Kurzschaftprothese: Spezialisten & Behandlungsinfos

Eine Kurzschaftprothese ist eine spezielle Art der Hüftprothese. Hüft-Total-Endo-Prothesen (Hüft-TEP) ersetzen die natürliche Hüftgelenkspfanne sowie den oberen Anteil des Oberschenkelknochens, den sogenannten Schenkelhals. Kurzschaftprothesen haben dabei kürzere Oberschenkelkomponenten, die besonders nahe am Gelenk im Knochen verankert werden, Teile des Schenkelhalses erhalten und damit den Knochenverlust minimieren.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten und Zentren für die Implantierung von Kurzschaftprothesen.

Empfohlene Spezialisgen für die Implantation einer Kurzschaftprothese

Artikelübersicht

Kurzschaftprothese - Weitere Informationen

Hintergrundinformationen zur Kurzschaftprothese

Die Philosophie von Kurzschaftprothesen beinhaltet eine Lastübertragung gelenknah, wodurch auch im Langzeitverlauf die Knochensubstanz bestmöglich erhalten werden kann. Ursprünglich wurden Kurzschaftprothesen für junge und aktive Patienten entwickelt. In den letzten Jahren kommt es aber, aufgrund von exzellenten Ergebnissen und einiger Vorteile im Vergleich zu herkömmlichen Prothesen zunehmend zu einer Ausweitung der Nutzung auch für alle anderen Patientengruppen.

Künstliche Hüftgelenke werden in Deutschland bereits seit vielen Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt. Die Anzahl der Kurzschaftprothesen steigt dabei in den letzten Jahren kontinuierlich an und betrug im Jahr 2022 in Deutschland bereits über 12 Prozent. Europaweit setzt sich dieser Prothesentyp sogar noch deutlicher durch. 

Definition: Was ist eine Kurzschaftprothese?

Die Kurzschaftprothese ist eine besondere Art der Hüftprothese und gehört zur Gruppe der Hüft-Total-Endoprothesen (Hüft-TEP).

Auch bei der Implantation einer Kurzschaftprothese wird die Hüftpfanne im Becken ersetzt. Das Besondere an der Kurzschaftprothese ist aber, dass im Bereich des Oberschenkelknochens meist nur ein kleiner Teil des Schenkelhalses entfernt werden muss. Der verbleibende Schenkelhals und der obere Teil des Oberschenkels dienen der Verankerung des kürzeren Prothesenschafts.

Kurzschaftprothese
Eine Kurzschaftprothese als künstliches Hüftgelenk beeinträchtigt weniger Knochenmaterial als andere Formen der Hüft-TEP © Mathys, Schweiz

Gründe für die Implantation einer Kurzschaftprothese

Die Therapie einer Hüftarthrose (Coxarthrose) beginnt in der Regel mit konservativen Maßnahmen. Dazu gehören etwa

Wenn sich die Beschwerden dadurch nicht lindern lassen, kommt bei einer fortgeschrittenen Hüftarthrose ein künstliches Hüftgelenk infrage.

Das künstliche Gelenk bewirkt bei den meisten Menschen eine deutliche und langfristige Linderung der Schmerzen. Es steigert dadurch auch wieder die Mobilität und Beweglichkeit.

Künstliche Hüftgelenke erweisen sich als sehr haltbar. Ca. 95 Prozent aller Hüftprothesen sind zehn Jahre nach dem operativen Eingriff noch intakt. Zwischen 85 und 90 Prozent sind auch nach mehr als 20 Jahren noch im Körper und funktionieren gut.

Je jünger ein Patient beim Einsatz einer Hüftprothese ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es später zu einer Wechseloperation kommen muss. Bei jungen Patienten ist es daher sinnvoll, im Hinblick auf spätere Prothesenwechsel bei der ersten Operation möglichst viel Knochen zu erhalten. Das lässt sich durch eine Kurzschaftprothese erreichen. Das verhindert Probleme bei einer späteren Wechseloperation.

Voraussetzung für die Verwendung einer Kurzschaftprothese ist aber eine gute Knochenqualität. Eine Kurzschaftprothese geht mit einer kleineren Verankerungsfläche im Knochen einher und belastet diese höher.

Vorteile von Kurzschaftprothesen

Natürlichere Belastung des Knochens: Durch den kürzeren Schaft und die gelenknahe Fixation wird die Belastung des Knochens verbessert, was zu einer besseren Erhaltung der natürlichen Knochenstruktur im Langzeitverlauf führt.

Hohe Stabilität: Die spezielle Führung entlang des Schenkelhalses sorgt für eine präzise Platzierung des Schafts und eine hohe Stabilität der Prothese.

