Venenkleber | Ärzte & Behandlungsinfos

Venenleiden kommen in der heutigen Zeit sehr häufig vor. Dazu zählt aber nicht nur die gefürchtete Thrombose, sondern auch optisch sehr unansehnliche Krampfadern (Varizen) oder Besenreiser. Diesen Krampfadern kann man mit verschiedenen Behandlungswegen zu Leibe rücken. Eine relativ neue Methode ist die Behandlung mit einem Venenkleber, auch VenaSeal genannt.

Der folgende Text erklärt, was es mit dieser Methode auf sich hat, wie sie durchgeführt wird und welche Komplikationen auftreten können.

Artikelübersicht

Venenkleber - Weitere Informationen

Was versteht man unter einem Venenkleber? 

Es gibt Klebstoffe, die nicht nur für das Heimwerken und Basteln, sondern auch für medizinische Anwendungen zugelassen sind. Hierzu gehört der am häufigsten angewendete Klebstoff N-Butyl 2-Cyanoacrylat, oft auch einfach nur Cyanoacrylat genannt. Durch diesen Klebstoff kann Gewebe verschlossen werden.

Typische Anwendungen sind beispielsweise oberflächliche Schnittwunden, OP-Wunden bei kleineren Eingriffen, aber eben auch und insbesondere das Krampfaderleiden. Daher wird Cyanoacrylat im Volksmund vielfach auch als Venenkleber bezeichnet. Durch das gezielte Einbringen in erweiterte Venen (Krampfadern) können diese dauerhaft verschlossen werden.

Ist Cyanoacrylat ein Verödungsmittel?

Bei Cyanoacrylat handelt es sich um einen Klebstoff, durch dessen direkte Wirkung Gewebe dauerhaft miteinander verklebt wird. Daher ist er auch für stark erweiterte Venen bis zu einem Durchmesser von etwa 8 cm geeignet, um ein Verkleben zu erreichen. Bei Verödungsmitteln, beispielsweise Polidocanol, hingegen handelt es sich um Wirkstoffe, die entzündliche Veränderungen der Gefäßwand hervorrufen. Hierdurch werden diese ebenfalls miteinander verklebt, allerdings eignet sich dieses Verfahren lediglich für kleinere Venen wie den sogenannten Besenreisern

Der Vorteil von Cyanoacrylat ist daher neben seiner Wirksamkeit in stark erweiterten Venen außerdem auch, dass keine Entzündungsreaktion entsteht. 

Seit wann gibt es Cyanoacrylat?

Cyanoacrylat ist bereits seit 1958 als sogenannter „Sekundenkleber“ auf dem Markt. Zwischenzeitlich wurde der auch in Sprayform in Kriegsgebieten angewendet (z.B. Vietnamkrieg), um akute Blutungen schnell zu stillen. Außerdem hat es die Kriminaltechnik revolutioniert, da Cyanoacrylat Grundlage für die Erstellung von Fingerabdrücken ist. 

Seit 2011 ist Cyanoacrylat in der Behandlung von Krampfadern zugelassen und wird seither zunehmend angewendet. Es handelt sich um ein sogenanntes endoluminales Verfahren der Krampfader-Therapie, was so viel bedeutet wie „von innen“. Bei der Operation, dem sogenannten Venenstripping, wird die erkrankte Vene komplett entfernt. Bei den endoluminalen Verfahren wird sie hingegen von innen verklebt.

Was ist das Besondere an der Venenverklebung?

Bei der Venenverklebung mit Cyanoacrylat handelt es sich um ein endoluminales Verfahren der Varizenbehandlung. Endoluminal bedeutet "Behandlung der Vene von innen". Im Gegensatz hierzu wird bei dem operativen Vorgehen, dem sogenannten Venenstripping, die krankhaft erweiterte Vene von außen freigelegt und komplett entfernt.

Auch bei der Laser- und Radiofrequenztherapie handelt es sich um endoluminale Verfahren. Im Gegensatz zur Anwendung des Klebers, welches ein chemisches Verfahren darstellt, sind Laser- und Radiofrequenztherapie gekennzeichnet durch eine Hitzeanwendung. Sie werden deshalb auch als thermische Verfahren bezeichnet.

Bei den thermischen Verfahren und der hierbei naturgemäßen Entstehung von Hitze kommt es zu Schädigungen von Haut und umgebenden Weichteilgewebe. Daher muss bei diesen Verfahren stets eine kühlende Flüssigkeit um die behandelte Vene eingespritzt werden. Trotzdem kann es zu Verbrennungen der Haut und des Weichteilgewebes kommen. Dies tritt bei der chemischen Behandlung mit Kleber nicht auf, allerdings muss der Kleber schnell und mit besonderen Kathetern in die Vene eingespritzt werden, Es handelt sich hierbei um das sogenannte VenaSeal-Verfahren, welches mit einem besonderen Gerät (VenaSeal Closure System) durchgeführt wird.

