Patellaluxation: Informationen & Patellaluxation-Spezialisten

15.01.2024
PD Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Ein falscher Schritt, eine Drehung oder ein unglücklicher Zusammenprall - schon ist es passiert. Die Kniescheibe ist rausgesprungen. Medizinisch spricht man von einer Patellaluxation. Die Schmerzen sind sehr stark. Doch wie entsteht eine Patellaluxation, das Herausspringen der Kniescheibe? Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Patellaluxation-Spezialisten und Zentren.

ICD-Codes für diese Krankheit: M22

Empfohlene Spezialisten für eine Patellaluxation

Kurzübersicht:

  • Was ist eine Patellaluxation? Eine der häufigsten Kniegelenksverletzungen, bei der die Kniescheibe (Patella) aus dem Halteapperat des Knies herausrutscht.
  • Risikofaktoren: Häufig führt eine Gewalteinwirkung von außen (Unfall, heftiger Zusammenprall) zu einer Patellaluxation. Liegen bereits anatomische Besonderheiten bzw. Erkrankungen wie eine Fehlstellung der Beinachsen oder eine Patella-Dysplasie vor, ist weniger Gewalteinwirkung notwendig.
  • Symptome: Sehr starke Schmerzen im Knie. Je mehr Strukturen des Kniegelenks durch das Herausrutschen der Patella geschädigt sind, desto größer die Schmerzen. Betroffene können ihr Bein auch nicht mehr vollständig ausstrecken.
  • Behandlung: Ein Facharzt bringt die Patella wieder an ihre Position. Je nach verletzten Strukturen ist danach eine konservative oder eine operative Behandlung angezeigt. Die Entscheidung wird individuell gefällt. Eine Physiotherapie gehört auf jeden Fall zum Heilungsprozess dazu.

Artikelübersicht

Was ist die Patella? 

Die Kniescheibe (Patella) ist ein scheiben- bzw. schalenförmiger Knochen und befindet sich vor dem Kniegelenk. Sie ist in die Sehne des kräftigen Muskels der Oberschenkel-Vorderseite (M. quadriceps femoris) eingebettet. Beim M. quadriceps femoris handelt es sich um einen der kräftigsten Muskeln des menschlichen Körpers, der zu einer Streckung des Kniegelenks führt. Bei jeder Streckbewegung gleitet die Patella über das Kniegelenk und hat hierfür spezielle Gelenkflächen. Diese bilden ein sogenanntes Gleitlager für die Kniescheibe.

Das Kniegelenk und seine Strukturen
Die Kniescheibe in einem gesunden Knie © Axel Kock | AdobeStock

Was passiert bei der Patellaluxation?

Die Patellaluxation ist eine der häufigsten Verletzungen des Kniegelenks überhaupt. Die Kniescheibe (Patella) sitzt, wie oben bereits erwähnt, normalerweise zentral vor dem Kniegelenk in ihrem Gleitlager. Kommt es zu einer unglücklichen Verdrehung des Kniegelenks oder einem Zusammenprall, kann die Kniescheibe aus ihrem Gleitlager herausrutschen.

Springt die Kniescheibe hierbei vollständig heraus, spricht man von einer Patellaluxation. Der Patient ist in diesem Fall nicht mehr gehfähig und hat sehr starke Schmerzen. Da für eine Patellaluxation in aller Regel ein starkes Trauma notwendig ist, kommt es zusätzlich neben der Luxation oft auch zu einem Knochenbruch (medizinisch Patellafraktur). Außerdem entsteht hierbei sehr häufig ein blutiger Gelenkerguss, der zu einer ausgeprägten Schwellung des gesamten Kniegelenks führen kann.

Was ist eine Patellasubluxation?

Wenn es sich um einen harmlosen Unfall mit nur geringgradiger Krafteinwirkung handelt, beobachtet man teilweise eine Patellasubluxation. Hierbei springt die Patella aus ihrem Gleitlager heraus, anschließend aber von selbst und allein durch die Bewegung der Muskulatur sowie den Sehnenzug zurück in ihre Ursprungsposition. Voraussetzung hierfür ist aber, dass die Einbettung der Patella in die Muskulatur stabil und kaum geschädigt ist.

Was sind typische Begleitverletzungen bei der Patellaluxation?

Bei der Patellasubluxation entstehen nur selten zusätzliche Verletzungen von Kapsel- und Bandapparat, da der Unfallmechanismus weniger dramatisch ist. Bei der Patellaluxation beobachtet man allerdings aufgrund der starken Krafteinwirkung oft begleitende Verletzungen. So können im schlimmsten Fall starke Knorpelschäden entstehen, vor allem hinter der Kniescheibe. Dies ist etwa der Fall, wenn die Kniescheibe unsachgemäß wieder eingerenkt wird oder wenn sie mit viel Wucht aus ihrem Gleitlager herausspringt. 

Gleich nach der Verletzung kommt es zu einem starken Bluterguss im Kniegelenk, der durch die Schäden an

hervorgerufen wird.

Damit einher gehen starke Schmerzen, die das Beugen des Beins oder gar das Laufen nahezu unmöglich machen können.

Daher ist es bei einer Patellaluxation unumgänglich, so schnell wie möglich eine fachmännische Behandlung und Physiotherapie in Anspruch zu nehmen.

Welche Risikofaktoren begünstigen eine Patellaluxation?

Es gibt einige Faktoren, die eine Patellaluxation begünstigen können. Gewalteinwirkung von außen, wie ein Zusammenprall, ist die häufigste Ursache für die Verletzung.

Allerdings können auch anatomische Merkmale die Gefahr erhöhen. Bei einer Fehlstellung der Beinachsen, den sogenannten X-Beinen, wird die Kniescheibe sehr weit an den äußeren Rand des Gleitlagers gedrückt. So ist unter Umständen weniger Gewalteinwirkung oder eine geringere Verdrehung von Nöten, um diese Verletzung herbeizuführen.

