Speiseröhrenerkrankungen - Informationen & Spezialisten

04.11.2021
Leading Medicine Guide Redaktion
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Symptome wie Schluckstörungen oder Sodbrennen können auf eine Erkrankung der Speiseröhre hinweisen. Zu den möglichen Speiseröhrenerkrankungen, die derartige Beschwerden auslösen können, gehören unter anderem Funktionsstörungen, Entzündungen oder Tumore der Speiseröhre. Im Folgenden finden Sie weitere Informationen zu Symptomen, Diagnose und Therapiemöglichkeiten bei Speiseröhrenerkrankungen sowie Spezialisten für die Behandlung von Erkrankungen der Speiseröhre.

ICD-Codes für diese Krankheit: K23

Empfohlene Spezialisten für Speiseröhrenerkrankungen

Artikelübersicht

Hintergrundinformationen zu Speiseröhrenerkrankungen

Die Speiseröhre (Ösophagus) ist ein elastischer Muskelschlauch, der mit Plattenepithelzellen ausgekleidet und am oberen und unteren Ende jeweils durch einen Schließmuskel (Ösophagussphinkter) abgeschlossen ist. Der obere Sphinkter verhindert, dass beim Schlucken Atemluft eindringt, der untere schützt die Speiseröhre vor einem Rückfluss des Mageninhalts (Reflux). Die Speiseröhre dient dem Nahrungstransport vom Rachen zum Magen. Dieser erfolgt durch ein zeitgerechtes Öffnen der beiden Sphinktere sowie durch wellenförmig verlaufende An- und Entspannungsphasen der Längs- und Ringmuskulatur (Peristaltik) nach dem Schluckakt.

Sämtliche Abschnitte und Funktionseinheiten der Speiseröhre können beeinträchtigt sein und Beschwerden hervorrufen. Ärzte unterteilen Speiseröhrenerkrankungen in:

  • Funktionsstörungen der Speiseröhre (Achalasie, Ösophagusspasmus)
  • GERD = Gastro-Esophageal Reflux Disease (Refluxkrankheit)
  • Ösophagitis (Entzündung der Speiseröhre)
  • Ösophagusdivertikel (krankhafte Wandausbuchtung)
  • Tumore der Speiseröhre
  • Notfälle (Verätzungen durch Laugen oder Säuren)

Beschwerden sollten Sie zeitnah abklären lassen. Insbesondere Schluckbeschwerden beeinflussen langfristig Ihren Ernährungszustand und senken damit Ihre Lebensqualität. Zudem können anhaltende Schluckstörungen auf eine Krebserkrankung hinweisen, die Ihr Arzt möglichst zeitnah abklären sollte.

Typische Symptome bei Speiseröhrenerkrankungen

Schluckstörungen, Regurgitation (Rückfluss von Speisebrei) und Sodbrennen sind charakteristische Beschwerden bei Speiseröhrenerkrankungen. Aber auch Schmerzen hinter dem Brustbein (retrosternaler Schmerz) sind häufig ein Anzeichen für eine Erkrankung der Speiseröhre. Den Beschwerden liegt oftmals eine Entzündung zugrunde, die zumeist auf eine Refluxkrankheit, aber auch auf Krankheitserreger sowie physikalische oder chemische Reize zurückführbar ist.

Sind die Nervenzellen im unteren Speiseröhrenabschnitt geschädigt, kann sich der untere Sphinkter nicht mehr entspannen (Achalasie). Auch krampfartige Muskelkontraktionen im darüber liegenden Speiseröhrenabschnitt (Ösophagospasmus, Nussknacker-Ösophagus, Jackhammer-Ösophagus) sind möglich. In beiden Fällen bleibt das Essen sozusagen „im Halse stecken“. Es kommt zu heftigen Hustenattacken, Regurgitation und retrosternalen Schmerzen.

Ursachen & Risikofaktoren für Speiseröhrenerkrankungen

Eine Speisröhrenerkrankung kann verschiedene Ursachen haben. Häufig liegen der Erkrankung anatomische Veränderungen (u. a. Hiatushernie = abnorme Vorwölbung eines Magenteils durch das Zwerchfell), Tumorerkrankungen oder Entzündungen zugrunde. Ungünstige Lebens- und Ernährungsgewohnheiten (hoher Nikotin- und Alkoholkonsum, Schwerpunkt auf fettreiche, saure und süße Nahrung, Stress) sowie die Einnahme bestimmter Medikamente (u.a. Calciumkanalhemmer, Anticholinergika, Antihistaminika) begünstigen diese.

