Sie Grenzen einer Kinderwunschbehandlung?
  • Was passiert, wenn die Behandlung nicht erfolgreich ist?
Sterilitätsdiagnostik beim Arzt
Zu Beginn der Sterilitätsdiagnostik steht das gemeinsame Gespräch des Paars mit dem Arzt © Chinnapong | AdobeStock

Körperliche Untersuchung bei der weiblichen Sterilität

Nach diesen Gesprächen folgt die Abklärung körperlicher Ursachen im Rahmen der Sterilitätsdiagnostik.

Die körperlichen Ursachen bei unerfülltem Kinderwunsch sind bei den Geschlechtern etwa ausgewogen. Wir konzentrieren uns hier aber auf den Untersuchungsgang bei der Frau.

Die körperlichen Ursachen für eine weibliche Sterilität sind in abnehmender Häufigkeit:

  • Störungen der Eierstockfunktion,
  • undurchlässige Eileiter,
  • Fehlbildungen oder Erkrankungen der Gebärmutter,
  • Veränderungen des Schleims des Gebärmutterhalses,
  • immunologische Reaktionen auf die männlichen Samenzellen.

Anatomie der Gebärmutter
Anatomie der Gebärmutter und Eierstöcke © bilderzwerg / Fotolia

Ursache einer Störung der Eierstockfunktion sind möglicherweise:

  • eine Gelbkörperschwäche (zum Beispiel durch einen Überschuss an männlichen Hormonen beim Syndrom der polyzystischen Ovarien PCOS),
  • eine Störung der Schilddrüsenfunktion,
  • ein vorzeitiges Einsetzen der Wechseljahre,
  • ein hormonaktiver Tumor,
  • Kortisondauertherapie.

Undurchlässige Eileiter können Folgen verschiedener vorangegangener Störungen sein, wie etwa:

Des Weiteren kommt als Ursache eine versprengte Gebärmutterschleimhaut – die sogenannte Endometriose – in Betracht.

Zu den Erkrankungen der Gebärmutter, die Sterilität verursachen können, zählen

  • Myome,
  • Verklebungen nach Operationen oder Entzündungen oder
  • Fehlbildungen.

Veränderungen des Gebärmutterhalsschleims können durch

  • eine verminderte Bildung durch Hormonmangel oder
  • zurückliegende Operationen, wie z.B. eine Konisation,

verursacht werden.

Auch die immunologische Ursache einer Sterilität spielt sich im Wesentlichen im Gebärmutterhalsschleim ab. Er kann dann Antikörper gegen das Sperma des Mannes enthalten.

Behandlungsschritte einer Sterilitätsdiagnostik

Zu Beginn der Sterilitätsdiagnostik stehen die Zyklusanamnese und die Führung einer Basaltemperaturkurve. Sie können häufig schon die ersten wichtigen Hinweise liefern.

Auch der Postkoitaltest wird aufgrund seiner einfachen Durchführbarkeit oft schon am Anfang durgeführt - immunologische Ursachen sind allerdings eher selten. Der Test findet zwölf Stunden nach ungeschütztem Verkehr statt: Dabei wird der Gebärmutterhalsschleim auf die Zahl und Beweglichkeit der darin befindlichen Spermien unter dem Mikroskop untersucht. Ist das Spermiogramm des Mannes in Ordnung, bietet der Test bei fehlenden oder nur unbeweglichen Spermien Hinweise auf das Vorliegen einer Antikörperbildung.

Relativ einfach ist auch die Hormondiagnostik, bei der die obengenannten hormonellen Ursachen durch eine Blutentnahme untersucht werden können.

Eine Möglichkeit, die Durchgängigkeit der Eileiter zu prüfen, ist die Kontrastmittelsonographie. Nach Einbringen von Ultraschall-Kontrastmittel in die Gebärmutter kann der Weg des Kontrastmittels per Ultraschall verfolgt werden. So lässt sich die Durchgängigkeit oder der Verschluss der Eileiter nachweisen. Allerdings erlaubt die Methode keine Aussagen zur Funktionsfähigkeit oder dem Zustand der Eileiter. 

Dies ist nur möglich mit der Bauchspiegelung, dem Goldstandard in der Abklärung körperlicher Ursachen der weiblichen Sterilität. Dabei können

  • Gebärmutter und Eileiter genau untersucht,
  • die Durchgängigkeit der Eileiter geprüft und
  • ggf. Verwachsungen oder Endometrioseherde im gleichen Eingriff behandelt

werden. Üblicherweise wird die Bauchspiegelung mit einer Gebärmutterspiegelung kombiniert, um die Gebärmutter als Ursache auszuschließen. Während der Gebärmutterspiegelung kann der Arzt eventuelle Ursachen, wie Verklebungen, beseitigen.

Die Eingriffe können in aller Regel ambulant durchgeführt werden.

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