Krampfadern: Informationen & Krampfader-Ärzte

06.07.2022
Prof. Dr. med. Nicolas Diehm
Medizinischer Fachautor

Krampfadern, medizinisch Varikosis, Varikose und Varizen genannt, ist die häufigste aller Venenerkrankungen. Es handelt sich um knotenartige Erweiterungen von Venen, die unter der Haut sichtbar werden. Vor allem ältere Menschen sind betroffen, darunter mehr Frauen als Männer. Es handelt sich bei dieser Form des Venenleidens nicht nur um einen ästhetischen Makel. Zum Teil gehen auch starke Beschwerden damit einher. Daher sollten Krampfadern von qualifizierten Experten behandelt werden.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Krampfader-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: I83, I86

Emfpohlene Krampfader-Ärzte

Artikelübersicht

Symptome von Krampfadern

Der Ausdruck "Krampfadern" hat nichts mit einem Krampf zu tun, sondern mit dem althochdeutschen Wort für krümmen.

Bei einem Krampfaderleiden sind die oberflächlichen Venen unter der Haut als gekrümmte, geschlängelte Blutgefäße erkennbar. Am häufigsten treten Krampfadern an den Beinen auf, doch auch im Bauchbereich und bei Männern im Hodenbereich (sogenannte Varikozelen) können Varizen entstehen.

Die überlasteten Gefäße werden nicht nur in Form von Krampfadern sichtbar, sondern gehen in der Regel auch mit Beschwerden einher. Folgende Symptome sind typisch:

  • Schmerzen in den Beinen
  • Beine können sich schwer anfühlen, spannen und jucken
  • vor allem nachts Wadenkrämpfe
  • bräunliche Verfärbungen und Verhärtungen der Haut, insbesondere am Schienbein

Die Beschwerden verstärken sich häufig bei warmen Temperaturen und abends sowie bei Frauen vor der Menstruation.

Krampfadern
Krampfadern zeigen sich als sichtbare Verdickungen unter der Haut © zlikovec / Fotolia

Ursachen von Krampfadern

Die Venen transportieren das Blut aus den Gefäßen zurück zum Herzen. Dieser Vorgang verlangt gerade den Venen in den Beinen sehr viel Kraft ab, da sie das Blut gegen die Schwerkraft befördern müssen.

Atmung sowie Fuß- und Beinmuskulatur dienen dabei als natürliche Pumpen. Die Muskeln drücken die Venen bei Bewegung zusammen, sodass das Blut zum Herzen gelangt. Jede Vene hat zudem dutzende Venenklappen, die das Blut bei Muskelentspannung daran hindern, wieder zurück in die Vene zu fließen. Die Venenklappen dienen somit als Ventile.

Varikose entsteht, wenn die Venen überlastet sind und die Venenklappen nicht mehr richtig funktionieren. Dadurch staut sich das Blut in den Gefäßen. Der Blutstau dehnt die Venen in der Folge auf und macht sie unter der Haut sichtbar. Krampfadern sind somit das sichtbare Zeichen für eine Venenschwäche.

Die Ursachen für die Entwicklung von Krampfadern sind vielfältig:

  • erbliche Veranlagung zur Venenschwäche
  • mangelnde Bewegung und allgemein überwiegend stehende oder sitzende Tätigkeit ohne Abwechslung
  • Übergewicht
  • Rauchen
  • Schwangerschaft (höheres Gewicht und hormonelle Umstellung)

Das Hormon Östrogen wird generell mit Venenleiden in Verbindung gebracht. Deshalb ist von der Einnahme der Anti-Baby-Pille ab dem 30. Lebensjahr eher abzuraten. 

Diagnose von Krampfadern

Sollten die genannten Anzeichen für Krampfadern auftreten, sollten Sie einen Venenexperten (Phlebologe) oder Gefäßexperten (Angiologe) aufsuchen. Je früher die Varizenbehandlung beginnt, desto eher lässt sich eine Verschlimmerung der Krankheit vermeiden.

Zur Diagnose von Krampfadern führt der Arzt zunächst eine körperliche Untersuchung durch. Krampfadern treten in der Regel an den Beinen auf, vor allem den Unterschenkeln. Daher schaut sich der Experte zunächst die Beine an und tastet sie nach Auffälligkeiten ab. Diese Untersuchung erfolgt sowohl im Stehen als auch im Sitzen und Liegen.

Für eine genauere Untersuchung der Venen stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Zu diesen gehört der Farb-Ultraschall (Farbkodierte Duplexsonografie). Damit erhält der Arzt einen Einblick in die Venen. So kann er erkennen, ob und wo sich das Blut tatsächlich staut.

