Schenkelhernien-Operation: Informationen & Spezialisten

Die Schenkelhernie (Schenkelbruch, Femoralhernie) gehört zu den am häufigsten auftretenden Hernien bei Frauen. Betroffen sind überwiegend bei älteren Frauen auf. In seltenen Fällen können Schenkelhernien auch bei Männern auftreten, beispielsweise nach einer vorangegangenen Leistenbruchoperation.

Empfohlene Spezialisten für Schenkelhernien-Operationen

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Schenkelhernien-OP - Weitere Informationen

Definition - Was ist eine Schenkelhernie?

Ein Eingeweidebruch, auch Hernie genannt, bezeichnet den Durchbruch von Inhalten aus der Bauchhöhle nach außen. Aufgrund verschiedener Ursachen kann die Bauchwand geschwächt sein, so dass etwa Darmanteile durch Druch nach außen gelangen. Dadurch entsteht eine typische Vorwölbung im Bereich des Durchbruchs.

Bei der Schenkelhernie kommt es zu einem Eingeweidebruch unterhalb des Leistenbandes. Die Vorwölbung ist meist an der Oberschenkelinnenseite zu sehen. 

Schenkelhernien sind im Allgemeinen schmerzhaft. Dabei kommt es oft schnell zu einer Einklemmung von Darmanteilen. Daher erfolgt in der Regel eine Schenkelhernien-Op.

Angeborene Schenkelhernien sind äußerst selten. Meistens entwickelns sich Schenkelhernien also im Lauf des Lebens.

Darstellung einer Bauchwandhernie
Schematische Darstellung eines Bauchwandbruchs © blueringmedia | AdobeStock

Ursachen und Entstehung einer Schenkelhernie

Zunächst führt eine Druckerhöhung im Bauchraum dazu, dass Fettgewebe in den Schenkelkanal gepresst wird. Eine solche Druckerhöhung kann zum Beispiel nach einer oder mehreren Schwangerschaften oder bei Übergewicht auftreten. Auch normaler Druck kann in Kombination mit einer meist im Alter auftretenden Bindegewebsschwäche den gleichen Effekt haben. In seltenen Fällen können sich auch Schwachstellen durch Operationen gebildet haben (wie z.B. nach einer Leistenbruchoperation).

Ist der Schenkelkanal erst einmal durch das Fettgewebe geweitet, können auch Eingeweideteile hindurch gelangen. Unter Umständen werden sie an der Durchtrittsstelle eingeklemmt werden. Durch die daraus resultierende mangelnde Durchblutung können die eingeklemmten Darmanteile absterben.

In 60 Prozent der Fälle treten Schenkelhernien rechtsseitig auf. In 20 Prozent der Fälle kommen Schenkelhernien beidseitig vor.

Diagnose einer Schenkelhernie

Nicht alle Schenkelhernien lassen sich auf den ersten Blick erkennen. Bei stark übergewichtigen Menschen ist es manchmal schwierig, eine Schenkelhernie festzustellen, weil Haut und Gewebe die Vorwölbung verdecken.

Eine Schenkelhernie stellt sich ansonsten als sichtbare und tastbare Schwellung unterhalb des Leistenbandes am Oberschenkelansatz dar. Das Leistenband befindet sich zwischen dem vorderen Beckenknochen und dem Schambein.

Ist die Schenkelhernie nicht sofort zu sehen und zu tasten, kann es sein, dass sie erst entdeckt wird, wenn bereits Darmanteile eingeklemmt wurden, was zu starken Schmerzen führt – unter Umständen in Kombination mit Übelkeit und Erbrechen.

Besteht ein Verdacht auf eine Schenkelhernie, die aber nicht sicht- und tastbar ist, dührt der Arzt eine Ultraschall-Untersuchung (Sonographie) durch. Zuweilen sind auch eine Computertomographie (CT) oder ein MRT erforderlich, um die Schenkelhernie sicher zu diagnostizieren.

Operation von Schenkelhernien

Die operative Versorgung einer Schenkelhernie ist in der Regel die einzig zielführende Therapie. Bei schlechter körperlicher Verfassung des Patienten ist eine OP allerdings nicht zu empfehlen.

Sind bei einer Schenkelhernie Eingeweideteile eingeklemmt, kann sogar eine Notoperation erforderlich sein. 

Die Operation einer Schenkelhernie ist in Lokal- oder Vollnarkose möglich. Handelt es sich um eine Schenkelhernie mit Einklemmung, wird in der Regel die Vollnarkose bevorzugt. Dann kann der Operationsschnitt leichter erweitert werden, sofern dies erforderlich ist.

