Schulterentzündung - Informationen & Spezialisten für Schulterentzündungen

07.03.2022
Prof. Dr. med. Wolfgang Rüther
Medizinischer Fachautor
Priv.-Doz. Dr. med. Martin Fürst
Medizinischer Fachautor
Es gibt verschiedene entzündliche Krankheiten an der Schulter. Sie können in der Umgebung des Schultergelenkes an Nerven, Schleimbeuteln und Sehnen auftreten, aber auch das Schulterhauptgelenk betreffen. Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Schulterentzündungs-Spezialisten und Zentren.
ICD-Codes für diese Krankheit: M01.31, M13.91, M75.0

Empfohlene Spezialisten für Entzündungen an der Schulter

Kurzübersicht:

  • Was ist eine Schulterentzündung? Eine Entzündung im Bereich der Schulter, die Nerven, das Gelenk, Sehnen und die Schleimbeutel betreffen kann.
  • Formen: Unterschieden wird in Rheumatoide Arthritis, Bakterielle Omarthritis und Adhäsive Kapsulitis.
  • Rheumatoide Arthritis: Hier ist das Gelenk und die Rotatorenmanschette betroffen. Symptome sind u. a. schmerzliche Bewegungseinschränkungen. Behandelt wird medikamentös und ggf. operativ. Bei schweren Verläufen ist der Einsatz eines künstlichen Gelenks notwendig.
  • Bakterielle Omarthritis: Infektion der Schultergelenke. Ursachen sind häufig Punktionen oder Injektionen, über die Keime zum Gelenk gelangen. Schmerzen sind Hauptsymptom. Die chirurgische Behandlung steht im Vordergrund, durch die das Gelenk gesäubert wird. Zusätzlich werden Antibiotika verabreicht.
  • Adhäsive Kapsulitis: Auch Schultersteife genannt. Charakteristisch ist das phasenhafte “Einfrieren” und “Auftauen” der Schulter über Monate hinweg. Häufig heilt die Erkrankung innerhalb von 24 Monaten von allein. Die Therapie richtet sich daher auch nur gegen die Symptome und beinhaltet Medikamente und Krankengymnastik.

Artikelübersicht

Drei Krankheitsbilder der Schulterentzündung

Bei der Entzündung des Schulterhauptgelenks betrachtet man drei Krankheitsbilder:

Sie unterscheiden sich hinsichtlich der Ursache, der Symptome und in ihrer Behandlung.

Diese drei Krankheitsbilder betrachten wir nachfolgend.

Rheumatoide Arthritis der Schulter

50 bis 80 Prozent der Patienten, die an einer rheumatoiden Arthritis leiden, zeigen im Verlauf eine Beteiligung der Schultern. Betroffen sind

  • das Schulterhauptgelenk (Glenohumeralgelenk),
  • der Raum unterhalb des Schulterdachs (subakromialer Raum) und
  • das Schultereckgelenk.

Der Ablauf der rheumatoiden Arthritis unterscheidet sich an der Schulter nicht grundsätzlich von dem an anderen Gelenken. Die Schulter ist jedoch in besonderem Maß von der Unversehrtheit der umgebenen Weichteilstrukturen abhängig. Daher kommt der entzündlichen Veränderung der Rotatorenmanschette eine besondere Bedeutung zu.

Anatomie der Schulter
Muskeln und Weichteile rund um das Schultergelenk © bilderzwerg | AdobeStock

Symptome einer rheumatoiden Arthritis der Schulter

Die typischen klinischen Symptome der rheumatoiden Arthritis betreffen auch die Schulter. Dazu gehören etwa

  • Morgensteifigkeit,
  • schmerzhafte Bewegungseinschränkung und
  • nächtlicher Ruheschmerz.

Es kann zu erheblichen Schwellungen des Schultergelenks kommen.

Häufig bleibt die Omarthritis aber lange weitgehend beschwerdefrei, vor allem bei langjährigem Verlauf der Krankheit und wirksamer Basistherapie. Die Beschwerden stehen im Vergleich zu anderen Gelenken oft im Hintergrund.

Probleme können wegen zunehmender Funktionsdefizite der Rotatorenmanschette entstehen. Diese wird durch die Entzündung

  • der Gelenkschleimhaut (Synovialitis) und
  • der Schleimbeutelentzündung (Bursitis)

ausgedünnt und funktionsunfähig. Es bestehen dann alle Zeichen einer Rotatorenmanschettenruptur mit Kraftlosigkeit.

In anderen Fällen entwickelt sich die Symptomatik der Schultergelenksarthrose (Omarthrose) mit schmerzhafter Beweglichkeit. Der Befall des Schultereckgelenks führt zu einer eng umschriebenen Schwellung und Druckschmerzhaftigkeit.

