Arteriosklerose: Informationen & Arteriosklerose-Ärzte

28.06.2022
Dr. Claus  Puhlmann
Medizinischer Fachautor

Die Arteriosklerose ist eine chronisch fortschreitende Gefäßerkrankung. Über viele Jahre hinweg kommt es dabei zu einer zunehmenden Verengung und Verhärtung der Arterien. Im schlimmsten Fall kann sie zu Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Nierenversagen führen.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Arteriosklerose-Spezialisten und Zentren.

ICD-Codes für diese Krankheit: I70

Empfohlene Ärzte für Arteriosklerose

Kurzübersicht:

  • Was ist Arteriosklerose? Eine fortschreitende Gefäßerkrankung, bei der sich durch Ablagerungen die Arterien mit der Zeit immer weiter verengen, was später zu ernsten Komplikationen führen kann.
  • Betroffene Gefäße: Grundsätzlich kann sich Arteriosklerose in allen Arterien entwickeln. Häufig bildet sie sich an den Gefäßverzweigungen der Halsarterie, der Aorta, den Oberschenkelarterien, an den Herzkranzgefäßen und den Hirnarterien.
  • Ursachen: Verschiedene Theorien versuchen zu erklären, wann und warum Arteriosklerose auftritt. Möglich wäre etwa eine Vorschädigung eines Gefäßes oder erhöhte Werte eines bestimmten Blutfettes.
  • Risikofaktoren: Die Entwicklung der Erkrankung wird durch einen erhöhten Blutdruck, ungesunde Ernährung, Übergewicht, mangelnde Bewegung, Rauchen, Stress und bestimmte Vorerkrankungen begünstigt.
  • Symptome: Es können 20 bis 40 Jahre vergehen, bis erste Beschwerden - meistens im fortgeschrittenen Alter - auftreten. Die genauen Symptome hängen von den betroffenen Gefäßen ab. Eine genaue Auflistung finden Sie weiter unten im Text.
  • Diagnose: Bei Verdacht auf Arteriosklerose wird ein Blutbild erstellt und verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Dazu gehören ein Belastungs-EKG, eine Dopplersonografie und eine Angiografie.
  • Behandlung: Konservative Maßnahmen, etwa die Umstellung auf einen gesünderen Lebenswandel, können das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. In schwerwiegenden Fällen müssen mittels eines Eingriffs die Gefäße wieder geweitet werden.
  • Vorbeugung: Eine effiziente Vorsorge ist das Vermeiden der Risikofaktoren sowie die Behandlung von Vorerkrankungen.

Artikelübersicht

Definition: Was ist Arteriosklerose?

Die Arteriosklerose ist eine chronisch fortschreitende Gefäßerkrankung. Dabei kommt es über Jahre hinweg zu einer zunehmenden Verengung und Verhärtung der Arterien.

Arterien sind die Blutgefäße, die das in den meisten Fällen sauerstoffreiche Blut vom Herzen weg transportieren. Über die Arterien gelangt das Blut zu den Organen, Muskeln und Geweben des Körpers. Das Blut beinhaltet Nährstoffe und sorgt damit dafür, dass diese Körperbereiche weiterhin funktionieren können.

Die Folge dieser Blutgefäßveränderungen sind Durchblutungsstörungen. Sie vermindern mit der Zeit den Blutzufluss und bewirken damit eine verminderte Sauerstoffversorgung von Organen und Körperteilen.

Die bekannteste Ursache der Arteriosklerose ist die Atherosklerose. Dabei werden unter anderem Blutfette in die Gefäßwand eingelagert (siehe unten).

Arteriosklerose und Atherosklerose werden häufig synonym gebraucht, was allerdings nicht ganz korrekt ist. Die Arteriosklerose ist vielmehr die Folge der Atherosklerose.

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Die für die Arteriosklerose typische Gefäßverengung und Verhärtung der Arterien wird durch sogenannte Plaques hervorgerufen. Dabei handelt es sich um Ablagerungen von

  • Blutfetten,
  • Blutgerinnseln,
  • Bindegewebe und
  • Kalk

in den Gefäßwänden der Arterien. Umgangssprachlich wird die Arteriosklerose deshalb auch als Arterienverkalkung oder Arterienverhärtung bezeichnet.

Vor allem ältere Menschen leiden häufig an Arteriosklerose. So tritt die Erkrankung vorwiegend bei Männern ab 40 Jahren und Frauen nach den Wechseljahren auf.

Die Folgeerscheinungen der Arteriosklerose stellen die häufigste Todesursache in den westlichen Industrieländern dar.

Welche Gefäße können von Arteriosklerose betroffen sein?

Eine Arteriosklerose kann sich prinzipiell in allen Arterien des Körpers entwickeln. Besonders häufig tritt sie aber an Stellen auf, an denen der Blutfluss physikalisch bedingt auf Hindernisse trifft. Das ist zum Beispiel an Gefäßverzweigungen der Fall, etwa an

  • der Halsarterie,
  • der Aorta und
  • der Gabelung der Oberschenkelarterien.