Prinzipiell lassen sich zwei Techniken der Schenkelhernien-Operation unterscheiden:

  • Bei kleinen Brüchen ist es häufig ausreichend, die Bruchlücke mit einem nicht auflösbaren Faden durch eine direkte Naht zu verschließen. 
  • Liegt ein größerer Bruch vor, kann die Lücke zusätzlich mit einem ausreichend großen Kunststoffnetz verstärkt werden. Das verringert das Risiko eines Wiederauftretens der Schenkelhernie (Schenkelhernien-Rezidiv). 

Darüber hinaus gibt es

  • die offene Schenkelhernien-OP mittels Bauchschnitt und
  • die geschlossene, minimal-invasive Schenkelhernien-OP mittels Bauchspiegelung (Endoskopie).

Vorbereitende Maßnahmen vor einer Schenkelhernien-OP

Schenkelhernien können bei gesunden und fitten Menschen tageschirurgisch versorgt werden, sofern sie endoskopisch operiert werden. Das bedeutet, dass Betroffene keinen Krankenhausaufenthalt einplanen müssen. Sie können nach durchgeführter Schenkelhernien-Operation und der üblichen postoperativen Überwachung wieder nach Hause gehen.

Sie kommen dann zwei bis drei Tage nach der Schenkelhernien-OP zu einer Wundkontrolle.

Bei eingeklemmten Schenkelhernien und Hernien, die offen operiert werden, ist in der Regel eine stationäre Behandlung notwendig. Durch Einläufe oder Abführmittel erfolgt am Vorabend der Schenkelhernien-Operation die Darmreinigung.

Vor der Schenkelhernien-OP klären der Anästhesist und der Chirurg den Patienten ausführlich über die OP und die Narkosemethoden auf. Der Chirurg informiert den Betroffenen über

  • den geplanten Operationsablauf,
  • klärt über die häufigsten Komplikationen bei der Schenkelhernien-OP auf und
  • bespricht mit dem Patienten den postoperativen Verlauf.

Operationsmethoden bei einer Schenkelhernien-OP

Eine Schenkelhernien-OP kann offen über einen Bauchschnitt oder geschlossen (laparoskopisch) durchgeführt werden.

Offen bedeutet, dass der Chirurg einen langen Schnitt direkt an der Hernie setzt und den Bruchsack somit freilegt.

Bei einer geschlossenen Schenkelhernien-OP ist kein großer Schnitt nötig. Der Operateur arbeitet stattdessen über kleine Instrumente und eine Video-Optik im Innern des Körpers.

Bei größeren Hernien kann das einfache Vernähen der Bruchpforte allerdings Spannungen verursachen. Diese ziehen Schmerzen nach sich und können zu einem Rezidiv (Wiederauftreten der Hernie) führen. Deswegen wird hier in der Regel ein Kunststoffnetz eingesetzt, das für zusätzliche Stabilität sorgt.

Die Größe des Netzes muss das gesunde, stabile Gewebe deutlich überlappen, damit es gut einheilen kann. Damit ist das Netz also immer größer zu wählen als die eigentliche Bruchlücke. Dadurch gelingt ein weitgehend spannungsfreier Verschluss der Bruchpforte.

Offene Schenkelhernien-OP mittels Bauchschnitt

Bei der offenen Schenkelhernien-OP wird der Bruchsack über einen Bauchschnitt freigelegt. Der Chirurg verlagert dann den Inhalt des Bruchsacks in die Bauchhöhle zurück und verkürzt den Bruchsack. Im Anschluss verschließt er den Operationsbereich mit einer Naht. 

Auch die Bruchpforte wird verschlossen. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Offene Schenkelhernien-OP mittels direkter Naht: Bei sehr kleinen Brüchen kann man die Bruchpforte direkt mittels einer Naht verschließen.
  • Offene Schenkelhernien-OP mittels Fasziendoppelung: Bei dieser Methode werden die Ränder der Bauchwandschichten (Faszien) gedoppelt. Die Schichten werden überlappend vernäht, um eine größere Stabilität zu erreichen. Diese Operationsmethode wird auch als Operation nach Shouldice (v.a. bei Leistenbruchoperationen) bezeichnet.
  • Offene Schenkelhernien-OP mit der Lichtenstein-Methode: Bei der sogenannten Lichtenstein-OP wird das Kunststoffnetz direkt auf die Fascia transversalis (innere Bauchwandfaszie) genäht. Die Einlage des Netzes erfolgt also zwischen Bauchwandfaszie und Bauchmuskulatur. Man spricht auch von einer onlay technique.

Geschlossene Schenkelhernien-OP mittels Bauchspiegelung

Die laparoskopische Schenkelhernien-OP (minimal-invasiv) wird mittels kleineren Schnitten von 2-12 mm Länge durchgeführt. Über diese kleinen Schnitte werden die chirurgischen Instrumente und eine Optik mit Videokamera in die Bauchhöhle eingebracht und der Bruch wird an seinem Ursprung freigelegt.

Die Schnitte setzt der Chirurg nicht dort, wo sich die Hernie befindet, sondern ein gutes Stück von der Bruchregion entfernt.