Weniger Gewebeschädigung: Das Einbringen von Kurzschaftprothesen erfordert in der Regel einen kleineren Schnitt und weniger Gewebeschädigung als gewöhnliche Hüftprothesen. Kurzschaftprothesen können durch ihr rundes Design deutlich besser in Verbindung mit minimal-invasiven Zugängen verwendet werden. Dies kann zu einer schnelleren Genesung, weniger Blutungen und weniger Schmerzen führen.

Verbesserte Beweglichkeit: Durch die präzise Platzierung entlang der Anatomie und die natürlichere Belastung des Knochens kann die Beweglichkeit des Hüftgelenks verbessert werden.

Geringeres Risiko von Komplikationen: Kurzschaftprothesen haben ein geringeres Risiko von Komplikationen wie das Herausspringen des Gelenkes sowie Frakturen im Vergleich zu traditionellen Hüftprothesen.

Kürzere Krankenhausaufenthalte: Aufgrund der geringeren Gewebeschädigung und damit oft schnelleren Genesung, können Patienten, die Kurzschaftprothesen erhalten, in der Regel kürzere Krankenhausaufenthalte haben.

Das Verfahren: Wie sieht der Ablauf der OP aus?

Das Einsetzen einer Kurzschaftprothese erfolgt im Rahmen unter Voll- oder Teilnarkose. Die OP dauert rund 45 bis 90 Minuten.

Bei der Kurzschaftprothese ist ein minimal-invasiver Zugang zur Hüfte perfekt durchführbar, der das Gewebe in besonderem Maße schont. Dabei setzt der Operateur einen kleineren Hautschnitt vorne oder vorne-seitlich am Hüftgelenk.

ENoch wichtiger als der kurze Hautschnitt ist dabei vielmehr die Schonung der hüftgelenkumspannenden Muskeln und Sehnen. Diese Gewebsschonung bringt häufig verschiedene Vorteile, etwa

  • einen geringeren Blutverlust während der OP,
  • weniger Schmerzen nach der OP und
  • eine schnellere Rehabilitation.

Zunächst entfernt der Operateur den Hüftkopf und fräst die Hüftgelenkspfanne aus. Nun befestigt er die Prothesenpfanne im Becken und anschließend den Prothesenstiel (Hüftschaft) im Oberschenkelknochen. Darauf setzt er einen künstlichen Kugelkopf. Dieser sollte, auf Grund der guten Eigenschaften hinsichtlich der Langzeithaltbarkeit aus Keramik bestehen.

Die Befestigung von Kurzschaftprothesen erfolgt zumeist "zementfrei", das heißt, sie werden im oberen, noch intakten Oberschenkelknochen zunächst verklemmt. Sie erreichen damit die sogenannte Primärstabilität. Dort wachsen sie in den Wochen nach der Operation in das Knochengewebe ein, was die Stabilität weiter erhöht. Man spricht dann von der Sekundärstabilität.

Vor dem Zunähen der Wunde fertigen die Ärzte ein Röntgenbild an, um den Sitz der Prothese zu kontrollieren.

Dieses Vorgehen stellt sicher, dass die Prothese optimal sitzt und der Eingriff maximale Erfolgschancen hat.

Seit einigen Jahren sind auch Kurzschaftprothesen mit zementierter Verankerung für Patienten mit eingeschränkter Knochenqualität auf dem Markt erhältlich. Eine abschließende Beurteilung der Sicherheit und Verlässlichkeit dieser zementierten Kurzschäfte steht zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch noch aus.

Kurzschaftprothese
Eine Kurzschaftprothese wird zumeist zementfrei implantiert © Prof. Dr. med. Karl Philipp Kutzner

Verhalten nach der OP: Was müssen Patienten in Sachen Nachsorge beachten?

In der Regel ist die volle Belastung des operierten Gelenks sofort nach dem Einsatz der Kurzschaftprothese möglich. Das erste Aufstehen und die ersten Schritte können in der Regel am OP-Tag absolviert werden. In den ersten Tagen nach der Operation erfolgt der Start des krankengymnastischen Übungsprogramms für das Hüftgelenk. Der Krankenhausaufenthalt dauert heute häufig nur noch etwa 2-3 Tage.

Die Behandlungsziele nach der OP sind

  • das selbstständige Aufstehen und Gehen des Patienten,
  • die Steigerung der Beweglichkeit und
  • das Steigen von Treppen.

Dabei kommen meist Unterarmgehstöcke zum Einsatz. Da es sich zumeist um zementfrie Implantate handelt, sollten in den ersten Wochen insbesondere Stoßbelastungen und Maximalkraftübungen vermieden werden, um ein störungsfreies Einwachsen nicht zu gefährden.