Sind die tieferen Beinvenen von Krampfadern betroffen, zieht der Arzt zusätzlich noch eine Phlebografie zur Diagnosestellung heran. Das ist eine Kontrastmittel-Röntgenuntersuchung. Hierbei wird dem Patienten unter lokaler Betäubung ein Kontrastmittel in die Fußrückenvene gespritzt. Es macht alle Beinvenen sichtbar, die dann auf Varizen untersucht werden können.

Die Phlebografie wird zur Diagnose von Krampfadern in der Regel nur bei schwierig verlaufenden oder tiefer liegenden Beinvenen angewandt.

Mithilfe der Licht-Reflexions-Rheografie (LRR) oder auch Photoplethysmographie ist es möglich, die Pumpfunktion der Beinvenen zu überprüfen. Ein Messgerät sendet Infrarotstrahlen an die betroffenen Stellen und der rote Blutfarbstoff in der Vene reflektiert das Infrarotlicht durch die Haut.

Führt der Patient einfache Bewegungen des Beines durch, dann entleeren sich die Venen durch die Muskelanspannung und befüllen sich anschließend bei Muskelentspannung wieder. Die Schwankungen des Venenvolumens führen zu Veränderungen in der Reflexion des Infrarotlichtes, die dann ausgewertet werden. Dadurch kann der Experte Rückschlüsse zur Wiederauffüllungszeit der Vene ziehen.

Je kürzer die Wiederauffüllungszeit ist, desto geschädigter ist das Gefäß. Die Wiederauffüllungszeit beträgt normalerweise 25 Sekunden.

Krampfadern behandeln

Obwohl Varizen nicht heilbar sind, kann die richtige Therapie einer Verschlimmerung des Krampfaderleidens entgegengewirken. Auch eine Linderung ist möglich.

Bleiben Krampfadern unbehandelt, können dauerhafte Beschwerden auftreten. Dazu gehören:

  • starke Beinschwellungen
  • gerötete und schmerzende Venen, die sich warm anfühlen
  • Blutungen
  • Geschwüre
  • offenen Wunden („offenes Bein“)
  • Thrombose

Die Medizin bietet Betroffenen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Varikose-Behandlung an. Dazu zählen

  • die Therapie mit Kompressionsstrümpfen (Kompressionstherapie),
  • diverse Verödungsverfahren inklusive der Lasertherapie sowie
  • operative Methoden.

Für eine optimale Behandlung von Venenleiden suchen Sie einen Phlebologen auf.

Druck auf die Venen mit einer Kompressionstherapie

Die Kompressionstherapie erfolgt mithilfe von Kompressionsstrümpfen, die gezielt Druck auf die Venen ausüben. Sie reichen vom Knöchel über die Kniegelenke bis auf die Oberschenkel.

Der Druck auf die geschädigten, erweiterten Venen kann eine Verringerung des Venendurchmessers bewirken. Dadurch schließen auch die Venenklappen besser. In der Folge verbessert sich der Blutfluss in den Beinen.

Der Druck durch Kompressionsstrümpfe ist am Knöchel am größten und nimmt zum Oberschenkel immer weiter ab. Aus diesem Grund sind Kompressionstrümpfe nicht mit Stützstrümpfen zu verwechseln, die einen deutlich geringeren Druck gleichmäßig auf das Bein verteilen.

Kompressionsstrümpfe werden an die Bedürfnisse des Patienten angepasst und auf Maß angefertigt. Es gibt je nach Schwere des Krampfaderleidens verschiedene Kompressionsklassen beziehungsweise Stärken. Die Strümpfe müssen spätestens nach sechs Monaten ausgetauscht werden.

Kompressionstrümofe lindern das Krampfaderleiden jedoch lediglich, das eigentliche Problem besteht weiter. 

Wirkungsweise von Kompressionsstrümpfen bei Varizen
Wirkungsweise von Kompressionsstrümpfen an den Venen © antaya / Fotolia

Sklerosierung (Verödung) von Krampfadern

Die Sklerosierung kommt bei leichteren Varizen zur Anwendung. Der Arzt spritzt dabei dem Patienten eine Flüssigkeit oder Schaum in die Venen, die künstlich eine Entzündung der Venen herbeiführt. Die Venenwände verkleben und bauen sich in der Folge langsam ab, sodass ein operativer Eingriff nicht nötig ist.

Moderne Verfahren setzen Mikroschaum ein, der präzise und mit Ultraschallkontrolle an die gewünschte Stelle der Vene eingebracht werden kann. 

