Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP | Spezialisten und Informationen

Das Ausmaß einer Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP richtet sich danach, wo der Tumor sitzt. So wird bei einem Pankreaskopfkarzinom beispielsweise der Pankreaskopf mitsamt der Gallenblase und dem abführenden Hauptgallengang, dem Zwölffingerdarm und den umgebenden Lymphknoten entfernt.

Eine Heilung wird durch eine Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP nur erreicht, wenn das gesamte Tumorgewebe entfernt werden kann.

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Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP - Weitere Informationen

Die Bauchspeicheldrüse - Anatomie und Funktion

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) liegt im Oberbauch hinter dem Magen und wird anatomisch von rechts nach links in

  • Kopf,
  • Körper und
  • Schwanz

unterteilt.

Der Pankreaskopf liegt im Bogen des Zwölffingerdarms, in den der Gallengang und der Gang der Bauchspeicheldrüse hinführen. Beide Gänge durchlaufen den Kopf der Drüse, wo sie sich vereinen und über die Papille in den Zwölffingerdarm münden.

Der Körper der Drüse liegt vor der großen Bauchschlagader (Aorta) in unmittelbarer Nachbarschaft der versorgenden Gefäße für die Oberbauchorgane und den Darm.

Der Drüsenschwanz zieht zur Milz und teilt sich mit dieser die Gefäße.

Ein dichtes Netz an Lymphbahnen durchzieht den hinteren Bauchraum, in dem sich Tumorzellen weit verteilen können. Die Drüse ist aus mehreren Richtungen sehr gut durchblutet. Die Insulin-produzierenden Zellen sind besonders dicht im Schwanz gelegen.

Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP1

Abb.1: Schematische Anatomie der Bauchspeicheldrüse. Der vor der Drüse liegende Magen ist silhouettenhaft angedeutet. L=Leber, G=Gallenblase und -wege, M=Magen, B=Bauchspeicheldrüse, Mi=Milz, Z=Zwölffingerdarm, Ba=Bauchschlagader, P=Pfortader.

Da die Natur bei der Entwicklung der Organe aber großzügig plant und ausreichende Reserven anlegt, kann ein durch Krankheit oder Operation bedingter, mehr als 50%iger Drüsenverlust ohne negative Auswirkung für den Patienten sein. Dies gilt nicht für Diabetiker, deren Insulinproduktion schon vorher unzureichend ist. Der Mangel an Bauchspeicheldrüse kann vom Hausarzt relativ einfach durch Einnahme entsprechender Verdauungsfermente und durch Insulin-Gabe ausgeglichen werden.

Die Bauchspeicheldrüse hat eine Doppelfunktion:

  • Sie ist der wichtigste Produzent von Verdauungsenzymen und fördert die Aufnahme von Fetten aus der Nahrung. Ein Mangel an diesen Fermenten verursacht fettige, übel riechende Stühle und einen schleichenden Gewichtsverlust.
  • Sie produziert Insulin und ist damit Schlüsselorgan für die Regulierung des Blutzuckers. Ein Insulin-Mangel führt zum Insulin-pflichtigen Diabetes mellitus.

Definition und Tumorbiologie: Bauchspeicheldrüsenkrebs

Der Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine bösartige Wucherung, die von allen Zellpopulationen in der Drüse ausgehen kann, von den eigentlichen Drüsenzellen, von den Insulin-produzierenden Zellen, den Bindegewebszellen etc. Die häufigste Variante entsteht aber aus dem Gangsystem (ductales Carcinom, zu 95 %), weswegen diese in diesem Artikel stellvertretend besprochen wird.

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist aggressiv und zeichnet sich durch unkontrolliertes Wachstum und frühe Metastasierung (Streuung) aus. Er erreicht schon mit wenigen Zentimetern Größe die Organkapsel, die als zartes Häutchen keine wirklich Barriere darstellt. Dahinter liegen lebenswichtige Strukturen, die nach dem Durchbruch des Krebsknotens infiltriert werden.

Frühzeitig schwemmen Tumorzellen mit der Lymphbahn in das engmaschige Lymphknotennetz ein. Eine mehrstufige Filterstation, wie wir sie vom Darmkrebs her kennen, ist es aber nicht, so dass der Lymphknotenbefall meist ein Indikator für eine generalisierte Krebsstreuung ist.

Diese Metastasierung erfolgt vor allem über das dichte Blutbahnsystem in ferne Organe, an erster Stelle in die Leber, wo dann entsprechend Lebermetastasen entstehen.

