Gelenkerkrankungen - Medizinische Experten

15.04.2024
Dr. rer. nat. Marcus Mau
Autor des Fachartikels

Gelenkerkrankungen – insbesondere die degenerativen Gelenkkrankheiten (Verschleißerkrankungen) – sind die häufigsten Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates. Gelenkschmerzen betreffen fast jeden zweiten Menschen über 45 Jahre. In der Medizin heißen Gelenkerkrankungen auch Arthropathien.

Hier erhalten Sie einen Überblick über die unterschiedlichen Krankheitsbilder und Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: M24

Empfohlene Spezialisten

Artikelübersicht

Gelenkerkrankungen

Gelenkerkrankungen entstehen meist durch Gelenkverschleiß, der altersbedingt bei den meisten Menschen auftritt. Häufig führen Überbeanspruchung und/oder Fehlbelastungen im Leben zu einem verstärkten Gelenkverschleiß.

Solche krankhaften Veränderungen an Knie, Hüftgelenken, Schulter oder Ellenbogen bezeichnen Experten als Gelenkerkrankungen.

Welche Arten von Gelenkerkrankungen gibt es?

Gelenkerkrankungen fassen Mediziner unter dem Begriff Arthropathien zusammen.

Diese teilen sich in zwei Formen auf:

  • Die entzündlichen Gelenkerkrankungen (Arthritiden)
  • Die nicht entzündlichen Gelenkerkrankungen (Arthrosen)

Häufig sind Gelenkerkrankungen eine Folge von Stoffwechselstörungen oder Infektionen, die zu Entzündungen führen.

Die Ursachen von Gelenkerkrankungen

In der Regel haben Gelenkerkrankungen mehrere Ursachen und lassen sich daher nicht auf einen einzigen Auslöser zurückführen. Sie sind daher multifaktoriell. Dennoch gibt es Faktoren, die eine Erkrankung fördern, wie z. B.: Gelenkfehlstellungen.

Zu Gelenkfehlstellungen gehören beispielsweise:

Darüber hinaus kommt es häufig bei fortgeschrittenen Stoffwechselerkrankungen zu Gelenkerkrankungen.

Risikofaktoren sind beispielsweise:

Fehl- und Überbelastungen, wie sie beim Heben von Lasten auftreten, sind eine weitere Ursache für degenerative Gelenkerkrankungen.

Gelenkfehlstellung: O-BeineFehlstellungen im Knie können sich als X- oder O-Beine äußern @ Papcut design /AdobeStock

Die Entstehung von degenerativen Gelenkerkrankungen

Am besten untersucht ist die Entstehungsgeschichte von degenerativen Gelenkschäden. Fehlbelastungen über viele Jahre hinweg nutzen die knorpeligen Gelenkflächen immer weiter ab.

Das Problem dabei: Gelenkknorpel bilden sich nicht nach. Sie sind daher irreversibel verloren. Es entstehen durch den ungleichen Abrieb an den Gelenkflächen auch Unebenheiten. Es bilden sich kleine Grate heraus, die den Abrieb der Gelenkflächen weiter beschleunigen.

Am Ende ist die Gelenkknorpelschicht so dünn, dass die Gelenkflächen der Knochen aufeinander reiben. Das wiederum führt zu Schmerzen und fördert entzündliche Prozesse, die Knorpel und Gelenkflächen weiter schädigen können.

Welche Symptome verursachen Gelenkerkrankungen?

Ungeachtet von Ursache und Entstehungsgeschichte, gibt es Symptome, die bei allen Gelenkerkrankungen gleichermaßen häufig auftreten können.

Dazu gehören die Kardinalsymptome einer Entzündung:

  • Schmerz (Dolor)
  • Schwellung (Tumor)
  • Wärme (Calor)
  • Rötung (Rubor)

Je nach Grad der Gelenkschädigung kommt es im weiteren Verlauf zu:

  • Bewegungseinschränkungen
  • Muskelschmerzen sowie
  • Typisches schabendes oder knackendes Geräusch bei Beugung, z. B. des Kniegelenks.

In weiter fortgeschrittenen Stadien der Gelenkerkrankung kommt es zu:

kommen. Die Schmerzen sind in diesem Stadium bereits chronisch, sodass keine Bewegung mehr ohne Schmerzen ablaufen kann. Für die Lebensqualität und die Psyche der Betroffenen ist dieser Zustand eine extreme Belastung.