Vergleich gesundes Schultergelenk mit Arthrose
Vergleich eines gesunden Schultergelenks mit einem von Arthrose betroffenen Gelenk © bilderzwerg | AdobeStock

Diagnose einer rheumatoiden Arthritis der Schulter

Meist ist die Diagnose der rheumatoiden Arthritis bereits bekannt, wenn Schulterbeschwerden auftreten. Die Sonographie (Ultraschall) eignet sich gut, die synovialitischen Veränderungen und den Zustand der Rotatorenmanschette zu beurteilen. Im Röntgenbild sind große Usuren an der Knorpel-Knochen-Grenze des Oberarmkopfes typisch.

Zu achten ist auf

  • Defekte in der Gelenkpfanne, die sehr ausgedehnt sein können, und
  • den Hochstand des Oberarmkopfes bei defekter Rotatorenmanschette.

Die Magnetresonanztomographie (MRT) liefert wichtige Informationen über den Zustand

  • der Rotatorenmanschette,
  • die Knochenstruktur sowie
  • des Knorpelbelags der Gelenke

Sie gibt außerdem Auskunft über die Ausdehnung der Synovialitis. Sie ist daher zur weiteren Diagnostik und Planung von operativen Schritten häufig unumgänglich.

Behandlung und Heilungsaussichten bei der rheumatoiden Arthritis der Schulter

Die systemische medikamentöse Therapie der Grunderkrankung steht an erster Stelle. Mittels Physiotherapie sollen die Muskeln gekräftigt und frühzeitig einer Bewegungseinschränkung vorgebeugt werden. Lokale Injektionen mit Kortison sind effektiv. Das Schulterhauptgelenk ist auch der Radiosynoviorthese zugänglich.

In den Frühstadien der Erkrankung kann eine operative

  • Gelenkschleimhautentfernung (Synovialektomie) und
  • Schleimbeutelentfernung

durchgeführt werden. Arthroskopische und offene Operationsverfahren kommen zur Anwendung.

Schwere Verläufe bedürfen eines endoprothetischen Gelenkersatzes. Die zur Verfügung stehenden Implantate unterscheiden sich nicht von denjenigen, die bei der Schulterarthrose verwendet werden.

Bakterielle Schulterentzündung (bakterielle Omarthritis)

Unter der bakteriellen Omarthritis fasst man die Infektionen des Schulterhauptgelenkes und der Schulternebengelenke zusammen.

Vorausgegangen sind meist Punktionen und Arzneimittelinjektionen. Neben dem Schulterhauptgelenk kommt daher vor allem der subakromiale Raum als Ursprung der Bakterienbesiedlung in Frage. Offene Verletzungen oder Operationen sind seltener Ursache der Infektion, ebenso wie eine Aussaat von Bakterien über den Blutweg.

Die bakterielle Schulterentzündung breitet sich über einen Spalt in der Muskelmanschette rasch vom subakromialen Raum in das Hauptgelenk aus und umgekehrt.

Die relativ schlecht durchblutete Rotatorenmanschette wird dann von Eiter umspült und ist stark gefährdet.

Unbehandelt kann der weitere Verlauf einer bakteriellen Schulterentzündung zur völligen Zerstörung des Gelenks führen.

Symptome der bakteriellen Omarthritis

Gewöhnlich berichten die Patienten über einen akuten Beginn und klagen über einen Ruhe-, aber auch einen Bewegungsschmerz. Das Schultergelenk kann

  • geschwollen,
  • überwärmt,
  • gerötet und
  • stark druckschmerzhaft

sein. Gerade am Schultergelenk kann das Fehlen typischer klinischer Infektionszeichen aber in die Irre führen! Abgegrenzt werden muss die Kalkschulter (Tendinosis calcarea), die vergleichbar schmerzhafte Zustände erzeugen kann.

Schulterschmerzen
Auch bei der bakteriellen Omarthritis treten Schmerzen in der Schulter auf © Bits and Splits | AdobeStock

Diagnose der bakteriellen Schulterentzündung

Die diagnostischen Maßnahmen entsprechen denjenigen, die bei Gelenkinfektionen an anderer Lokalisation notwendig sind:

  • Blutuntersuchung auf Entzündungszeichen,
  • Punktion des Gelenks mit Untersuchung der Gelenkflüssigkeit auf Entzündungszellen und Bakterien,
  • Röntgen,
  • Sonographie und
  • Kernspintomographie.

Behandlung und Heilungsaussichten bei der bakteriellen Schulterentzündung

Auch die therapeutischen Grundsätze entsprechen denjenigen der allgemeinen Gelenkinfektionsbehandlung.

Bei ungeklärtem klinischem Bild ist eine ungezielte antibiotische Therapie falsch. Im Vordergrund steht die chirurgische Behandlung der Schulterentzündung, die im Frühstadium arthroskopisch erfolgen kann. In weiter fortgeschrittenen Stadien ist eine offene operative Gelenkbehandlung erforderlich.

Ziel ist eine Säuberung des Gelenks und Entfernung von bereits abgestorbenem und stark entzündlichem Gewebe. Ggf. muss eine zweite und dritte chirurgische Behandlung erfolgen. Begleitend wird eine gezielte Antibiotikatherapie nach Keimspektrum eingeleitet.

