Die Milz: Informationen & Milzspezialisten

06.12.2022
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Die Milz übernimmt wichtige Aufgaben im Immunsystem. Sie ist auch für die Ausscheidung verbrauchter Blutbestandteile verantwortlich. Bei Verletzungen oder massiver Erkrankung der Milz kann der Mensch bei anschließender Abwehrschwäche des Körpers auch ohne das Organ leben.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Milzspezialisten und Zentren.

Artikelübersicht

Definition und Aufbau der Milz

Die Milz ist ein kleines bohnenförmiges Organ, das wichtige Aufgaben im menschlichen Immunsystem übernimmt. Sie ist außerdem Teil des Lymphsystems.

Größe der Milz: Sie ist durchschnittlich zehn bis elf Zentimeter lang, sechs bis sieben Zentimeter breit und vier Zentimeter dick. Die Milz wiegt etwa 150 bis 200 Gramm, ist von weicher Struktur und weist eine rötliche bis blauviolette Färbung auf.

Lage der Milz: Das Organ befindet sich im Bereich des linken Oberbauchs unterhalb des Zwerchfells auf Höhe der zehnten Rippe. Im Gegensatz zu vielen anderen Organen lässt sich die Milz in aller Regel nicht von außen ertasten.

Anatomie Milz
Das Aussehen und der Aufbau der Milz © bilderzwerg | AdobeStock

Die Milz ist von einer Kapsel aus Bindegewebe (Tunica fibrosa) umgeben. Sie schützt das weiche Innere vor Verletzungen. Einen weiteren mechanischen Schutz bietet der Rippenbogen.

Darüber hinaus ist die Milz mit Bändern aus Bindegewebe ausgestattet. Sie verbinden die Milz mit ihren benachbarten Organen,

Beim Milzgewebe werden

  • die rote Milzpulpa (lat.: pulpa = Fleisch) und
  • die weiße Milzpulpa

voneinander unterschieden.

Die rote Pulpa besteht aus Blutgefäßen und Immunsystemzellen und bildet etwa 80 Prozent der Milz. Die weiße Pulpa ist in die rote eingebettet und besteht aus winzigen weißen Milzknötchen. Sie enthalten Lymphfollikel (lat.: folliculus = Hülle, Hülse).

Funktionen der Milz

Die Milz hat als Filteranlage des Blutsystems eine wesentliche Funktion bei der körpereigenen Immunabwehr.

Die rote Milzpulpa scheidet verbrauchte Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen) aus.

Die weiße Milzpulpa lässt die Lymphozyten (Zellbestandteile) innerhalb der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) reifen. Außerdem ist sie für ihre Speicherung verantwortlich. Die Lymphozyten sind wesentlich an den vielschichtigen Prozessen der Krankheitsabwehr beteiligt. Darüber hinaus werden sogenannte Immunglobuline gebildet, die bei einer Infektion an das Blut abgegeben werden.

Eine weitere Funktion der Milz besteht im Speichern von Blut. Es wird bei Bedarf, beispielsweise im Kontext einer Blutung, freigesetzt.

Vor der Geburt und - in geringerem Maße - in den ersten sechs Lebensjahren ist die Milz außerdem zentral an der Bildung roter Blutkörperchen beteiligt. Danach wird die Produktion eingestellt, weil das Knochenmark im weiteren Lebenslauf für die Blutbildung zuständig ist.

Bei Krankheiten, die das Knochenmark betreffen, ist die Milz jedoch auch in höherem Lebensalter wieder zur Blutbildung fähig.

Besonderheiten: Nebenmilzen

Bei etwa 15 Prozent der Menschen findet sich eine organische Besonderheit, sogenannte Nebenmilzen. Sie entstehen durch eine Zellversprengung während der Embryonalzeit. Meistens werden die Nebenmilzen bei einer Ultraschall-Untersuchung des Bauchbereichs als Zufallsbefund entdeckt.

Der Aufbau entspricht dem der Milz. Nebenmilzen bestehen dementsprechend ebenfalls aus einer weißen und einer roten Pulpa. Sofern sich die Nebenmilzen in der Nähe der Milz selbst befinden, sind sie gut erkennbar. Sie sind in der Regel etwa ein bis vier Zentimeter groß. Milzfern positionierte Nebenmilzen werden hingegen häufig dauerhaft übersehen.

In den meisten Fällen wird ein solcher Befund ignoriert und bedarf keiner Therapie. Die Nebenmilzen stellen keine Beeinträchtigung dar.