Schließlich kann der Krebs auch durch Abschilferung oberflächlicher Tumorzellen auf direktem Wege in der Bauchhöhle verteilt werden, wo die Metastasen zum Darmverschluss führen können.

Diagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs

Der Bauchspeicheldrüsenkrebs ist mit 15000 Neuerkrankungen der achthäufigste Krebs in Deutschland.

Über seine Ursachen ist wenig bekannt. Nikotin, Alkohol und Diabetes mellitus sind schwache Risikofaktoren. Bei wenigen Patienten liegt eine familiäre Häufung vor. Eine klar definierbare Risikogruppe, bei der ein Screening durchgeführt werden könnte, kann aber bisher nicht definiert werden.

Wahrscheinlich entwickeln sich manche Karzinome - analog dem Darmkrebs - aus polypenartigen Vorstufen des Ganges (z.B. intraductale papilläre muzinöse Neoplasie (IPMNs), pankreatische intraepitheliale Neoplasia (PanIN)), aber eine Endoskopie des Gangsystems als Vorsorgeuntersuchung gibt es nicht.

Auch ist eine frühzeitige Entdeckung mittels Ultraschall des weit im hinteren Bauchraum liegenden Organs unmöglich. Deshalb werden die meisten Pankreastumore erst radiologisch im Computertomogramm (CT) oder im Kernspin (MRT) entdeckt. Das neue PET-CT spielt in der klinischen Routine heute noch keine Rolle.

Deshalb wird die Krebsdiagnose meist erst nach Auftreten von Symptomen gestellt.

Symptome von Bauchspeicheldrüsenkrebs

Die Tumorsymptome sind indes unspezifisch und regelhaft Anzeichen des fortgeschrittenen Wachstums:

  • Druck im Oberbauch,
  • in den Rücken ausstrahlende Schmerzen,
  • neu aufgetretener Diabetes mellitus,
  • fettige riechende weiche Stühle.

Es überrascht nicht, dass zwischen Erstsymptomen und Diagnosestellung wertvolle Monate verstreichen können. Wenn die Tumore zur Papille (Ausgang von Galle- und Pankreasgang) rücken, behindern sie den Galleabfluss in den Darm und verursachen eine zunehmende Gelbsucht. Diese schmerzlose Gelbsucht gilt als Leitsymptom für Pankreaskopftumore.

Es gilt die Faustregel: je näher an der Papille, desto frühzeitiger die typische Gelbsucht und Tumor-Diagnose; je weiter weg der Krebs von der Papille liegt, desto später die Symptome und Entdeckung.

Vorgehen bei einer Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP

Sind Tumore auf die Bauchspeicheldrüse beschränkt, können sie durch eine radikale Operation entfernt werden. Eine onkologische Vorbehandlung mittels Chemotherapie oder Strahlenbehandlung ist beim Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht etabliert.

Die Klärung der Operabilität beinhaltet die radiologische Ausbreitungsdiagnostik (insb. CT), mit der der Tumor exakt lokalisiert und dessen Infiltration von Nachbarstrukturen und Absiedlung in Lymphknoten und andere Organe wie die Leber nachgewiesen werden kann.

Operiert wird im Allgemeinen nur der lokal begrenzte Krebs. Für das fortgeschrittene Karzinom gibt es bis heute keine effektive onkologische Therapie, sondern nur eine Symptom-orientierte chemotherapeutische Behandlung.

Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP beim Pankreaskopfkarzinom

Das Ausmaß der Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP richtet sich nach dem Tumorsitz. Das Pankreaskopfkarzinom erfordert die Entfernung von Pankreaskopf mitsamt der Gallenblase und dem abführenden Hauptgallengang, von Zwölffingerdarm und den umgebenden Lymphknoten.

Diese Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP heißt pyloruserhaltende Duodenopankreatektomie nach Traverso-Longmire (Abb.2) und hat in den letzten zwanzig Jahren die klassische Resektion mit Magenteilentfernung nach Kausch-Whipple als Goldstandard abgelöst.

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Abb.2: Ausmaß der Resektion beim Pankreaskopfkarzinom

Im zweiten Teil dieser aufwändigen mehrstündigen Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP muss die Kontinuität rekonstruiert werden: Die Bauchspeicheldrüse muss ebenso wie der Gallengang und der Magen an den Dünndarm mittels Nähten angeschlossen werden (Abb.3). Gelegentlich wird der Drüsenrest auch in den Magen abgeleitet.

Diese komplexe Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP ist wenigen Spezialisten vorbehalten und wird weltweilt fast ausschließlich in der traditionellen offenen Technik ausgeführt.