Wird die Schulterentzündung in einem frühen Stadium erkannt und richtig behandelt, bestehen gute Aussichten auf Heilung. Die Infektion kann dann vollständig ausheilen und das Schultergelenk bleibt voll funktionsfähig.

Wird die Behandlung zu spät oder unzureichend durchgeführt, kann das Schultergelenk einen schweren, dauerhaften Schaden nehmen.

Entzündliche Schultersteife (adhäsive Kapsulitis)

Als adhäsive Kapsulitis wird das eigenständige Krankheitsbild einer Schultersteife bezeichnet. Dabei ist die glenohumeralen Beweglichkeit (Schulterhauptgelenk) eingeschränkt.

Andere Schulterteilsteifen entwickeln sich bei längerer Schonhaltung des Gelenks nach Trauma, Infektion oder Operation (sekundäre Schultersteife). Bei der adhäsiven Kapsulitis fehlen aber klinische, radiologische oder anamnestische Hinweise für die Krankheitsentstehung.

Die Ursache für diese Erkrankung ist unklar, diskutiert wird eine Störung der Bindegewebszellen. Die Einordnung der adhäsiven Kapsulitis in die Gruppe der entzündlichen Erkrankungen ist fraglich. Eine Entzündung der Gelenkkapsel ist nicht regelhaft, allenfalls in der Anfangsphase feingeweblich nachweisbar.

Später kennzeichnet die starke Vermehrung der Bindegewebszellen und die Strukturveränderung der Bindegewebsfasern das mikroskopische Bild. Es resultiert nicht nur in einer Verdickung der Gelenkkapsel, sondern auch in einer starken Verkleinerung des Gelenkraumes. Schließlich kommt es zu einer starken Bewegungseinschränkung.

Symptome der Schultersteife

Die adhäsive Kapsulitis trifft bevorzugt Frauen zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. In einem Drittel der Fälle sind beide Schultern betroffen.

Der Spontanverlauf der adhäsiven Kapsulitis lässt sich in drei Stadien einteilen:

  • In der initialen „freezing phase“ (Gelenk friert ein) kommt es zu einer raschen und schmerzhaften Einsteifung des Schultergelenks.
  • In der „frozen phase“ (Gelenk ist gefroren) gehen die Schmerzen langsam zurück und die Einsteifung erreicht ihren Höhepunkt.
  • In der anschließenden „melting phase“ (Gelenk taut auf) gehen die Schmerzen vollständig zurück. Das Ausmaß der Beweglichkeit normalisiert sich wieder.

Der Krankheitsprozess zieht sich über viele Monate hin, die Phasen sind etwa gleich lang. Die zwischenzeitlich eintretende Bewegungseinschränkung kann beträchtlich sein und den Gebrauch des Arms erheblich behindern.

Betroffen sind vor allem die Außendrehung und die Abspreizung des Schultergelenks.

Diagnose der Schultersteife

Labor und Röntgenaufnahmen zeigen bis auf eine geringe Abnahme der Knochendichte durch die Inaktivität gegen Ende der Erkrankung keine Auffälligkeiten.

Beweisend ist die Arthrographie mit

  • nur schmalem Kontrastmittelsaum um den Humeruskopf und
  • fehlender Aussackung der Gelenkkapsel vor allem nach unten.

Behandlung und Heilungsaussichten bei der entzündlichen Schultersteife

In der Regel kommt es innerhalb von 24 Monaten zur Ausheilung der Erkrankung. Das ist nahezu unabhängig von einer zwischenzeitlich durchgeführten Therapie. Vereinzelt kommen jedoch auch fortbestehende (Teil-)Steifen wie bei sekundären Schultersteifen vor.

Prinzipiell kann deshalb der Spontanverlauf abgewartet werden. Eine Behandlung richtet sich rein symptomatisch gegen den Schmerz. Mit Krankengymnastik lässt sich die aktuelle Beweglichkeit und Muskelkraft erhalten.

Im Stadium I steht die Medikation mit nichtsteroidalen Antiphlogistika im Vordergrund. Mit physiotherapeutischer Mobilisationsbehandlung sollt erst nach Abklingen der akuten Symptomatik begonnen werden.

Andere Therapieverfahren versuchen, den spontanen Verlauf abzukürzen. Lange Zeit war ein Brisement der Schulter (Mobilisation in kurzer Narkose) üblich. Heute gibt es weitere Methoden:

  • die Arthroskopie mit Dehnung der Gelenkkapsel oder gar operativer Lösung der Kapsel, und
  • die Arthrographie mit zusätzlicher Instillation von lokalem Betäubungsmittel und Kortison unter hohem Druck.

Es kann zu einer vorübergehenden Besserung kommen. In Einzelfällen hilft sie dem Patienten, den Krankheitsverlauf leichter zu überbrücken.

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