Die Diagnose von Gelenkerkrankung

Im frühen Stadium diagnostizieren Ärzte Gelenkerkrankungen in der Regel anhand des klinischen Bildes. Schmerzen, die dauerhaft oder nach einer gewissen Gehstrecke (Ermüdungsschmerz) bei Belastung auftreten, deuten auf eine mögliche Gelenkerkrankung hin.

Hinzukommen Gelenkergüsse, Bewegungseinschränkungen sowie Fehlstellungen im Gelenk.

In einem Röntgenbild lassen sich die Gelenkflächen sehr gut sichtbar machen. Dort fallen dann vor allem Unebenheiten, Sporne und Abriebpartikel im Gelenkspalt auf. Häufig ist der Gelenkspalt auch deutlich verkleinert.

Entzündliche Gelenkerkrankungen lassen sich durch Entzündungsparameter oder Rheumafaktoren im Blut nachweisen. Ein Beispiel ist die Polyarthritis, die zu den rheumatischen Krankheiten gehört.

Stärkere Arthrose am HüftgelenkStärkere Arthrose am Hüftgelenk @ crevis /AdobeStock

Die Behandlungsmöglichkeiten bei Gelenkerkrankungen

Da viele Gelenkerkrankungen vor allem Schmerzen verursachen, steht die Schmerztherapie insbesondere am Anfang der Krankheit an oberster Stelle. Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) sind hier die Mittel der Wahl. Dazu zählen z. B. Ibuprofen oder Diclofenac.

In einigen Fällen greifen Ärzte auf die Chondroprotektiva, knorpelschützende Substanzen, zurück. Die hierzu gehörenden Hyaluronsäuren, Grünlippmuschelextrakte und andere sollen in erster Linie die Enzyme hemmen, die den entzündlichen Knorpelabbau fördern

Dadurch verlangsamt sich der Krankheitsverlauf. Bei Gelenkergüssen und schweren Entzündungen spritzen Ärzte häufig Cortison direkt ins betroffene Gelenk, um die Entzündungsprozesse zu stoppen.

Rheumatische Gelenkerkrankungen behandeln Ärzte zuerst immuntherapeutisch, um die Funktion des Immunsystems zu unterdrücken. Dazu gibt es z. B. Methotrexat.

Häufig kommen auch physiotherapeutische oder krankengymnastische Übungen zum Einsatz, um Fehlbelastungen und Muskelabbau zu verhindern.

Am Ende stehen bei fortgeschrittener Gelenkerkrankung oder bei unerträglichem Schmerz mit Bewegungseinschränkungen invasive Behandlungsmethoden zur Verfügung. 

Dazu zählt die Arthroskopie, die Gelenkspiegelung. Dabei bringt der Arzt über einen Mikroschnitt eine Sonde z. B. ins Kniegelenk ein. So kann er den Gelenkspalt sichten, ausräumen und die Gelenkfläche glätten. Dadurch lässt sich eine Bewegungsverbesserung erreichen und der Gelenkverschleiß bremsen.

Das letzte Mittel der Wahl ist die Operation und der Einsatz eines künstlichen Gelenkes. Dies kommt jedoch lediglich bei Patienten mit weit fortgeschrittener Gelenkerkrankung infrage, die unter massiven Schmerzen und Bewegungseinschränkungen leiden.

Welche Prognose gibt es bei Gelenkerkrankungen?

Akute entzündliche Gelenkerkrankungen haben meist eine gute Prognose, da die Gefahr für die Gelenke nach der Therapie gebannt ist.

Anders sieht dies jedoch bei verschleißbedingten Gelenkerkrankungen aus. Diese sind irreversibel, sodass es hier besonders wichtig ist, möglichst frühzeitig zu therapieren

Das kann den Krankheitsverlauf verzögern. Physiotherapie, Osteopathie oder chiropraktische Behandlungen können dabei ebenfalls helfen.

Welche Ärzte behandeln Gelenkerkrankungen?

Gelenkerkrankungen behandeln verschiedene Fachärzte je nach Ursache. 

Dazu zählen Fachleute für:

Quellen

flexikon.doccheck.com/de/Arthropathie
medlexi.de/Gelenkerkrankungen
Michael JWP et al., Epidemiologie, Ätiologie, Diagnostik und Therapie der Gonarthrose. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(9): 152-62. doi:10.3238/arztebl.2010.0152
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