Was ist das Prinzip des VenaSeal Closure Systems?

Beim VenaSeal Closure System handelt es sich um ein spezielles medizinisches Gerät, welches aus langen Kathetern und mehreren Druckspritzen besteht. Über die Spritze wird der Klebstoff schnell und mit Druck in die Vene verabreicht, welche anschließend von außen komprimiert wird.

Durch dieses Verfahren müssen dem Patienten keine Narkosemittel oder andere Medikamente verabreicht werden. Lediglich an der Einstichstelle, über die der Katheter in die Vene eingeführt wird, erfolgt eine Betäubung. Als Hilfsmittel kommen darüber hinaus teilweise mehrere Sondierungsdrähte und ein Sonografie-Gerät zum Einsatz. Hierdurch kann das Einführen der Katheter und das korrekte Platzieren in der zu behandelnden Vene erleichtert werden.

Wann kommt Venenkleber zum Einsatz?

VenaSeal kommt in der Regel bei Krampfadern zum Einsatz, die der Patient auf schonende Art und Weise entfernen lassen möchte. Der Venenkleber ist für Patienten geeignet, die sehr schnell wieder ihren Beruf oder ihre sportliche Tätigkeit aufnehmen wollen.

Darin liegt auch der große Vorteil dieses Verfahrens: Der Patient ist in der Regel sofort wieder einsatzbereit, der Eingriff dauert etwa 20 Minuten. Da weder vor noch nach der Behandlung Medikamente benötigt werden, ist die Genesungszeit derart gering, dass weder ein Ausfall bezüglich beruflicher Tätigkeiten als auch sportlicher Aktivitäten zu erwarten ist.

Vorgehen: Wie läuft der Eingriff mit Venenkleber ab?

Zwar ist bei der VenaSeal-Methode keine Narkose oder Betäubung nötig, dennoch wird in aller Regel an der Stelle, an welcher in die Vene von außen eingedrungen wird, eine örtliche Betäubung durchgeführt. An dieser Stelle wird anschließend der Katheter in die krankhaft erweiterte Vene eingeschoben. Anschließend wird unter Einsatz einer Art Pistole der Venenkleber in die Vene gespritzt und diese von außen komprimiert. Danach wird der Katheter zurückgezogen und die Vene, wenn Sie auf eine längere Strecke erweitert ist, schrittweise verklebt.

Nach dem Verkleben der Vene wird diese vom Körper Stück für Stück abgebaut. Sinnvoll und empfehlenswert in der Anfangszeit ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen, welche in aller Regel bereits vorher angepasst und auch schon getragen wurden. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen ist für die meisten Patienten mit Krampfaderleiden sozusagen keine Besonderheit, sie kennen sich damit gut aus.

Was sind die Vorteile der Therapie mit Venenkleber?

Die Vorteile dieser Behandlung liegen eindeutig in der schonenden Anwendung. Wie bereits erwähnt, muss der Patient keine Medikamente einnehmen oder den zu behandelnden Bereich mit Kühlflüssigkeit einspritzen lassen. Diese Therapie bietet Schutz vor Verbrennungen der Haut oder Nervenschädigungen. Ein weiterer Vorteil ist die rasche Genesungsphase des Patienten, der in der Regel sofort nach dem Eingriff wieder seinen normalen Tätigkeiten nachgehen kann. Es müssen also auch nach der Behandlung keine Medikamente eingenommen werden und eine Krankschreibung ist nicht erforderlich.

Die Vorteile der VenaSeal-Behandlung auf einen Blick:

  • schonendes Verfahren
  • keine Narkose oder großflächige, lokale Betäubung
  • geringes Risiko von Verbrennungen
  • geringes Risiko von Nervenschäden
  • schnelle Genesung – der Patient ist sofort wieder einsatzbereit

Können beim VenaSeal-Verfahren Komplikationen und Nebenwirkungen auftreten?

Normalerweise ist die VenaSeal-Behandlung frei von lästigen Nebenwirkungen. Der Patient spürt meist außer dem Einstich für den Katheter-Zugang nichts. Vergleichbar ist das Empfinden mit dem bei einer Blutentnahme. Allerdings kann es dennoch zu den üblichen Gefahren oder Komplikationen kommen. Hierzu zählen zum Beispiel eine Lungenembolie, Gefäßperforationen, Venenentzündungen, Blutergüsse oder Infektionen. Theoretisch können diese Komplikationen aber auch bei normalen Einstichen oder Punktionen auftreten.

Wie sehen die Nachbehandlung und Nachsorge aus?

Eine spezielle Nachsorge ist bei dieser Behandlungsmethode in der Regel nicht notwendig. Dennoch ist es empfehlenswert, die behandelte Vene mittels Ultraschall regelmäßig zu kontrollieren, um frühzeitig Rezidive, also die erneute Ausbildung von Krampfadern, festzustellen.

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