Dieser Zugang durch die Bauchdecke, der auch als laparoskopische Schenkelhernien-OP bezeichnet wird, hat sich zunehmend durchgesetzt. Er ist weniger traumatisierend (d.h. verletzt weniger Gewebe) und die Liegezeiten in der Klinik verkürzen sich.

Bei der geschlossenen Schenkelhernien-OP wird prinzipiell ein Kunststoffnetz in die Bauchwand eingebracht.

Nach der Verlagerung des Bruchsackinhaltes spannt der Operateur ein Netz aus Polypropylen über die Bruchpforte. Er befestigt es von innen an der Bauchwand. Das Netz ist nicht resorbierbar, das heißt, es löst sich nicht von selbst auf.

Darüber wird das Bauchfell wieder verschlossen. Das Narbengewebe wächst in die Gitterstruktur des Netzes und lässt eine neue Schicht entstehen. Diese Schicht ist meist spannungsfreier als das direkte Vernähen der Hautränder.

Bei den endoskopischen Schenkelhernien-Operationsverfahren gibt es hauptsächlich zwei Techniken, die sich sehr ähnlich sind:

  • TEP-Technik (Total Extraperitoneale Patch Plastik.): Extraperitoneal bedeutet “außerhalb der Bauchhöhle”, was meint, dass keine Öffnung des Bauchraumes erforderlich ist. Bei dieser Technik können beide Seiten zugleich behandelt werden. Insbesondere jüngere, aktive Menschen profitieren von der Technik, weil sie nach der Schenkelbruch-OP schneller wieder aktiv werden können.
  • TAPP-Technik (Transabdominelle Präperitoneale Plastik bzw. Transabdominelle Patch Plastik): Transabdominell bedeutet “durch die Bauchhöhle”. Auch diese Technik eignet sich zur Behandlung beider Seiten und für jüngere, aktive Menschen.

Risiken und Komplikationen einer Schenkelhernien-OP

Neben den für alle Operationen geltenden möglichen allgemeinen Komplikationen wie

  • Blutungen,
  • Infektionen,
  • Thrombosen und
  • eine Emboliegefahr

sind bei Schenkelhernien-Operationen Schwellungen im OP-Bereich möglich. Sie entstehen durch Blutergüsse oder Gewebewasseransammlungen und verschwinden in der Regel nach kurzer Zeit wieder. 

Auch leichte Schmerzen im Operationsbereich oder Gefühlsstörungen können nach der Schenkelhernien-OP auftreten. Während die Schmerzen bald nachlassen, können Gefühlsstörungen in kleinen Hautbereichen länger anhalten.

Das Operieren in enger Nachbarschaft zum Darm, der Blase, Gefäßen und Nerven birgt immer eine potentielle Gefährdung dieser Strukturen. Die Verletzung großer Gefäße im Rahmen der Schenkelhernien-OP ist aber äußerst selten. 

Besonders der Blutfluss in der großen Vene, die durch den Schenkelkanal zieht, muss ungestört bleiben. Sonst besteht die Gefahr einer Thrombose. 

Weiterhin besteht das Risiko, dass eine Schenkelhernie an derselben Stelle erneut auftritt. Dieses Risiko besteht bei allen Verfahren der Schenkelhernien-OP vorkommen. Bei Verwendung von Kunststoffnetzen ist es aber geringer. 

Verhärtungen und Schrumpfungen im Bereich der eingesetzten Kunststoffnetze sind im Rahmen der Schenkelhernien-OP äußerst selten. Allergien oder Abstoßungen der Kunststoffnetze kommen praktisch nicht vor.

So geht es nach einer Schenkelhernien-OP weiter

Nach der Schenkelhernien-OP können Betroffene je nach Art der Narkose und des Operationsverfahrens gleich oder nach einer ausreichenden Ruhezeit aufstehen. Längere Liegezeiten sind nicht nötig und wegen der Gefahr einer Thrombose mit nachfolgender Embolie auch schädlich.

Der erste Verbandswechsel erfolgt am zweiten oder dritten Tag nach der Schenkelhernien-OP. Nach etwa diesem Zeitraum können Sie auch wieder duschen.

Die Fäden werden am zehnten Tag nach der Schenkelhernien-OP entfernt. Falls selbstauflösendes Nahtmaterial verwendet wurde, ist eine Entfernung nicht notwendig.

Die Arbeitsfähigkeit ist je nach beruflicher Belastung zwei bis drei Wochen nach der Schenkelhernien-OP wiederhergestellt.

Sportliche Aktivitäten sollten erst drei bis vier Wochen nach der Schenkelhernien-OP wieder aufgenommen werden. 

Das Heben von schweren Gegenständen über zehn Kilogramm sollte für etwa zwei Monate nach der Schenkelhernien-OP vermieden werden.

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