Aber auch Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder Parkinson, die sich negativ auf die Nervenfunktion auswirken, verursachen Beweglichkeitsstörungen (Motilitätsstörungen). Zudem kommt es manchmal im Rahmen allergischer Erkrankungen zu einer chronischen Speiseröhrenentzündung (eosinophile Ösophagitis).

Schließlich nehmen im Alter Schluckstörungen zu. Hier fördern häufig zusätzlich ausgeprägte Mundtrockenheit (Xerostomie), Austrocknung (Exsikkose) oder ein schlechter Zahnstatus eine Speiseröhrenerkrankung.

Untersuchung & Diagnose einer Speiseröhrenerkrankung

Eine Speiseröhrenerkrankung diagnostiziert Ihr Arzt je nach Anfangsverdacht anhand unterschiedlicher Untersuchungsmethoden:

Ösophagoskopie (Endoskopie)

Im Rahmen einer Ösophagoskopie betrachtet Ihr Arzt Ihre Speiseröhre über ein Glasfaserendoskop (dünner, flexibler Schlauch mit einer Lichtquelle und Kamera). Mithilfe einer Zytologiebürste kann Ihr Arzt zudem einen Abstrich vornehmen. Die Methode kommt insbesondere zur Feststellung von Veränderungen der Speisröhrenschleimhaut durch Sodbrennen, Speiseröhrentumoren, Schluckstörungen (Dysphagien) und Krampfadern (Ösophagusvarizen) zur Anwendung.

Röntgenuntersuchung

Eine Röntgenuntersuchung stellt die Standardmethode zur Diagnose von Speiseröhrenerkrankungen dar. Ihr Arzt durchleuchtet Ihre Speiseröhre, um die Peristaltik, Dehnbarkeit sowie Beschaffenheit von Wand und Schleimhaut zu beurteilen.

Oft führt Ihr Arzt die Untersuchung als Breischluckuntersuchung durch. Bei dieser trinken Sie schluckweise ein Kontrastmittel, während Ihr Arzt Röntgenbilder von Ihrer Speiseröhre anfertigt. Die Bilder liefern Informationen zu Verlauf und Form Ihrer Speiseröhre sowie des Übergangs zum Magen. So weist beispielsweise die untere Speiseröhre bei einer Achalasie eine Sektglas- oder S-Form (späteres Stadium) auf.

Endosonographie

Eine Ultraschallaufnahme der Speiseröhre liefert Querschnittsbilder, anhand derer Ihr Arzt oberflächliche und tiefere Läsionen in den Wandschichten erkennen kann. Zu diesen Läsionen gehört beispielsweise ein bösartiger Tumor (Karzinom).

Motilitätsuntersuchungen (Ösophagusmanometrie)

Bei der Ösophagusmanometrie führt Ihr Arzt einen dünnen, flexiblen Messkatheter durch Nase und Speiseröhre bis zum Magen ein, um während des langsamen Zurückziehens die Drucke in den verschiedenen Speisröhrenabschnitten zu messen. Anhand der aufgezeichneten Drucke überprüft Ihr Arzt die Funktion der Speiseröhre. So kann er beispielsweise kontrollieren, ob der untere Ösophagussphinkter einen erhöhten (bei Achalasie) oder erniedrigten Druck (bei Schließmuskelinsuffizienz) aufweist.

Intraösophageale pH-Metrie

Bei dieser Untersuchung misst Ihr Arzt den pH-Wert im Bereich des unteren Sphinkters über einen Zeitraum von 24 Stunden. Ein niedriger pH-Wert weist auf eine Refluxerkrankung hin, bei welcher saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt.

Behandlung von Speiseröhrenerkrankungen

Wenn möglich, behandelt Ihr Arzt eine Speiseröhrenerkrankung kausal, um den zugrundeliegenden Auslöser auszuschalten.