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Abb.3: Rekonstruktion mit dem hochgezogenen Dünndarm, an den der Rest der Bauchspeicheldrüse, die Gallenwege und der Magen angeschlossen wird.

Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP bei Tumoren im Drüsenkörper

Tumoren im Drüsenkörper kommen nur selten zur Operation, da sie frühzeitig in die Nachbargefäße ausbrechen und damit nicht mehr operabel sind.

In den seltenen Fällen eines operablen Corpus-Karzinoms wird der Corpus zusammen mit den umgebenden Lymphbahnen in offener Operationsweise entfernt. Zum Kopf hin kann die Drüse zugenäht werden, aber der Pankreasschwanz muss, wenn er nicht geopfert wird, an eine ausgeschaltete Darmschlinge angeschlossen werden.

Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP bei Krebs im Pankreasschwanz

Der Krebs im Pankreasschwanz wird nur ausnahmsweise rechtzeitig entdeckt und ist damit selten operabel.

Dabei ist die radikale Pankreasschwanzresektion vergleichsweise einfach (Abb.4). Der Schwanz wird vom Drüsenkörper abgetrennt und wegen der gemeinsamen Gefäßversorgung zusammen mit der Milz entfernt. Eine komplexe Rekonstruktion ist nicht notwendig.

Häufig werden diese auch als Linksresektion bezeichneten Pankreasresektionen minimal-invasiv (Schlüssellochtechnik oder laparoskopisch) durchgeführt.

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Abb.4: Ausmaß der Pankreasschwanzresektion. Das Ende des Drüsenrestes wird verschlossen.

Weitere Bauchspeicheldrüsenkrebs-OPs

Nur sehr selten werden ausgedehntere Bauchspeicheldrüsenkrebs-OPs durchgeführt, wie z.B. die Teilentfernung von befallenen Nachbarorganen wie Dickdarm, Magen oder Leber.

Auch die totale Pankreasentfernung (Pankreatektomie) ist keine onkologische Standardtherapie, sondern eher Teil eines Komplikationsmanagements bei schwerer Entzündung. Anders hingegen ist die Mitnahme der Pfortader, wenn der Krebs im Kopfbereich dieses für die Leberdurchblutung essentielle Gefäß infiltriert. Der erfahrene Pankreaschirurg kann in dieser besonderen Herausforderung das Gefäß rekonstruieren.

Heilungsaussichten und Nachbehandlung nach einer Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP

Eine Heilung ist nur erreicht, wenn die Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP alles Tumorgewebe entfernen kann. Dann ist nach der Erholung und Anpassung des Organismus an die neukonstruierte Oberbachanatomie, die sich über mehrere Monate hinziehen kann, ein ganz normales Leben ohne Einschränkungen möglich.

Wenn der Tumor gestreut hat (Metastasen), gibt es keine Heilung. Das lässt sich aber oft erst nach der Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP erkennen, wenn der Pathologe die Lymphknoten im Mikroskop mit Spezialfärbungen detailliert untersucht.

Findet er hier mikroskopische kleine Tumorzellnester, ist die Prognose schlecht, denn meist kehrt die Krebserkrankung innerhalb von zwei Jahren zurück, entweder als Lokalrezidiv an gleicher Stelle im hinteren Bauchraum oder als Fernmetastasen in Leber, Lunge oder Knochen.

In dieser Situation gibt es keine spezifische Behandlung, vielmehr orientiert sie sich an den individuellen Beschwerden wie Schmerzen, Nahrungsaufnahme und Gelbsucht. Deshalb gibt es auch keine sinnvolle standardisierte onkologische Nachsorge nach einer Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP; die ärztliche und pflegerische Betreuung ist vielmehr palliativ ausgerichtet.

Ergebnisse der Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP

Bauchspeicheldrüsenkrebs-OPs sind anspruchsvolle, herausfordernde Spezialeingriffe. Die Ergebnisse der Chirurgie sind in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich besser geworden, trotzdem bleiben Bauchspeicheldrüsenkrebs-OPs für Patienten belastend.

Nach ausgedehnten Pankreasresektionen sollte die Funktion der Restdrüse überprüft werden. Bei Bedarf werden Pankreasfermente zur Nahrung ergänzt und Insulin nach Schema verabreicht.

Medikamente als Alternative zur Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP

Es gibt bis heute keine effektive nicht-chirurgische Therapie. Chemotherapie und Strahlentherapie können keine Heilung herbeiführen, ja nicht einmal eine relevante Lebensverlängerung.

Die Tumortherapie richtet sich deshalb auf die Symptome und begleitet den Patienten in den wenigen verbliebenen Lebensmonaten.

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