Verbrennung - Informationen und Spezialisten

19.01.2024
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Eine Verbrennung entsteht, wenn die Haut durch direkte Hitzeeinwirkung geschädigt wird. Dabei werden mehrere Formen von Verbrennungen unterschieden. Wird die Schädigung der Haut durch den Kontakt mit einer heißen Flüssigkeit verursacht, ist von einer Verbrühung die Rede. Die Berührung eines erhitzten Gegenstandes wird als Kontaktverbrennung bezeichnet, bei Zwischenfällen mit Chemikalien wird von Verätzungen oder chemischen Verbrennungen gesprochen. Weitere Formen sind Elektroverbrennungen oder Strahlenverbrennungen, zu denen auch der Sonnenbrand zählt.

Weitere Informationen zur Verbrennung sowie ausgewählte Spezialisten für Verbrennungen finden Sie weiter unten.

Empfohlene Spezialisten für Verbrennungen

Artikelübersicht

Was ist eine Verbrennung?

Bei einer Verbrennung kommt es durch Hitzeeinwirkungen zu nachfolgender Gewebebeschädigung. Am häufigsten von einer Verbrennung betroffen ist die Haut, da sie als Schutzschicht des gesamten Körpers fungiert und daher am ehesten durch heiße Gegenstände (oder auch die Sonne) von einer Verbrennung betroffen ist. Auch Schleimhäute können von einer Verbrennung betroffen sein, zum Beispiel beim Trinken heißer Flüssigkeiten oder dem Verschlucken heißer Gegenstände (Schwertschlucker).

Wie ist die Haut aufgebaut?

Die Haut ist das größte menschliche Organ und nimmt in der Regel bis zu zwei Quadratmeter Fläche ein. Abhängig von der Körperregion und Druckbelastung kann die Dicke der Haut zwischen einem halben und fünf Millimeter betragen. Während sie an den Fußsohlen und Handflächen besonders robust ausgebildet ist, kann sie an anderen Stellen papierdünn sein. 

Aufgebaut ist die Haut aus zwei Hauptschichten:

  1. Kutis
  2. Subkutis

Bei der oberen Hautschicht handelt es sich um die Kutis. Diese wird nochmals in die außen liegende Epidermis und die darunter liegende Lederhaut, auch Korium oder Dermis genannt, eingeteilt. Die untere Hautschicht wird als Subkutis bezeichnet und besteht aus von Blutgefäßen durchzogenem Fettgewebe.

Ist jede Verbrennung ein gefährliches Krankheitsbild?

Die Verbrennung ist grundsätzlich ein sehr ernstzunehmendes Krankheitsbild, welches nicht nur Auswirkungen auf die Haut, sondern den gesamten Organismus hat. Daher spricht man häufig auch von einer sogenannten Verbrennungskrankheit. Je größer der Anteil der verbrannten Haut und je tiefer die Hautschädigung ins Gewebe hineinreicht, desto schwerwiegender ist auch die zu beobachtende Verbrennungskrankheit. Zudem hat die Haut eine Speicherwirkung für Hitze und das volle Ausmaß der Verbrennung wird meist erst nach einigen Stunden richtig sichtbar. Ein Beispiel hierfür ist der Sonnenbrand, bei dem häufig erst am Abend nach der Sonnenexposition das volle Ausmaß der Verbrennung sicht- und spürbar wird.

Wie wird der Schweregrad einer Verbrennung eingeteilt?

Die Schwere einer Verbrennung ist abhängig von der Temperatur sowie der Einwirkdauer der Hitze. Entscheidend hierbei ist die Tiefe der Gewebeschädigung. Je nach Schädigungsgrad sprechen Mediziner von Verbrennungen ersten bis vierten Grades:

  • 1. Grad – Die Schädigung beschränkt sich auf die Epidermis, die Verbrennung heilt in der Regel komplikationslos aus.
  • 2. Grad – Die Verbrennung dringt bis in die Lederhaut vor und es kommt typischerweise zur Blasenbildung. Beim Heilungsprozeß sind Narben und Pigmentstörungen möglich.
  • 3. Grad – Die gesamte Epidermis ist betroffen, die Schädigung reicht bis in die Unterhaut. Dies führt häufig auch zur Schädigung von Hautnerven, weshalb Patienten keine Schmerzen haben. Auch wenn es in diesem Moment für die Betroffenen von Vorteil ist, spricht die Schmerzarmut für eine ausgedehnte Gewebeschädigung. Im Zuge der Genesung bildet die Haut tiefe Narben, die häufig ein Fall für die Plastische/Ästhetische Chirurgie werden.
  • 4. Grad – Alle Hautschichten sind verkohlt, die Schädigung umfasst auch das unter der Haut liegende Gewebe mit Sehnen, Gelenken und Knochen. Die Amputation des betroffenen Körperteiles kann die Folge sein.