So können bei einer Achalasie Medikamente (Nifedipin, Isosorbiddinitrat) den Druck im unteren Speiseröhrenabschnitt im Anfangsstadium zwar senken, zeigen aber langfristig keine guten Resultate. Ihr Arzt behandelt die Erkrankung daher eher durch einen chirurgischen Eingriff (endoskopische Ballondilation, Heller-Myotomie, perorale endoskopische Myotomie), der bei der Mehrheit der Betroffenen erfolgreich ist. Bei nicht operablen Betroffenen kann der Arzt auch eine endoskopische Injektion von Botulinumtoxin empfehlen, da das Mittel den Sphinktertonus (Spannungszustand des Ringmuskels) senkt. Die Behandlung muss allerdings alle 6 bis 12 Monate wiederholt werden und verliert bei häufiger Anwendung an Effektivität.

Die bei einem Ösophagusspasmus anfallartig auftretenden Schmerzen können krampflösende Mittel wie Buscopan lindern. Vorbeugend kann Ihr Arzt Ihnen auch Medikamente (Nitropräparate, Kalziumantagonisten) verschreiben, die Sie vor dem Essen einnehmen.

Bei einer Refluxkrankheit versucht Ihr Arzt, den für die Speiseröhre aggressiven Reflux medikamentös mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) herabzusetzen. Magensäure neutralisierende Antazida lindern zusätzlich typische Begleitbeschwerden (Sodbrennen, Aufstoßen). Sprechen Sie nicht auf diese Therapie an oder zeigen Komplikationen, ist ein chirurgischer Eingriff (laparoskopische Fundoplikatio nach Nissen bzw. Toupet) angezeigt. Allgemein müssen Ärzte allerdings nur selten operativ intervenieren. Auch die Prognose der Refluxkrankheit ist günstig, auch wenn zumeist eine Langzeittherapie erforderlich ist.

Haben Krankheisterreger eine Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) verursacht, erhalten Sie Medikamente zur Ausschaltung der Keime. Eine eosinophile Ösophagitis behandelt Ihr Arzt symptomatisch mit PPI und Steroiden. Zudem müssen Sie Ihre Diät anpassen und auf Allergene verzichten. Verätzungen erfordern eine umgehende endoskopische Einschätzung sowie konservative Behandlung mit Antibiotika und einer Magensonde. Entstandene Speisröhreneinengungen (Strikturen) weitet Ihr Arzt später endoskopisch wieder auf.

Bei einer Krebserkrankung (Ösophaguskarzinom) hängt die Behandlung vom Typ und der Lokalisation des Tumors ab. Frühe und beschränkte Tumore können operativ entfernt werden (endoskopische Mukosaresektion, Submukosadissektion). Fortgeschrittene und nicht operable Tumoren behandelt Ihr Arzt mit einer Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie (Radiochemotherapie). Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt bei diesen Behandlungsmaßnahmen 10 bis 30 Prozent.

Die Behandlung von Speiseröhrenerkrankungen erfolgt durch:

Verlauf und Prognose

Verlauf und Prognose sind immer von der Spezifik der Speiseröhrenerkrankung abhängig. Wichtig ist, dass Sie Beschwerden frühzeitig von einem Arzt abklären lassen. Dies gilt insbesondere für Schluckstörungen und Entzündungen, da mit diesen das Risiko für eine Krebserkrankung erhöht ist.

Fazit

Speiseröhrenerkrankungen verursachen häufig ähnliche Beschwerden, können aber sehr unterschiedliche Ursachen haben. Die meisten Erkrankungen kann Ihr Arzt gut medikamentös oder chirurgisch behandeln, sodass diese Ihre Lebensqualität nicht einschränken müssen.

Quellen

Arastéh, K. et al. (2018): Duale Reihe: Innere Medizin. 4., überarbeitete Auflage, Stuttgart: Thieme.

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (2021): S1-Leitlinie: Ösophagoskopie. (URL: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/017-060l_S1_Oesophagoskopie_2021-07.pdf).

Frieling, T. (2015): Erkrankungen der Speiseröhre: Viele Ursachen, ähnliche Symptome. (URL: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-242015/viele-ursachen-aehnliche-symptome/).

Herold, G. (2020): Innere Medizin 2020. Berlin/Boston: De Gruyter.

Piper, W. (2013): Innere Medizin. 2., überarbeitete Auflage, Berlin/Heidelberg: Springer.

Stein, J./Wehrmann, T. (2006): Funktionsdiagnostik in der Gastroenterologie: Medizinische Standards. 2. Auflage, Berlin/Heidelberg: Springer.

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