Zudem entsteht eine Arteriosklerose häufig an den

  • Herzkranzgefäßen, 
  • gehirnversorgenden Arterien und 
  • Beinarterien.

Ursachen und Risikofaktoren der Arteriosklerose

Die genauen Ursachen, die zur Entstehung der Arteriosklerose führen, sind bislang nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch verschiedene Theorien und Erklärungsmodelle für den Mechanismus der Entstehung einer Arteriosklerose, darunter:

  • „Response-to-injury“-Theorie: Eine primäre Schädigung der inneren Gefäßwandschicht könnte die Ablagerung von Plaques begünstigen
  • Lipidtheorie: Bestimmte Blutfette (Lipide) – das sogenannte LDL-Cholesterin – könnte für für die Entstehung der Arteriosklerose verantwortlich sein

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Unabhängig von diesen Theorien sind einige Risikofaktoren für die Entstehung einer Arteriosklerose bekannt. Hierzu gehören

Darüber hinaus erhöhen Erkrankungen wie

das Arteriosklerose-Risiko. Weitere Risikofaktoren sind eine

  • genetische Veranlagung,
  • ein höheres Lebensalter und
  • das männliche Geschlecht.

Symptome und Verlauf der Arteriosklerose

Eine Arteriosklerose entwickelt sich sehr langsam und verläuft häufig jahrzehntelang symptomlos. So können 20 bis 40 Jahre vergehen, während denen sich allmählich Plaques in den Gefäßwänden ablagern. Die zunehmende Verengung und Verhärtung der Arterien verursacht dann erst spät die ersten Beschwerden.

Beginnt die Arteriosklerose bereits im Jugendalter, können Betroffene schon im Alter von 30 bis 40 Jahren unter Beschwerden wie Durchblutungsstörungen in den Beinen leiden. In den meisten Fällen treten die ersten Symptome aber erst im höheren Alter auf.

Welche Symptome genau eine Arteriosklerose verursacht, hängt von den betroffenen Gefäßabschnitten ab.

Herzkranzgefäße, auch Koronararterien genannt: Diese Gefäße versorgen den Herzmuskel. Bei verminderter Durchblutung der Herzkranzgefäße leiden Betroffene unter einem Engegefühl im Brustkorb oder linksseitigen Brustschmerzen (Angina pectoris). Die Arterienverkalkung der Herzkranzgefäße ist als Koronare Herzkrankheit bekannt. Sie kann im schlimmsten Fall einen Herzinfarkt auslösen.

Das Herz und die Herzkranzarterien
Die Herzkranzgefäße versorgen das Herz mit Sauerstoff © lom123 | AdobeStock

Halsschlagader: Gedächtnisstörungen oder Schwindelgefühle können eine Folge sein. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Schlaganfall. Dieser ist an Symptomen wie neurologischen Ausfällen und Funktionsstörungen des Nervensystems wie Lähmungen oder Sprachstörungen zu erkennen.

Becken- und Beinarterien: Verminderte Durchblutung der Waden- und Oberschenkelmuskulatur. Man spricht dann von einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK). Typische Symptome sind starke Muskelschmerzen, die nach kurzen Gehstrecken auftreten. Darüber hinaus können auch Erektionsstörungenauftreten.

Nierengefäße: Eine eingeschränkte Nierenfunktion – im schlimmsten Fall mit Nierenversagen – sowie Bluthochdruck ist die Folge.

Diagnose der Arteriosklerose

Um eine Arteriosklerose feststellen zu können, setzt der behandelnde Arzt verschiedene Diagnoseverfahren ein. So führt er im ersten Schritt eine genaue Anamnese sowie eine körperliche Untersuchung durch.

Im Rahmen der Anamnese erhebt der Arzt die Krankengeschichte des Patienten, in dem er diesen nach seinen

  • Lebensgewohnheiten,
  • Beschwerden und
  • Vorerkrankungen

fragt. Die körperliche Untersuchung beinhaltet unter anderem das Abhören des Herzens, der Hauptschlagader oder der Halsarterien mit dem Stethoskop sowie die Blutdruckmessung.

Erhärtet sich durch diese Untersuchungen der Verdacht auf eine Arteriosklerose, folgen weitere Tests und Untersuchungen. Hierzu gehören beispielsweise

  • eine Blutuntersuchung zur Bestimmung der Cholesterin- und Blutzuckerwerte
  • ein Belastungs-EKG, um festzustellen, inwieweit eine Koronare Herzkrankheit vorliegt
  • eine Dopplersonografie der Halsarterien, um Gefäßverengerungen der Halsschlagader feststellen und das Risiko für einen Schlaganfall abschätzen zu können
  • eine Angiographie zur Röntgendarstellung der Gefäße mittels Kontrastmittel

Behandlung der Arteriosklerose

Eine Arteriosklerose kann entweder

  • konservativ mit Medikamenten und einer Umstellung der Lebensweise oder
  • chirurgisch im Rahmen einer Operation

behandelt werden. Welcher Therapieansatz im Einzelfall angewendet wird, hängt vom Ausmaß der Arterienverkalkung ab.