Verbrennungsgrad 1 - 3Die Verbrennungsgrade dienen der klinischen Einteilung einer Verbrennung anhand der Tiefe der Hautschädigung @ designua /AdobeStock

Was besagt die sogenannte Neuner-Regel?

Zur Einschätzung des größenmäßigen Ausmaßes der Verbrennung nutzen Mediziner die Neuner-Regel. Diese teilt den Körper in Bereiche ein, die jeweils rund 9 Prozent oder ein Vielfaches (18 Prozent, 36 Prozent) davon der Hautfläche beanspruchen: 

  • Kopf/Hals sowie jeder Arm je 9 Prozent 
  • jedes Bein je 18 Prozent
  • Rumpf 36 Prozent
  • 1 Prozent entfällt auf die Handinnenflächen und den Genitalbereich

Sind mehr als 15 Prozent der Hautoberfläche verbrannt, gilt die Verletzung bei Erwachsenen als lebensgefährlich, bei Kindern reichen bereits 10 Prozent oder sogar weniger. Ist die Verbrennung von einem Inhalationstrauma begleitet, halbiert sich die Prozentzahl. 

Was ist ein Inhalationstrauma?

Von einem Inhalationstrauma sprechen Ärzte, wenn die Hitze durch das Einatmen in die Atemwege gelangt und dort weitere Verbrennungen verursacht. Dies wird am häufigsten durch Rauch verursacht, zum Beispiel wenn die Flucht aus einem brennenden Haus oder Auto nicht sofort möglich ist. Das Inhalationstrauma ist ein sehr ernstes Erkrankungsbild, welches in aller Regel intensivmedizinisch überwacht werden muss. Die Lunge ist das hauptgeschädigte Organ, allerdings entsteht auch hier eine Verbrennungskrankheit durch die Aufnahme von Giftstoffen und der gestörten Lungenfunktion nach dem Trauma.

Was sind häufige Ursachen von Verbrennungen?

Die meisten Verbrennungen geschehen im Haushalt oder in der Freizeit. Nur etwa jede fünfte hitzebedingte Schädigung der Haut passiert an der Arbeitsstelle. Die Ursachen sind unterschiedlich:

  • Flammen, offenes Feuer, Explosion (klassische Verbrennung)
  • heiße Flüssigkeiten (Verbrühung)
  • heiße Gegenstände (Kontaktverbrennung)
  • Beton oder Zement, Lösungs- oder Reinigungsmittel (chemische Verbrennung)
  • Sonne, Strahlenbehandlungen durch Röntgen- und UV-Strahlen (Strahlenverbrennung)
  • Elektrischer Strom, Blitze (Elektroverbrennung)

Wie kann eine Verbrennung verhindert werden?

Eine Verbrennung kann im Alltag durch erhöhte Achtsamkeit gut vorgebeugt werden. Das Risiko einer Verletzung ist vor allem bei Kleinkindern sehr groß. In ihrem Entdeckungsdrang reißen Kinder schnell heiße Getränke vom Tisch oder öffnen Ofentüren. Besondere Aufmerksamkeit sowie die Anbringung von Sicherheitsverschlüssen oder Herdschutzgittern können Unfällen vorbeugen. Erwachsene sollten vor allem beim Grillen besondere Obacht geben.

Welche Symptome und Beschwerden entstehen bei einer Verbrennung?

Die Beschwerden im Rahmen einer Verbrennung sind vom Grad der Verbrennung abhängig. Dabei gilt: je tiefer die Verletzung, desto geringer das Schmerzempfinden.

