Schulterendoprothetik | Spezialisten und Informationen

Unter Schulterendoprothetik versteht man den vollständigen oder teilweisen Ersatz des Schultergelenks durch künstliche Materialien. Wird das Gelenk vollständig ersetzt, das heißt Schulterblattgelenkpfanne und Oberarmknochenkopf, wird auch von einer Schulter-TEP (Schulter-Totalendoprothese) gesprochen, wird nur ein Gelenkpartner ersetzt, handelt es sich um eine Hemiprothese.

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Schulterendoprothetik - Weitere Informationen

Was ist Schulterendoprothetik?

Das Schultergelenk wird durch den Oberarmkopf und die Schulterblattgelenkpfanne gebildet. Es ist das beweglichste Gelenk im menschlichen Körper. Da der Knochen-Knochenkontakt gering ist, kommt den Bändern und vor allem Muskeln zur Stabilisierung des Gelenks eine bedeutende Rolle zu. Die Sehnen der stabilisierenden Muskeln sind manschettenartig um das Schultergelenk angeordnet und werden deshalb auch in ihrer Gesamtheit als Rotatorenmanschette bezeichnet.

Aufgrund der hohen Beweglichkeit des Gelenks und der v.a. nach vorn-unten geringeren Weichteilstabilisierung kann es vergleichsweise leicht zu Schulterluxationen (Verrenkungen) kommen. Auch können die knöchernen Anteile des Schultergelenks durch äußere Krafteinwirkung brechen und die Muskeln und Sehnen der Rotatorenmanschette reißen.

Ähnlich wie beim Hüft- und Kniegelenk kann es auch im Bereich des Schultergelenks zum Gelenkverschleiß (Omarthrose) kommen. In Abhängigkeit von der Schwere des Gelenksverschleißes kann ein vollständiger oder teilweiser Ersatz des Schultergelenks durch künstliche Materialien, eben eine Schulterprothese, erforderlich sein. Bei einem Gelenk-Ersatz sowohl der Schulterblattgelenkpfanne und des Oberarmkopfes wird von einer Schulter-TEP (Schulter-Totalendoprothese), bei einem Teilersatz des Oberarmkopfes von einer Schulter-Hemiprothese gesprochen.

Die sehr gut körperverträglichen Schulterendoprothesen bestehen meist aus einer Titan- oder Chrom-Chrom-Legierung und werden - je nach Zustand des Knochens und Alter des Patienten - mit oder ohne Knochenzement (ein spezieller Kunststoff) im Knochen verankert.

Welche Krankheiten behandeln Spezialisten für Schulterendoprothetik?

Schulterverletzungen meist in Verbindung mit Knochenbrüchen (Frakturen) in der Vergangenheit, rheumatischen Erkrankungen (rheumatoide Arthritis) oder sonstigen degenerativen (abnutzungsbedingten) Vorgängen können zu einer Arthrose, also Gelenkverschleiß im Schultergelenk führen, bei dem zunächst der Knorpel, und im fortgeschrittenen Stadium auch der Knochen selbst abgebaut wird. 

Weitere Krankheiten, die von Experten für Schulterendoprothetik behandelt werden, sind zum Beispiel:

  • Ausgedehnte Defekte der Rotatorenmanschette (Defekt-Arthropathie)
  • Oberarmkopfnekrosen (Humeruskopfnekrosen), das heißt, das Knochengewebe stirbt als Folge eines Unfalls oder einer Erkrankung ab
  • Tumoren des oberen Abschnitts des Oberarmknochens (Humerustumoren)
  • Pseudarthrose (Falsch-, Schein- oder Pseudogelenk) im Übergang Oberarmkopf und Oberarmschaft (nicht ausheilender Knochenbruch)
  • Erneuter Bruch einer bereits verheilten Fraktur 
  • Verhakte Schultergelenkluxation (ausgekugeltes Schultergelenk)
  • Omarthrose als Folge einer Infektion 

Welche Diagnoseverfahren setzen Spezialisten für Schulterendoprothetik ein?

