Schilddrüsenüberfunktion: Informationen & Ärzte

04.07.2022

Eine Schilddrüsenüberfunktion, auch Hyperthyreose genannt, ist eine krankhafte Überproduktion von Hormonen durch die Schilddrüse. Dabei entsteht im Körper ein Überangebot an Schilddrüsenhormonen. Das führ in der Regel zu einer Beschleunigung des Stoffwechsels.

Hier erfahren Sie mehr über die Ursachen und Therapiemöglichkeiten und finden Ärzte für Schilddrüsenüberfunktion.

ICD-Codes für diese Krankheit: E05

Empfohlene Spezialisten

Kurzübersicht:

  • Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion? Die Schilddrüse produziert zu viele Hormone, was zu einer Beschleunigung des Stoffwechsels führt. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, bei älteren Menschen aber häufiger.
  • Ursachen: Bei jüngeren Menschen ist der Morbus Basedow die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion. Ältere Menschen haben hingegen häufiger eine sog. Schilddrüsenautonomie, z.B. bei einem hormonproduzierenden (gutartigen) Schilddrüsenknoten. Wenn von außen, also medikamentös, zu viel Schilddrüsenhormon zugeführt wird, spricht man von einer künstlichen Schilddrüsenüberfunktion.
  • Symptome: Schweißausbrüche, Herzrasen und Unruhe. Darüber hinaus treten auch Nervosität, Wärmeempfindlichkeit, Gewichtsabnahme und Durchfall auf.
  • Diagnose: Im Rahmen einer Blutuntersuchung wird zunächst der Spiegel des Schilddrüsensteuerungshormons TSH untersucht. Ein niedriger Spiegel weist dabei auf eine Schilddrüsenüberfunktion hin.
  • Behandlung: Zunächst medikamentöse Hemmung der Schilddrüsenfunktion. Reicht das nicht aus, erfolgt entweder eine Radiojodtherapie oder eine OP.

Artikelübersicht

Definition: Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?

In der Medizin wird eine Schilddrüsenüberfunktion auch als Hyperthyreose bezeichnet. Bei dieser Erkrankung produziert die Schilddrüse eine größere Menge an Schilddrüsenhormonen als der Körper braucht.

Die Schilddrüse des Menschens befindet sich an der Vorderseite des Halses unter dem Kehlkopf. Sie produziert aus Jod und Eiweißbausteinen die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Diese Schilddrüsenhormone wirken auf beinahe alle Organsysteme des Körpers, vor allem auf den Energiehaushalt und das Herz.

Kommt es zu einer Überfunktion der Schilddrüse, führt dies zur Beschleunigung des Stoffwechsels. Bemerkbar macht sich dies durch einen schnelleren Puls, Schlafprobleme sowie innere Unruhe. Mithilfe einer entsprechenden Behandlung können die Betroffenen jedoch durchaus einem normalen Leben nachgehen.

Die Häufigkeit einer Schilddrüsenüberfunktion ist je nach Alter unterschiedlich. So zeigt sie sich bei Kindern nur selten und tritt mit zunehmendem Lebensalter vermehrt auf. Die Hyperthyreose stellt die zweithäufigste Schilddrüsenerkrankung dar.

Ursachen für eine Schilddrüsenüberfunktion

Eine Überfunktion der Schilddrüse kann durch unterschiedliche Ursachen entstehen. Bei ca. 95 Prozent aller Patienten sind jedoch ein Morbus Basedow oder eine Schilddrüsenautonomie für das Auftreten der Hyperthyreose verantwortlich.

Morbus Basedow ist auch als Basedowsche Krankheit bekannt und zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Dabei bildet das Abwehrsystem Antikörper gegen den eigenen Organismus, in diesem Fall gegen die Schilddrüse. Die Antikörper docken an die Schilddrüsenzellen an und stimulieren die Hormonproduktion. Dadurch kommt es zu einem übermäßigen Anstieg der Hormonkonzentration sowie zu einer leichten Vergrößerung der Schilddrüse.

Von einer Schilddrüsenautonomie ist die Rede, wenn die Schilddrüse eigenständig Hormone bildet, d.h. unabhängig von der Steuerung der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse). Dabei kann es sich um einzelne Schilddrüsenabschnitte, zum Beispiel Schilddrüsenknoten oder auch die komplette Schilddrüse handeln.

Meist entsteht eine Autonomie der Schilddrüse aufgrund eines jahrzehntelangen Jodmangels. Bei einem solchen Mangel unternimmt die Schilddrüse den Versuch einer Angleichung durch Wachstum. Dies führt zur Kropfbildung sowie zu knotigen Gewebeveränderungen.