  • Die Verbrennung 1. Grades führt zu Symptomen wie Rötung, Schwellung, Schmerzen und einem Spannungsgefühl der Haut.
  • Bei Verbrennungen 2. Grades werden sowohl Oberhaut als auch Lederhaut geschädigt. Die Folgen sind Rötung, Blasenbildung, nässende Oberfläche und Schmerzen. Je tiefer und ausgedehnter die Verbrennung ist, desto geringer wird die Schmerzsymptomatik. Dies liegt daran, dass es bei tiefer Verbrennung auch zu einer Schädigung der sensiblen (Schmerzen übermittelnden Nervenendigungen) kommt. 
  • Beim 3. Grad sind bereits alle Hautschichten betroffen. Die Wunde ist weiß bis schwarz verkohlt und trocken. Der Patient empfindet nur wenig oder gar keine Schmerzen.
  • Die Verbrennung 4. Grades wird auch als Verkohlung bezeichnet. Neben der Haut sind Knochen, Muskeln und Sehnen betroffen. Die Wunde ist schwarz verfärbt, durch die Zerstörung der Nervenenden ist die Verbrennung nicht mit Schmerzen verbunden.

Wie äußert sich die Verbrennungskrankheit?

Schwere Verbrennungen ziehen in der Regel Folgen für den gesamten Organismus nach sich. Über die Wunde verliert der Patient Eiweiße und Körperflüssigkeiten, was zu einem Mangel an Sauerstoff und einer gestörten Durchblutung führt. Schwindel oder Bewusstseinsverlust können ebenso vorkommen wie ein Verbrennungsschock. Dabei fällt der Blutdruck, das Herz schlägt auffällig schnell, die Arme und Beine werden kalt und blass, es kommt zu Stoffwechselstörungen. Im schlimmsten Falle droht ein Organversagen. Negativ auf die Prognose wirkt sich zudem ein Inhalationstrauma aus. Schwierigkeiten beim Atmen, Heiserkeit oder das Aushusten von Ruß deuten auf eine Schädigung der Atemwege hin.

Handverbrennung 2. GradesVerbrennungen 2. Grades heilen innerhalb von 1–2 Wochen @ lapis2380 /AdobeStock

Wie sieht die Behandlung von Verbrennungen aus?

Wie bei allen Unfällen ist auch bei der Verbrennung die sachgemäße Erste Hilfe von großer Wichtigkeit. Zuerst wird der Betroffene geborgen und die verursachende Hitzequelle entfernt. Festgebrannte Kleidung wird zunächst am Körper belassen. Bei schweren und großflächigen Verbrennungen muss der Ersthelfer sofort den Notarzt informieren. Bis zum Eintreffen gilt es, den Verletzten warm zu halten. Idealerweise wird eine Rettungsdecke mit der silbernen Seite nach innen als Unterlage benutzt.

  1. Bei einer kleinflächigen Verbrennung 1. Grades wird meist kei Arzt benötigt. In diesem Fall wird die Wunde unter kühles, fließendes Wasser gehalten. Die Temperatur sollte die 20 Grad Celsius allerdings nicht unterschreiten, da sonst eine Unterkühlung droht. Empfohlen ist eine maximale Dauer von 20 Minuten. Im Anschluss werden kühlende Gele aufgetragen oder Umschläge aufgelegt. 
  2. Zweitgradige Verbrennungen mit Blasenbildung können nach der Erstversorgung dem Arzt gezeigt werden. Dieser wird die Wunde säubern und Blasen unter sterilen Bedingungen öffnen. 
  3. Verbrennungen 3. Grades erfordern immer einen Arztbesuch, zumeist sogar eine stationäre Behandlung in der Verbrennungsmedizin. Hierfür gibt es auf Verbrennungen spezialisierte Kliniken (Verbrennungskliniken).
  4. bei viertgradigen Verbrennungen oder großflächigen Brandwunden (auch ersten Grades) und bei Verdacht oder gesichertem Inhalationstrauma sollte aufgrund des Risikos eines Kreislaufschocks immer der Verständigung des Notarztes erfolgen.

Patienten mit tiefen Verbrennungen haben meist einen langen Genesungsweg vor sich. Nach der Erstversorgung der Wunde gilt es, Infektionen vorzubeugen. Danach kommen die Ärzte der plastischen Chirurgie zum Einsatz. Die abgestorbene Haut wird entfernt und durch ein Hauttransplantat ersetzt. Dieses wird bevorzugt von gesunden Hautarealen des Patienten entnommen. In besonders schweren Fällen, wenn auch Knochen und Gelenke verkohlt sind, kann die Amputation des betroffenen Körperteiles notwendig sein.

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