Komplikationen, Risiken, Prognose: Was sind häufige Behandlungsrisiken?

Jeder operative Eingriff im Rahmen eines Hüftgelenkersatzes hat allgemeine Operationsrisiken. Dazu trägt auch die Narkose bei.

Der Einsatz einer künstlichen Hüfte kann in seltenen Fällen Brüche oder Risse im Oberschenkel nach sich ziehen. Bei zementfreien Prothesen, wie der Kurzschaftprothese, ist dieses Risiko leicht erhöht. In diesem Fall kann eine zusätzliche Stabilisierung des Knochens notwendig sein und es muss eine andere Prothesenform genutzt werden. Die Stabilisierung gelingt beispielsweise mit Drahtschlingen, Schrauben oder Metallplatten.

Nur sehr selten treten während des operativen Eingriffs Muskelverletzungen oder Blutungen auf, die eine Bluttransfusion erforderlich machen.

Außerdem kann es zu

kommen. Patienten erhalten während der Operation ein Antibiotikum gegen Entzündungen. Dazu kommen in den Wochen nach der OP gerinnungshemmende Medikamente in Form von Spritzen oder Tabletten. Sie dienen der Vorbeugung von Thrombosen

Darüber hinaus besteht die seltene Möglichkeit, dass nach dem Eingriff Verknöcherungen um das künstliche Gelenk herum entstehen. Diese Verknöcherungen schränken die Beweglichkeit der Prothese ein. Damit dieser Fall nicht eintritt, nehmen Patienten für ca. zwei Wochen entzündungshemmende Schmerzmittel ein, die auch gegen Verknöcherungen wirken.

Weiterhin besteht in den ersten Wochen nach dem Eingriff das unwahrscheinliche Risiko einer Luxation, also das Herausspringen des Hüftkopfes aus der Pfanne. Eine Luxation ist schmerzhaft. Meist gelingt es aber, den Hüftkopf ohne weitere Operation wieder einzurenken. In manchen Fällen ist jedoch eine weitere Operation erforderlich. Da Kurzschaftprothesen die anatomischen Verhältnisse zumeist besser abbilden können als herkömmliche Implantate, besteht ein deutlich geringeres Risiko einer solchen Ausrenkung. 

Dennoch empfiehlt es sich, zunächst vorsichtig zu sein und bestimmte Bewegungen in den ersten sechs Wochen nach der OP zu vermeiden und Hilfsmittel für bestimmte Tätigkeiten zu verwenden. Dies wird im Rahmen der stationären Nachbehandlung erklärt, geübt und entsprechend für Sie organisiert.

Ergebnisse von Kurzschaftprothesen

Zwar sind Kurzschaftprothesen noch ein verhältnismäßig junger Prothesentyp, inzwischen kann man aber auf über 10 Jahre an Erfahrung und entsprechenden wissenschaftlichen Daten zurückgreifen. Neben den zahlreichen Vorteilen, die in der kürzeren-runderen Form dieser Prothesen begründet sind, zeigen insbesondere die Ergebnisse der zahlreichen Implantateregister weltweit hervorragende Resultate für eine Vielzahl von Kurzschaftprothesen. Diese gehören in den ersten Jahren zu den sichersten und verlässlichsten Implantaten. Die Rate an Re-Operationen oder Komplikationen, wie z.B. die Lockerung stellt sich deutlich geringer dar, als für herkömmliche Schaftmodelle.

Warum sollten Sie sich an einen Spezialisten für Kurzschaftprothesen wenden?

Die Implantations- und Verankerungsphilosophie von Kurzschaftprothesen unterscheidet sich von herkömmlichen Hüftschäften. Die Erfahrung des Chirurgen mit modernen Kurzschaftprothesen spielt hierbei entsprechend eine entscheidende Rolle für Patienten. Die fundierte Beratung eines Kurzschaft-Spezialisten im Vorfeld eines Hüftgelenkersatzes trägt maßgeblich zu einem erfolgreichen Verlauf und einem hervorragenden Operationsergebnis bei.

Fazit

Die Kurzschaftprothese ist in Deutschland inzwischen ein fester Bestandteil beim Ersatz von Hüftgelenken mit guter Knochenqualität. Sie hat zahlreiche Vorteile bei beherrschbarem Risiko. Es ist zukünftig zu erwarten, dass sich dieser Prothesentyp zunehmend durchsetzt. Da sich die Technik und die Philosophie im Vergleich zu anderen Hüftimplantaten unterscheidet ist eine große Erfahrung mit Kurzschaftprothesen entscheidend. Sie sollten also einen entsprechenden Spezialisten für Kurzschaftprothesen aufsuchen.

Quellen

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print