Frau mit Kropf
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann zur Ausbildung eines Kropfes führen © Peakstock | AdobeStock

Als weitere mögliche Ursachen für eine Schilddrüsenüberfunktion kommen

  • eine Schilddrüsenentzündung oder
  • eine Hormontherapie der Schilddrüse in zu hoher Dosierung

infrage.

Symptome der Schilddrüsenüberfunktion

Die Auswirkungen einer Schilddrüsenüberfunktion zeigen sich von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Fast immer wird der Stoffwechsel durch die zu hoch ausfallende Konzentration an Schilddrüsenhormonen beeinflusst und läuft schneller ab.

Bemerkbar macht sich dies durch

Als weitere typische Symptome gelten:

  • Nervosität
  • Empfindlichkeit auf Wärme
  • verstärkter Durst
  • die Abnahme von Gewicht, obwohl ein gesteigerter Appetit besteht
  • Durchfall, gelegentlich auch Erbrechen
  • Muskelschwäche und Muskelschmerzen
  • Haarausfall
  • Zittern an den Händen
  • eine erhöhte Hauttemperatur

Die Schilddrüsenüberfunktion kann, muss aber nicht mit einer Vergrößerung der Schilddrüse einhergehen. Im Falle von Morbus Basedow kommt es zusätzlich zu Problemen an den Augen, z.B.

  • Lichtempfindlichkeit,
  • Tränenfluss,
  • das Sehen von Doppelbildern,
  • gerötete Augen sowie
  • Hervortreten der Augäpfel, weil sich die oben erwähnten Antikörper auch gegen das Gewebe im Auge richten.

Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion

Der empfindlichste Parameter für die Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion ist die Bestimmung des basalen TSH-Spiegels im Blut. Ist dieser normal und hat der Patient keine Symptome, müssen keine weiteren Bestimmungen erfolgen.

Zur Unterscheidung der Erkrankungsursache werden jedoch weitere Werte bestimmt:

  • Sind sogenannte Thyreotropin-Rezeptor-Autoantikörper (TRAK) nachweisbar, ist ein Morbus Basedow bewiesen.
  • Sind fT3 und fT4 erhöht, aber der basale TSH-Spiegel im Normbereich, besteht womöglich eine sehr seltene „zentrale Hyperthyreose“. Diese kann zum Beispiel durch ein TSH-produzierendes Hypophysenadenom bedingt sein.

Zum diagnostischen Programm zur weiteren Abklärung einer Schilddrüsenüberfunktion gehören üblicherweise auch

Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion

Die Therapie der Schilddrüsenüberfunktion findet meist zunächst mit Medikamenten statt. Bei den sogenannten Thyreostatika handelt es sich um Schilddrüsenblocker. Sie hemmen die überschüssige Bildung an Hormonen innerhalb der Schilddrüse.

Als Wirkstoffe bewährt haben sich Thiamazol und Carbimazol. Im Rahmen der medikamentösen Behandlung übernimmt der Arzt die regelmäßige Kontrolle der Schilddrüsen-Hormonwerte. Das dient auch der rechtzeitigen Erkennung eines möglichen Rezidivs (Wiederauftreten der Überfunktion). Diese Kontrollen übernimmt in der Regel ein Endokrinologe (Hormonspezialist).

Außerdem müssen das Blutbild und die Leberwerte unter einer solchen Therapie regelmäßig kontrolliert werden.

Beim Morbus Basedow ist die medikamentöse Behandlung häufig ausreichend. Ist das nicht der Fall oder kehrt die Überfunktion nach Absetzen der Medikamente zurück, muss eine sogennante definitive Therapie durchgeführt werden. Dabei handelt es sich entweder um eine Radiojodtherapie (gezielte Zerstörung des Schilddrüsengewebes durch radioaktives Jod) oder eine Operation.

Welche der beiden Methoden gewählt wird, muss von Fall zu Fall sorgfältig abgewogen werden. Für diese Entscheidung spielen u.a.

  • das Alter,
  • Vorerkrankungen und
  • die Größe der Schilddrüse

eine Rolle.

Leidet der Patient unter einer Schilddrüsenautonomie, wird fast immer zu einer definitiven Therapie (Radiojod oder Operation) geraten. Ausnahme sind meist sehr betagte Patienten, bei denen auch eine medikamentöse Dauertherapie erfolgen kann.

Von Bedeutung bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist auch die Ernährung. Wurde die Erkrankung durch Jodmangel hervorgerufen, heißt das nicht, dass sich die normale Schilddrüsenfunktion durch den Ausgleich des Jodmangels wiederherstellen lässt.

Im Gegenteil: bei bestehender Überfunktion soll man eine Jodeinnahme unbedingt vermeiden. Das kann zu einer Verschlimmerung der Überfunktion führen! Das gilt insbesondere auch für die Verwendung von jodhaltigen Röntgenkontrastmitteln.

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