Bei manchen Patienten mit onkologischer oder hämatologischer Vorerkrankung täuschen sie jedoch oft Tumore oder Metastasen vor. In dem Fall ist eine weiterführende Untersuchung und Behandlung erforderlich.

Falls im Rahmen einer Milzentfernung Nebenmilzen festgestellt werden, sind diese in jedem Fall mit zu entfernen.

Erkrankungen der Milz

Milzerkrankungen durch Verletzungen von innen

Häufig kündigt sich eine Erkrankung durch spezifische Milzschmerzen an. Meist wissen Betroffene die Schmerzen nicht zu deuten, denn sie treten an verschiedenen Stellen in Erscheinung. Meistens werden sie daher nicht mit der Milz in Verbindung gebracht.

Schmerzen, die beispielsweise unterhalb des linken Rippenbogens lokalisierbar sind, weisen auf eine vergrößerte Milz hin. Die Schwellung basiert auf einer entweder viralen oder aber bakteriellen Infektion.

Bei einer Splenomegalie (Vergrößerung der Milz) arbeitet das Immunsystem verstärkt, um die Erreger abzuwehren. Diese Aktivität hat eine Milzschwellung zur Folge.

Behandelt wird grundsätzlich die Ursache der Erkrankung. Häufig kommen als therapeutische Maßnahme Medikamente zur Anwendung.

Eine weitere Ursache für die Vergrößerung ist ein Milztumor oder eine Erkrankung des Stoffwechsels.

Bei Vorliegen einer massiv gestörten Blutversorgung ist ein Milzinfarkt möglich. Hierbei entsteht im unmittelbaren Milzbereich ein Gefäßverschluss, meist an der Milzarterie oder auch an der Schlagader.

Wenn der Milzinfarkt nur teilweise auftritt, lässt sich die Erkrankung gut auskurieren. Bei einem vollständigen Infarkt bleibt häufig nur die Entfernung der Milz (Splenektomie).

Bei eingeschränkter Milzfunktion gilt eine ausgewogene und wenig belastende Ernährung als hilfreich. Dazu gehören möglichst naturbelassene Nahrungsmittel und eine gute Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen.

Milzerkrankungen durch Verletzungen von außen

Auch bei Verletzungen, die von außen kommen, beispielsweise verursacht durch einen Unfall, sind Milzschmerzen möglich. Wenn der Schmerz im Bereich der linken Schulter oder auch linksseitig am Hals wahrnehmbar ist, wird häufig eine Milzruptur (Milzriss) als Ursache festgestellt.

Auch eine äußere Gewalteinwirkung in Form eines Schlags in den Bauchraum oder ein Tritt kann einen Milzriss verursachen. Rippenbrüche zählen ebenfalls zu den Auslösern.

Soweit realisierbar wird immer versucht, die Milz nach einem Unfall zu erhalten. Da das Organ sehr weiches Gewebe aufweist, ist es auch in seiner Gesamtheit gut durchblutet. Bei einem Riss ist schnell eine erhebliche Blutung möglich.

Problematisch ist eine verzögerte Blutung in den Bauchraum, die je nach Verletzungsform erst Tage später vorkommen kann. Je besser die Blutungskontrolle nach einem Unfall gelingt, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer milzerhaltenden Therapie.

Günstig für den Verlauf ist auch

  • ein junges Lebensalter und
  • gute anatomische Gegebenheiten (beispielsweise kein erhebliches Übergewicht).

Leben nach dem Verlust der Milz

Die Milz ist grundsätzlich für das intakte Funktionieren des Körpers wichtig. Nach dem Verlust der Milz ist der Körper in der Lage, bestimmte Funktionen zu übernehmen.

Hierbei helfen

  • Organe des Lymphsystems,
  • die Leber und
  • das rote Knochenmark.

Auch wenn Betroffene ein weitgehend normales Leben führen, ist das Risiko von Infektionskrankheiten deutlich erhöht. Schutzimpfungen sind für Menschen ohne Milz wesentlich.

Dazu zählt vor allem die Pneumokokken-Impfung. Pneumokokken sind Bakterien, die verschiedene Erkrankungen auslösen können. Auch Krankheitsanzeichen, beispielsweise Fieber oder eine ungewohnte Erschöpfung, sind ärztlich abzuklären. Hierbei wird der behandelnde Arzt immer über die fehlende Milz informiert, um das Ergreifen der richtigen therapeutischen Maßnahmen zu erleichtern.

Grundsätzlich besteht bei einem Leben ohne Milz eine deutliche Abwehrschwäche gegenüber Bakterien. Bei unzureichender Feststellung einer Infektion ist im Ernstfall eine gefährliche Sepsis die mögliche Folge.

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