Auch abgeflachte Gleitlager bergen ein Risiko. Patienten, die an einer Patella-Dysplasie leiden, sind ebenfalls gefährdet. Dies ist eine angeborene Fehlbildung der Kniescheibe. 

Auch die Muskulatur spielt eine Rolle. Wenn bestimmte Muskeln nicht stark genug sind, kann die Kniescheibe nach außen gezogen und dadurch verschoben werden.

Was sind sogenannte rezidivierende Patellaluxationen?

Der Kapsel-Bandapparat des Kniegelenks kann, wie bereits ausführlich dargestellt, bei Patellaluxationen erheblich geschädigt werden. Hierdurch wird das Risiko erhöht, erneut eine Patellaluxation zu erleiden. Aber und insbesondere bei rezidivierenden Luxationen der Kniescheibe, das bedeutet, dass sie immer wieder herausspringt, können Knorpel- und Bandverletzungen entstehen.

Derartige rezidivierende Patellaluxation können schließlich, aufgrund der vorgeschädigten Band- und Kapselstrukturen des Gelenks, nach einwirken von nur noch geringgradiger Gewalteinwirkung entstehen. Teilweise treten sie sogar spontan, beim Laufen oder einfachen Beugung des Kniegelenks auf.

Welche Beschwerden entstehen bei einer Patellaluxation?

Bei einer Patellaluxation treten sehr starke Schmerzen auf. Die Schmerzen sind auch abhängig davon, wie viele Strukturen bei dieser Verletzung noch in Mitleidenschaft gezogen werden. Werden

  • Knorpel
  • Sehnen
  • Bänder oder
  • die Gelenkkapsel

geschädigt, sind die Schmerzen ungleich höher, als wenn alle Strukturen intakt bleiben. Doch auch ohne diese "Kollateralschäden" (hierunter versteht man in der Medizin die Verletzung von Begleitstrukturen) handelt es sich um eine sehr schmerzhafte Angelegenheit.

Schmerzen im Knie
Eine Patellaluxation wird von heftigen Schmerzen im Knie begleitet © Aleksej | AdobeStock

Kommt es zu einer Kniescheibenluxation, kann der Betroffene das Bein oft nicht mehr durchstrecken. Das Bein ist durch die verschobene Kniescheibe "blockiert".

Leider - vor allem für empfindliche Patienten - kann man die Patellaluxation auch sehen. Die Kniescheibe springt nach außen heraus, so dass das Knie einfach nicht mehr so aussieht, wie es aussehen sollte. Kein schöner Anblick, jedoch ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Patella aus dem Gleitlager gerutscht ist.

Je nachdem, welche Strukturen zusätzlich noch geschädigt werden, kann es auch zu einem Instabilitätsgefühl im Kniegelenk kommen.

Wie wird eine Patellaluxation behandelt?

Zunächst einmal muss die Kniescheibe fachmännisch von einem Orthopäden wieder in die richtige Position gebracht werden. Dieser Vorgang ist sehr schmerzhaft. Einige Patienten benötigen dabei eine Narkose oder starke Schmerzmittel. Anschließend ist das Bein mit einer so genannten Mecron-Schiene ruhigzustellen. Diese hält das Bein gerade und sorgt für Entlastung.

Nun folgt die entscheidende Frage: Folgt nach der Patellaluxation eine OP oder konservative Behandlung?

Sollte es "nur" zu einer Kniescheibenluxation gekommen sein, bei der keine anderen Strukturen geschädigt wurden, kann man eine konservative Therapie in Angriff nehmen. Hierbei geht es zunächst darum, die Schwellung aus dem Knie zu bekommen. Anschließend folgen Mobilisation und mithilfe einer gezielten physiotherapeutischen Behandlung der Aufbau der Muskulatur. Wichtig ist hierbei die Muskulatur an der Oberschenkelvorderseite, welche die Kniescheibe in ihrer Lage fixiert und hilft, sie zu zentrieren.

Kommt es zu immer wiederkehrenden Luxationen oder sind weitere Strutkuren geschädigt, folgt meist eine Operation im Rahmen der Kniechirurgie. Hierbei werden zunächst die geschädigten Strukturen repariert, ehe unter anderem das so genannte "Lateral Release" durchgeführt werden kann. Dadurch verlagert sich die Kniescheibe wieder an die Innenseite.

Wie sieht die Nachbehandlung der Patellaluxation aus?

Sowohl bei der konservativen Behandlung mittels Reposition und vorübergehender Ruhigstellung, aber auch nach einer Operation ist die Krankengymnastik (Physiotherapie) essentiell. Sie hat Einfluss darauf, wann etwa Athleten wieder ihren Sport aufnehmen können. Insbesondere bei anatomischen Voraussetzungen wie X-Beinen, die eine Patellaluxation begünstigen können, ist dies sehr wichtig. Zwar gibt es nie eine hundertprozentige Sicherheit, jedoch kann die Gefahr einer erneuten Luxation durch gezieltes Bewegungs- und Muskeltraining minimiert werden.

Knie-Physiotherapie
Nach einer Patellaluxation ist eine Physiotherapie notwendig © contrastwerkstatt | AdobeStock

Ist die Kniescheibe dann aber doch einmal verschoben, ist der Gang zu einem Spezialisten unumgänglich. Er wird die weiteren Schritte einleiten und auch mit dem Patienten die Frage erörtern, ob eine Operation nötig ist oder nicht. Einer Patellaluxation muss immer eine umfassende Therapie folgen, da die Nachbehandlung ein wichtiger Schritt zur vollständigen Heilung ist.

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