Der Vorhofseptumdefekt gehört zur Gruppe der Shunts. Dabei handelt es sich um „Kurzschlüsse“ zwischen dem arteriellen und dem venösen Kreislaufsystem. Der Vorhofseptumdefekt macht dabei circa 10 Prozent der angeborenen Herzfehler aus.
Ganz allgemein hängt die Schwere der Symptome bei einem Vorhofseptumdefekt von der Größe des „Loches“ ab. Kleinere Shunts können ein Leben lang ohne Beschwerden bleiben. Die meisten der größeren Defekte werden jedoch zwischen dem zweiten und dem 20. Lebensjahr symptomatisch.
Bei der Hälfte der Patienten fallen Herzrhythmusstörungen auf, später können Anzeichen einer Herzinsuffizienz hinzukommen. Patienten mit Vorhofseptumdefekt haben zumeist eine blasse Hautfarbe sowie einen peripheren Sauerstoffmangel (Zyanose). Große Defekte führen bereits im Kleinkindalter zu Belastungsdyspnoe (Atemnot) und Leistungsminderung.
Je früher Kinder oder auch Erwachsene mit Herzsymptomen einen Arzt aufsuchen und die richtige Diagnose Vorhofseptumdefekt erhalten, desto günstiger für die Genesung. Besteht der Vorhofseptumdefekt unbehandelt fort, kann es zu einer starken Rechtsherzbelastung und zur Herzschwäche kommen. Diese schränkt die Lebensqualität sowie die Lebenserwartung der Betroffenen ein.
In der Regel wird der Herzfehler bereits durch das Abhören (Auskultation) entdeckt. Typische Herzgeräusche und ein zumeist sichtbarer Herzschlag sind ein Hinweis auf die infolge des Vorhofseptumdefekts entstandene Rechtsherzbelastung. Begleitend zeigen sich auch schon in der Anamnese (Krankengeschichte) charakteristische Symptomkomplexe. Fehlen Symptome, erfolgt der Befund meist zufällig.
Beweisend für einen Vorhofseptumdefekt ist die Bildgebung beim Arzt. Eine Ultraschalluntersuchung bzw. eine sogenannte Echokardiographie können die Blutströme im Herzen sichtbar machen – insbesondere jene, die durch den Vorhofseptumdefekt – durch das „Loch im Herzen“ – laufen. Im Röntgenbild ist gegebenenfalls auch der vergrößerte rechte Vorhof des Herzens zu erkennen, der die Überbelastung des Lungenkreislaufes anzeigt.
Die Indikation zu operieren, wird vom Facharzt für jeden Patienten individuell gestellt. Günstig für den Verlauf der Operation und auch die Genesung ist, wenn der Patient noch in einem Frühstadium der Erkrankung ist und noch keinen Bluthochdruck im Lungenkreislauf (pulmonale Hypertonie) entwickelt hat. Als ein möglicher Grenzwert für Komplikationen gilt hier ein Blutdruck von 40 mmHg und mehr.
Beim operativen Verschluss eines Vorhofseptumdefekts vor dem 25. Lebensjahr besteht die beste Aussicht auf eine normale Lebenserwartung – die Komplikationsrate ist dementsprechend gering. Bei älteren Patienten, vor allem, wenn diese symptomlos sind, wird der operative Septumverschluss in der Fachwelt sehr kontrovers diskutiert.
Die Operation kann auf zwei Wegen erfolgen:
- Der Vorhofseptumdefekt wird mithilfe eines Gewebestückes aus dem Herzbeutel verschlossen oder direkt vernäht. Diese Methode kommt vor allem bei größeren Defekten zum Einsatz oder, wenn die Patienten über erhebliche Symptome und damit einhergehende Einschränkungen klagen.
- Bei kleinerem Vorhofseptumdefekt ist die Operation deutlich weniger invasiv und kann über einen Katheter erfolgen, der von der Leiste bis ins Herz vorgeschoben wird. Am Ende des Katheters sitzt ein kleines Schirmchen, welches über dem „Loch im Herzen“ aufgespannt wird und dieses verschließt.
Nach der operativen Korrektur eines Vorhofseptumdefekts verbringen die Patienten einige Zeit auf der Intensivstation und werden dort auf Blutverdünner eingestellt und nachbeobachtet. Die Blutverdünnung mittels Heparin oder Marcumar ist notwendig, um gefährliche Blutgerinnsel zu vermeiden, welche beispielsweise in den Lungenkreislauf geraten und dort zu einer Lungenembolie führen können. Gleiches kann im Gehirn geschehen, wobei der arterielle Verschluss im Gehirn durch ein Blutgerinnsel dann einen Schlaganfall auslösen kann.
Die behandelnden Ärzte bei Vorhofseptumdefekt sind Experten auf dem Gebiet der Herzchirurgie und Kardiologie sowie gegebenenfalls Pädiatrie (Kinderheilkunde). Geeignete Zentren und Spezialisten finden Sie unter anderem auf dieser Seite.