Hüftprothesenkomplikationen: Informationen & Spezialisten

Nach oder während der Implantierung eines künstlichen Hüftgelenks können diverse Komplikationen auftreten. Dazu gehören unter anderem Verletzungen von Nerven und Gefäßen, Beinachs- und Beinlängenveränderungen und Lockerungen der Hüftprothese.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten und Zentren für Hüftprothese-Komplikationen.

Empfohlene Spezialisten für Hütprothesenkomplikationen

Artikelübersicht

Komplikationen beim künstlichen Hüftgelenk - Weitere Informationen

Die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks ist kein Bagatelleingriff. Die durchschnittliche Operationsdauer von 60 bis 90 Minuten stellt für den Körper des Patienten eine Belastung dar.

Zusätzlich befindet sich der Patient während der Operation in einer Voll- oder Rückenmarksnarkose. Auch das ist eine Belastung für den Organismus dar und geht mit diversen Risiken einher. Deswegen findet vor dem Eingriff ein Vorbereitungsgespräch statt, in dem der Arzt seinen Patienten genauestens über Operationsrisiken aufklärt.

Der nachfolgende Text listet einige der häufigsten Komplikationen auf und bietet somit eine erste Übersicht.

Röntgenbild einer implantierten Hüftprothese
Hüft-Totalendoprothese im Röntgenbild © SOPONE | AdobeStock

Blutverlust

Jede Operation geht mit einem gewissen Blutverlust einher. Normalerweise ist ein gesunder Organismus in der Lage, den Verlust von ca. 1 Liter Blut ohne größere Probleme zu kompensieren. Nach dem Eingriff werden regelmäßige Blutkontrollen durchgeführt und ggf. eisenhaltige Medikamente verordnet.

Bei größeren Blutverlusten kommt es zu einer starken Beeinträchtigung des Herz-Kreislaufsystems. Sollte dies an eine kritische Grenze stoßen, so ist auch die Übertragung von Fremdblut in Ausnahmefällen notwendig.

Damit sind gewisse Risiken

  • der Unverträglichkeit,
  • der Infektion und
  • der Übertragung von Krankheiten

verbunden. In Deutschland gelten jedoch strenge gesetzlichen Bestimmungen bei der Spenderauswahl und den Konserventests. Daher ist das Risiko dieser Krankheitsübertragungen verschwindend gering.

Darüber hinaus nehmen minimal-invasive Eingriffe auch in der Endoprothetik immer mehr zu. Dabei ist das Risiko auf größeren Blutverlust minimiert.

Infektionen

Ein weiteres, sehr geringes Risiko stellen Hautschnitte dar. Sie sind notwendig, um das Operationsgebiet zu erreichen. Die Schnitte unterbrechen die Schutzfunktion der Haut.

Bakterien aus der Umgebung sowie aus der Haut selbst können in den Körper gelangen.

Damit diese sofort abgetötet werden, erhält jeder der Patienten i.d.R. unmittelbar vor dem Eingriff ein Antibiotikum in die Vene gespritzt. Zusätzlich werden während der Operation alle Wundflächen permanent einer hochdruckreinigerähnlichen Wundsäuberung (Jet-Lavage) unterzogen.

Dennoch besteht ein Restrisiko, dass sich Bakterien am künstlichen Hüftgelenk festsetzen. Dies kann bei Versagen der körpereigenen Abwehrmechanismen zu

  • einer sehr gut behandelbaren, oberflächlichen Wundheilungsstörung mit Verlängerung der Wundabsonderung, oder aber
  • zu einer eitrigen Entzündung des Gelenkes

führen. In letzter Konsequenz kann dann nur eine erneute Operation mit komplettem Ausbau der Kunstgelenkanteile Heilung bringen. Dies bedeutet aber immer auch den Verlust des Gelenkes.

Auch lange nach der Operation ist eine Entzündung des künstlichen Hüftgelenks, eine sogenannte Protheseninfektion, möglich. Jeder Eingriff (z. B. Zahnwurzelextraktion) und jede Entzündung am Körper (z. B. Gallenblase, Mittelohr) ist ein Risikofaktor. Dabei besteht die Gefahr, dass Bakterien zum künstlichen Hüftgelenk einschwemmen und eine Kunstgelenkinfektion auslösen.

Verletzungen von Nerven und Gefäßen

Während eines Eingriffs können größere Blutgefäße und sehr selten auch Nerven verletzt werden. Dieses Risiko besteht insbesondere bei anatomischen Varianten, z. B. einem Umgehungskreislauf oder einer angeborenen Fehlbildung.

Der Nerv zieht relativ nah am Hüftgelenk und Kniegelenk vorbei. Daher kann es allein durch

  • die operationsbedingte Schwellung oder
  • den während der Operation nötigen Beinzug

zu einem vorübergehenden Funktionsverlust der vom Nerv versorgten Muskeln z. B. in Form einer Fußheberlähmung kommen. Diese Nervenläsionen erholen sich in aller Regel binnen Jahresfrist.

Durch die operationsbedingte Ruhigstellung des Beines kann es zu einer Thrombose kommen. Darunter versteht man einen Blutstau in den Beinvenen. Verursacht wird der Stau durch kleine Blutgerinnsel, die die Venen verstopfen können.