Die Patientenbefragung (Anamnese) beispielsweise nach Art und Dauer der Beschwerden sowie eine körperliche und klinische Untersuchung stellen die Grundlage der Diagnostik dar. In vielen Fällen lassen sich damit schon mögliche Ursachen für die Beschwerden des Patienten eingrenzen. 

Unabdingbar sind allerdings bildgebende Untersuchungen. Dabei nimmt die Röntgenuntersuchung (Röntgendiagnostik) eine wichtige Stellung ein. Mit ihr können Frakturen und knöcherne Veränderungen erkannt werden. Mit der Computertomographie (CT) können Spezialisten unter anderem die Knochenstruktur beurteilen.

Weichteile, wie die Rotatorenmanschette, Schleimbeutel und sonstige Muskeln, lassen sich mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) abbilden. Zur besseren Darstellung des Gelenkraums wird gelegentlich ein Kontrastmittel direkt in das Schultergelenk gespritzt und anschließend ein MRT durchgeführt (so genannte MR-Arthrographie).

Die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) stellt eine weitverbreitete Untersuchungsmethode zur Beurteilung der Weichteilstrukturen dar.

Welche Behandlungsmethoden gehören zum Leistungsspektrum eines Spezialisten für Schulterendoprothetik?

Zum Leistungsspektrum eines Spezialisten für Schulterendoprothetik gehören unter anderem folgende Methoden:

  • Implantation von anatomischen Schulterprothesen - das heißt, Ersatz des Oberarmkopfes und der Schulterpfanne durch anatomische Prothesenteile
  • Implantation von inversen Schulterprothesen - das heißt, die Gelenkpartner werden getauscht, sodass die sphärische Komponente auf der Schulterpfannenseite und die konkave Komponente auf Seite des Oberarmkopfes implantiert wird. Ziel ist es, den Drehpunkt des Gelenks so zu verändern, dass der M. deltoideus vorgespannt wird
  • Inverse Schulterprothesen kommen bei Schädigung der Rotatorenmanschette, posttraumatisch oder bei gelockerter anatomischer Schulterprothese zum Einsatz
  • Vermehrt werden schaftfreie Schulterprothesen auf der Oberarmseite implantiert
  • Revision (Korrektur) und Wechsel von Schulterprothesen
  • Behandlung von komplexen Frakturen des Oberarmknochenkopfes
  • Behandlung von Spätfolgen von Oberarmkopffrakturen

Was zeichnet die Spezialisten für Schulterendoprothetik aus?

Experten für Schulterendoprothetik sind in der Regel Fachärzte für Orthopädie, Unfallchirurgie, Sportmedizin oder Orthopädische Chirurgie, die besondere Erfahrung im Bereich der Implantation von Schulterendoprothesen aufweisen können.

Bei ihrer Entscheidung für oder gegen eine Operation wägen sie Chancen und Risiken gegeneinander ab und ziehen mögliche Alternativen für eine Endoprothese in Betracht. Durch Zertifizierungen gewährleisten sie eine hohe Qualität in der operativen Versorgung.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie(DGOOC) (2017) S2e-Leitlinie „Rotatorenmanschette“. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 033/041
  • Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU) et al. (2017) Oberarmkopffraktur. Leitlinien Unfallchirurgie. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 012/023
  • Garving C, Jakob S, Bauer I et al. (2017) Impingementsyndrom der Schulter. Dtsch Arztebl Int 114(45): 765-76. doi: 10.3238/arztebl.2017.0765
  • Jerosch J, Heisel J (2003) Schulterendoprothetik: eine Standortbestimmung – Implantation bei Omarthrosen und Frakturen des proximalen Humerus. Dtsch Arztebl 100(37): A-2366 / B-1978 / C-1865
  • Schünke M et al. (2018) Prometheus. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem: LernAtlas der Anatomie. Thieme, Stuttgart
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