Konservative Behandlung der Arteriosklerose

Konservative, d.h. nicht-operative Maßnahmen reichen oftmals aus, um eine Arteriosklerose zu behandeln. Sie verlangsamen das Fortschreiten der Arterienverkalkung.

Die konservative Behandlung besteht in der Regel aus einer Umstellung der Lebensweise und einer medikamentösen Therapie. Änderungen der Lebensführung beinhalten insbesondere

  • Reduzierung von Übergewicht
  • gesunde Ernährung
  • körperliche Aktivität und Bewegung
  • Aufhören mit dem Rauchen

Im Rahmen der medikamentösen Therapie der Arteriosklerose kommen beispielsweise Medikamente zum Einsatz, die die Blutgerinnung hemmen und so die Entstehung von Blutgerinnseln (Thromben) verhindern sollen. Auf diese Weise soll einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vorgebeugt werden.

Daneben werden oft auch Medikamente gegen

  • Fettstoffwechselstörungen (sogenannte Lipidsenker),
  • Bluthochdruck und
  • Diabetes mellitus

verschrieben.

Operative Behandlung der Arteriosklerose

Ist eine Arteriosklerose schon so weit fortgeschritten, dass ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall oder ein Verschluss der Beinarterien drohen, ist eine operative Behandlung zur Erweiterung des verengten Gefäßes notwendig. So kann beispielsweise eine Ballondilatation durchgeführt oder ein Bypass gelegt werden.

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Bei der Ballondilatation wird ein Ballonkatheter durch die Blutbahn an die verengte Stelle vorgeschoben und aufgeblasen. So erweitert sich das Gefäß und das Blut kann wieder frei fließen.

Bei einer Bypass-Operation schafft der Chirurg eine Umleitung, die das Blut an der verengten Gefäßstelle vorbeiführt. Dazu verwendet er ein körpereigenes Gefäß, das meist aus dem Unterschenkel entnommen wird, oder eine Gefäßprothese aus Kunststoff.

Vorbeugung der Arteriosklerose

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Um der Entstehung einer Arteriosklerose vorzubeugen, sollten Sie 

  1. die bekannten Risikofaktoren verringern bzw. abschalten und
  2. die Erkrankungen, die mit einem erhöhten Risiko für Arteriosklerose einhergehen, behandeln.

So sollten Übergewichtige beispielsweise eine Gewichtsreduktion anstreben. Raucher sollten ihren Nikotinkonsum einstellen oder zumindest reduzieren. Diabetiker sollten darauf achten, dass ihre Zuckerwerte richtig eingestellt sind. Patienten mit einem erhöhten Cholesterinspiegel sollten auf eine cholesterinarme Ernährung achten und regelmäßig ihren Cholesterinspiegel und Blutdruck kontrollieren.

Zum anderen sind eine gesunde, ausgewogene und fettarme Ernährung sowie regelmäßige Bewegung wirksame Maßnahmen zur Vorbeugung einer Arteriosklerose. So sollten zum Beispiel gesunde Personen mindestens 150 Minuten wöchentlich moderat gehen.

Welche Fachärzte sind Arteriosklerose-Spezialisten?

Spezialisten für Arteriosklerose sind Internisten oder Herz- und Gefäßspezialisten (Kardiologen, Gefäßchirurgen oder Kardiochirurgen). Auch der Hausarzt kann bestimmte Untersuchungen vornehmen und dann überweisen. Er befragt den Patienten nach seinen Lebensgewohnheiten und nimmt eine Risikobewertung durch. Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über Blutzucker- und Cholesterinwerte. Abnormale Strömungsgeräusche des Blutes hört der Arzt mit dem Stethoskop.

Quellen

  • Ference BA et al. (2017) Low-density lipoproteins cause atherosclerotic cardiovascular disease. 1. Evidence from genetic, epidemiologic, and clinical studies. A consensus statement from the European Atherosclerosis Society Consensus Panel. European Heart Journal 0, 1–14. doi:10.1093/eurheartj/ehx144
  • Ludwig M (2019) Facharztwissen Angiologie: Diagnostik und Therapie arterieller, venöser und lymphatischer Erkrankungen. Springer, Heidelberg
  • Overbeck P (2017) Atherosklerose entsteht wohl anders als gedacht. Ärzte Zeitung vom 20.01.2017
  • Piepoli MF (2016) 2016 European Guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice. European Heart Journal, doi:10.1093/eurheartj/ehw106
  • Schünke M et al. (2018) Prometheus. Innere Organe: LernAtlas der Anatomie. Thieme, Stuttgart
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