Dies geht mit einer schmerzhaften Schwellung des Beines einher. Eine Thrombose kann zu einem dauerhaften Schaden an den Beinvenen und der Haut führen. Man spricht dann vom sogenannten postthrombotischen Syndrom mit trophischer Dermatose.

Die Thromboserate ist jedoch inzwischen sehr stark gesunken. Hintergrund sind

  • die generelle Verwendung von Heparinpräparaten und
  • die frühzeitige Mobilisation nach minimal-invasiven Eingriffen.

Bei einer Thrombose kann es unter Umständen zu einer lebensgefährlichen Lungenembolie kommen. Sie entsteht, wenn sich das Blutgerinnsel löst und dann in die fein verästelten Blutgefäße in der Lunge gelangt. Dort kann das Gerinnsel Gefäße verstopfen, was dazu führt, dass Lungengewebe abstirbt.

Dennoch kann sich theoretisch aus jeder Thrombose eine Lungenembolie entwickeln.

Thrombose: Ein Blutgerinnsel verstopft eine Vene
Verstopft ein Blutgerinnsel ein Blutgefäß, führt das zu Blutstau. Man spricht dann von einer Thrombose © tussik | AdobeStock

Beinachs- und Beinlängenveränderungen

Künstliche Gelenkteile benötigen einen gewissen Platz. Dadurch kann es besonders bei Hüftendoprothesen zur Veränderung der Beinlänge kommen. Besonders bei schwierigen anatomischen Verhältnissen resultiert eine Verlängerung des operierten Beines. Das kann etwa bei der Rekonstruktion des Hüftzentrums oder bei einer Miterkrankung der Gegenseite passieren.

Dabei stellen Seitenunterschiede von 1 bis 2 cm keine Probleme dar. Der Patient kann sie durch

  • Schuheinlagen,
  • Absatzerhöhungen oder
  • später bei der Operation der Gegenseite

ausgleichen.

Die erzielte Beinlänge ist von vielen Faktoren abhängig und nur selten vom Operateur zu beeinflussen. So steht die gute Funktion des Hüftgelenkes in der Wertigkeit vor einer gleichen Beinlänge.

Die Gelenkpartner des Kunstgelenks weisen keine Eigenstabilität auf. Daher ist für eine gute Gelenkfunktion eine ausreichende Gelenkspannung notwendig. Diese kann man durch die Auswahl verschiedener Gelenkpartnergrößen, Inlaydicken und Kopflängen variieren.

Nur ein künstliches Hüftgelenk mit guter Gelenkspannung wird später auch problemlos funktionieren. Somit kann es sein, dass eine gute Gelenkspannung nur durch eine leichte Beinverlängerung erzielt wird.

Prothesenluxation

Das körpereigene Gelenk kugelt nur bei sehr großer Krafteinwirkung aus. Beim künstlichen Gelenk ist eine Verrenkung aufgrund seiner mechanischen Eigenschaften viel leichter möglich.

Besonders bei großen Bewegungsausschlägen, wie sehr starker Beugung oder starker Drehung im Gelenk kann es dazu kommen. Eine solche Verrenkung ist in jedem Fall sehr schmerzhaft.

Im Regelfall kann ein versierter Orthopäde das Gelenk in einer kurzen Narkose ohne Operation wieder einrenken. Im Ausnahmefall ist jedoch eine operative Reposition nötig. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Luxation ist in der Klinik für Orthopädie und orthopädische Chirurgie durch die große Erfahrung der Operateure extrem gering.

Verknöcherungen um das künstliche Hüftgelenk

Einige Patienten neigen im Rahmen der Wundheilung zur Ausbildung von Verknöcherungen um das künstliche Hüftgelenk. Dies kann zu einer Versteifung des künstlichen Hüftgelenks führen.

Dieses Risiko lässt sich durch eine regelmäßige Jet-Lavage während der Operation und medikamentöse Prophylaxe am Tag nach der OP jedoch minimieren.

Patienten, bei denen eine solche Neigung bekannt ist, werden eventuell einer perioperativen Bestrahlungstherapie zugeführt.

Prothesenlockerung

Künstliche Hüftgelenke können sich lösen. Das liegt häufig an der Reduktion der Tragfähigkeit des Knochens, in dem die Prothese verankert ist. Man spricht dabei von einer Hüft-Prothesenlockerung.

Lockert sich die Prothese, beginnt sie nach vielen Jahren der Beschwerdefreiheit zu schmerzen. Dann ist es Zeit, das künstliche Hüftgelenk auszuwechseln. Das zieht meist einen größeren operativen Aufwand nach sich als die Primärimplantation. Zudem sind die Patienten dann älter als bei der Primärimplantation, weshalb das OP-Risiko ansteigt.

Die durchschnittliche Haltbarkeit eines künstlichen Hüftgelenks beträgt etwa 15 Jahre.

Allergische Reaktionen

Da Endoprothesen aus Metallen bestehen, kann jeder Mensch grundsätzlich allergisch darauf reagieren. Diese Unverträglichkeiten können sich in Schmerzen und einer vorzeitigen Lockerung des künstlichen Hüftgelenks äußern.

Besonders Patienten mit einer gesicherten Metallallergie sollten ihren Arzt darüber schon frühzeitig informieren. Für diese Patienten stehen spezielle, hypo-allergene Prothesenmaterialien zur Verfügung.

Diese müssen jedoch im Vorfeld einer Operation manchmal ausgetestet werden, was einige Zeit in Anspruch nimmt.

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