Im Anschluss sind Kompressionsstrümpfe zu tragen, um den Abbau der verödeten Venen zu fördern. Außerdem ist viel Bewegung notwendig, um den Blutfluss in den restlichen Venen anzuregen.

Der Eingriff erfolgt ambulant und unter örtlicher Betäubung. Er kann beliebige Male wiederholt werden, was in der Regel auch notwendig ist, um längerfristig solide Ergebnisse zu erzielen.

Lasertherapie - Verödung durch Hitze

Auch die Lasertherapie ist eine Krampfaderbehandlung, die zur Verödung der Gefäße führt. Der Arzt führt über einen kleinen Einschnitt eine Lasersonde in das Gefäß ein und erzeugt mit dessen Hilfe gezielt Hitze. Diese erwärmt das Blut und überträgt sich somit auf die Gefäßwand, sodass diese verklebt.

In einem langsamen Prozess baut sich die Vene dann ab und muss wie bei der Sklerosierung nicht entfernt werden.

Medizinische Laser werden genau auf ihren Einsatzzweck abgestimmt, damit genauestens und punktgenau behandelt werden kann. Dann verläuft die Lasertherapie zur Krampfaderentfernung schmerzfrei und mit überzeugenden Ergebnissen. 

Eine Lasertherapie erfolgt in der Regel ambulant und unter örtlicher Betäubung. Nach dem Eingriff muss der Patient für etwa vier Wochen Kompressionsstrümpfe tragen.

Operation von Krampfadern

Im Gegensatz zur Sklerosierung und Lasertherapie werden die Krampfadern in einem operativen Eingriff komplett entfernt. Krampfader-Operationen kommen in der Regel bei der Behandlung von Varizen der großen Venen (Stammvenen) zum Einsatz.

Insbesondere bei Komplikationen wie einem "offenen Bein", starken Schmerzen oder Entzündungen ist diese Varizentherapie zu empfehlen. Zu den häufig angewendeten Krampfaderoperationen zählen

  • das Stripping
  • die Crossektomie
  • die Phlebektomie

Beim Stripping werden die Krampfadern mithilfe einer in die Venen eingeführten Sonde aus dem Bein gezogen. Der Arzt bringt die kleine, biegsame Sonde über einen Schnitt in der Leiste in das Gefäß ein, wo sie sich einknotet. Der Arzt zieht nun die Vene aus dem Bein.

Bei einem Teilstripping entimmt er nur den krankhaft veränderten Teil des Gefäßes, während der gesunde Teil erhalten bleibt. Verschiedene Arten von Sonden können dabei zum Einsatz kommen, wie etwa eine Babcocksonde (Babock-Operation) oder eine Kryosonde (Kryostripping).

Im Rahmen einer Crossektomie werden die Verbindungen zwischen dem oberflächlichen und dem tiefer liegenden Venensystem getrennt. Dieser Eingriff findet oft vor einem Stripping oder Teilstripping statt. So kann der Arzt im Anschluss mithilfe eines Teilstrippings nur den krankhaft veränderten Teil der Vene aus dem Bein ziehen.

Eine Phlebektomie wird vor allem zur Entfernung kleinerer Seitenäste der größeren Gefäße eingesetzt. Entlang der betroffenen Venen setzt der Arzt Mikroschnitte (1 - 2 mm) und führt ein kleines Häkchen in das Unterhautfettgewebe ein. Damit zieht der Experte die kranke Vene hervor und entfernt sie Stück für Stück.

Anschließend verschließt er den Schnitt mit einer feinen Naht, einem Pflasterstreifen oder einem Hautkleber.

Weitere Informationen zur Krampfaderbehandlung finden Sie im verlinkten Fachbeitrag Varizentherapie – mit Schaum, Licht oder Stahl?

Krampfadern vorbeugen

In der Regel lassen sich Krampfadern nicht vorbeugen. Sie können jedoch dennoch etwas für Ihre Venengesundheit tun und so das Erkrankungsrisiko verringern:

  • Sport treiben: vor allem Ausdauersport wie Joggen, Radfahren, Schwimmen
  • auf das Rauchen verzichten
  • Übergewicht reduzieren
  • wiederkehrendes zu langes Stehen oder Sitzen vermeiden
  • Wechselduschen zur Verbesserung der Durchblutung in den Beinen
  • auf hohe Schuhe eher verzichten
  • auf ballaststoffreiche Ernährung mit reduziertem Zucker- und Fettgehalt achten
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